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Brüder und Schwestern

Brüder und Schwestern

Titel: Brüder und Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Meinhardt
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entschieden steuerte er auf sein Thema zu: »Du bist also mit meinem Bruder bekannt, über seine Frau, nehme ich an. Ich hätte gleich darauf kommen können, da ihr ja in einer Redaktion arbeitet.«
    »Wir sind schon seit Studienzeiten befreundet, aber das wußtest du wohl nicht?«
    Matti schüttelte den Kopf.
    »Ihr seid nicht gerade dicke miteinander …«
    »Ach – hat er dir das auch erzählt?«
    »Das hat er mir nicht erzählt, deswegen kam ich darauf. Weil wir uns sonst nämlich so gut wie alles erzählen. Nur du wirst nie erwähnt, also schwelt da etwas, das ist nicht schwer zu erkennen. Außerdem ist es auch an deinen eigenen Worten ablesbar. Du hast eben von Carla äußerst distanziert als ›seiner Frau‹ gesprochen und nicht etwa gesagt: ›meine Schwägerin‹. Aber genau das wäre normal gewesen, wenn alles normal wäre zwischen euch.«
    »Und trotzdem wußtest du genau Bescheid über mein besonderes Verhältnis zu meiner ehemaligen Lehrerin! Woher eigentlich, wenn ich in euren Gesprächen nie erwähnt werde?«
    »Fast nie. Manchmal schon. Daß es ein besonderes Verhältnis gewesen ist, war mir aber bis heute nicht bekannt. Du selber hast es vorhin auf Wunsch des Anwalts offengelegt, das war nicht Erik, den du insgeheim vielleicht beschuldigst. Er hat gar keine Ahnung davon.«
    Jetzt verstand Matti, daß Weißfinger vorhin in bezug auf Karin Werth nur wie ein Eingeweihter getan hatte. Was für ein Taschenspieler! Sogleich war es Matti genug, mehr als genug, und er sann nach einer Möglichkeit, sich von Weißfinger zu verabschieden. Na, erklärte er schließlich, er wolle nicht unhöflich sein, aber allem Anschein nach wolle man ihn sprechen da vorne, wo Markus Fresenius stünde, er bewegte sich dorthin und wurde auch gleich in Beschlag genommen.
    Zwei Stunden später, es war schon weit nach Mitternacht, stieg er dann die Treppe hinab, der Kopf dröhnte ihm, denn dies war doch weit mehr als eine Lesung gewesen, geradezu als unwichtig hatte die sich erwiesen im Vergleich zu den vielen Bekanntschaften, die er geschlossen, und den aufwühlenden Gesprächen, die er geführt hatte; er war schon im zweiten Stock angelangt, als er sich erinnerte, daß er sich bei Fresenius nach der Frau hatte erkundigen wollen, die ihm hier in die Arme gelaufen war.
    Er beugte sich, seinen Schritt nicht stoppend, nur verlangsamend, zu dem Klingelschild neben ihrer Tür, um zu sehen, wie sie hieß, aber es stand kein Name darauf, da war auch schon die Person selber wie vergessen.
    *
    Und jetzt mußte Matti zurück auf die »Barby«, die er nicht mehr befehligen durfte, wie würde er damit klarkommen? Und wie Peter Schott damit, daß auf einmal er das Sagen hatte?
    »Leinen los«, rief Peter Schott bei ihrem ersten Ablegemanöver kurz und bündig, und als Matti dem Folge geleistet hatte und sie los waren, die sonnengebleichten, groben und an einigen Stellen schon recht aufgeriebenen Taue, schob er spaßeshalber noch hinterher: »Jut jemacht, Leinenknecht!«
    Daraufhin vollführte Matti einen Ausfallschritt in Peters Richtung, neigte den Kopf und hielt die Hand hinter die Ohrmuschel. Und so, wie auf den Stringer festgeschraubt, blieb er stehen, bis Peter Schott ihm den Gefallen tat und in erheblicher Lautstärke wiederholte: »Leinen-knecht!«
    Matti winkelte den linken Arm an und hieb mit der rechten Hand auf den Bizeps, du kannst mich mal, sollte das wohl heißen. Peter Schotts zunächst herzhaftes Lachen verebbte dann aber schnell. Es wich einer Traurigkeit, die ihn erst schweigen und dann seinen Kompagnon herbeiwinken ließ: »Komma bitte! Nu komm domma rauf hier!«
    »Sind wir eigentlich bescheuert?« fragte er, kaum daß Matti im Steuerhaus erschienen war. »Wieso soll ick dich rumkommandiern? Ditt is sowatt von unnatürlich, ditt haltick niemals durch, ick komm mir richtig blöde vor, du nich?«
    Matti wackelte mit dem Kopf. Zwar ging ihm das genauso, aber es hatte sich nicht geziemt, von selber damit anzufangen; wider Erwarten wäre es ja möglich gewesen, Peter Schott hätte schnell Gefallen gefunden am Schiffsführerdasein.
    »Siehste. Und warum ditt allett? Wegen ner Anweisung, die jakeener kontrolliern kann. Keene Sau is hier außer uns beeden und der Klopsteg-Mumie und dem faulen neuen Lehrling, dem sowieso allett ejal is. Also laß uns so tun, als wär nüscht passiert, ick bleib dein Vize, und nur wenn irgendwatt zu unterschreim is, setzick mein Wilhelm dahin und nich du. Ick meine, wie solln ditt sonz ooch

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