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Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety

Titel: Brüder - Mantel, H: Brüder - A Place of Greater Safety Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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dürfen.«
    »Abgelehnt.«
    Camille zerknüllt die Blätter mit beiden Händen und wirft sie mit erstaunlicher Treffsicherheit in Richtung von Hermanns Kopf. Schändlicherweise duckt sich der Vorsitzende weg. Fouquier ist aufgesprungen: »Die Gefangenen haben die nationale Justiz beleidigt. Gemäß dem Erlass des Konvents dürfen sie somit umgehend aus dem Gericht entfernt werden. Die Geschworenen werden sich zur Beratung zurückziehen.«
    Die Zuschauermenge hinter der Absperrung zerstreut sich bereits, um entlang der Todesroute und vor dem Schafott Aufstellung zu nehmen. Gestern Abend hat Fouquier drei Schinderkarren bestellt: drei Schinderkarren am späteren Nachmittag.
    Zwei Beamte eilen zu Fabre, um ihm zu helfen.
    »Wir müssen Sie alle nach unten bringen, Bürger, solange die Geschworenen sich beraten.«
    »Würden Sie bitte Ihre Hände wegnehmen«, sagt Hérault mit gefährlicher Höflichkeit. »Kommen Sie, Danton, es ist sinnlos, hier noch herumzustehen. Kommen Sie, Camille – ich hoffe, Sie machen kein Theater.«
    Camille wird so viel Theater wie nur irgend möglich machen. Ein Gerichtsbeamter steht vor ihm. Der Mann weiß – es ist einer seiner Glaubensgrundsätze –, dass Verurteilte sich nicht zur Wehr setzen. »Bitte kommen Sie mit uns mit«, sagte er. »Und zwar ganz ruhig. Niemand möchte Ihnen wehtun, aber wenn Sie nicht ruhig mitkommen, müssen wir Ihnen wehtun.«
    Danton und Lacroix beginnen auf Camille einzureden. Er klammert sich verzweifelt an der Bank fest. »Ich möchte Ihnen nicht wehtun«, sagt der Beamte hilflos. Eine Handvoll Zuschauer haben sich aus der Menge gelöst und kommen zurück. Camille grinst den Beamten höhnisch an. Der Mann versucht vergebens, ihn wegzuzerren. Verstärkung kommt. Fouquiers Augen ruhen blicklos auf seinem Vetter. »Herrgott noch mal, überwältigen Sie ihn, tragen Sie ihn raus!«, schreit Hermann. Er knallt verärgert ein Buch auf den Tisch. »Schaffen Sie sie alle raus!«
    Einer der Beamten greift in Camilles langes Haar und reißt seinen Kopf nach hinten. Ein Knacksen ist zu hören und sein gequältes Ächzen. Im nächsten Moment haben sie ihn zu Boden geschlagen. Lacroix wendet angewidert das Gesicht ab. »Ich will, dass Robespierre das erfährt«, sagt Camille, als sie ihn vom Marmorboden hochzerren. »Ich will, dass er das in Erinnerung behält.«
    »Nun«, sagte Hermann zu Fouquier, »der halbe Polizeiausschuss sitzt im Geschworenenzimmer, wir können uns also genauso gut dazugesellen. Wenn noch irgendwelche Zweifel bestehen, zeigen Sie ihnen die Dokumente des britischen Außenministeriums.«
    Vor dem Gerichtssaal verlässt Fabre fast die Kraft. »Halt«, keucht er. Die beiden Beamten, die ihm helfen, fassen ihn unter die Ellbogen und lehnen ihn an die Wand. Er ringt nach Luft. Drei Männer zerren Camilles schlaffen Körper an ihm vorbei. Camilles Augen sind geschlossen, er blutet aus dem Mund. Fabre sieht ihn; sein Gesicht fällt in sich zusammen, und plötzlich beginnt er zu weinen. »Oh, ihr Mistkerle«, sagt er. »Ihr Mistkerle, Mistkerle, Mistkerle.«
     
    Fouquier schaut von einem Geschworenen zum anderen. Souberbielle weicht seinem Blick aus. »Das wäre es dann wohl«, sagt er zu Hermann. Er nickt Vadier zu. »Zufrieden?«
    »Zufrieden bin ich dann, wenn ihre Köpfe abgeschlagen sind.«
    »Die Zuschauermenge ist angeblich groß, aber friedlich«, sagt Fouquier. »Es ist so, wie Bürger Robespierre es gesagt hat: Letzten Endes kennt die Masse keine Loyalität. Es ist vorbei.«
    »Sollen wir sie wieder in den Gerichtssaal bringen lassen, noch mal die ganze Prozedur?«
    »Nein, ich denke nicht«, sagt Fouquier. Er reicht einem der Gerichtsbeamten ein Blatt. »Bringen Sie sie in den Vorraum. Hier ist das Todesurteil. Lesen Sie es ihnen vor, während Sansons Männer ihnen die Haare abschneiden.« Er zieht seine Uhr aus der Tasche. »Es ist jetzt vier. Er wird so weit sein.«
     
    »Ihr Urteil interessiert mich einen Scheißdreck. Ich will es nicht hören. Das Volk wird über Danton urteilen, nicht Sie.«
    Danton redet weiter, übertönt die Stimme des Beamten, sodass die Männer neben ihm alle nicht hören, wie ihr Todesurteil verlesen wird. Draußen im Hof rufen und scherzen Sansons Männer.
    Lacroix sitzt auf einem hölzernen Hocker. Der Henkersgehilfe reißt ihm den Hemdkragen auf und schneidet ihm zügig das Haar, damit der Nacken frei ist. »Ein Bewusstloser«, ruft ein Wärter. »Ein Bewusstloser.«
    Hinter dem Holzgitter, das die Gefangenen

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