Brüllbeton - Kriminalroman
der Haltestellenbank von Weitem nicht wiederzuerkennen.
Bei der Lagerhalle kehrte Ruhe ein. Der entladene LKW fuhr davon, und der Lagerarbeiter parkte seinen Gabelstapler in der Halle und verschwand quer über die StraÃe, um den nächsten Bus zu besteigen.
Lange Zeit passierte nichts. Kroll langweilte FuÃball ohnehin, aber dieses Spiel überstieg fast seine Schmerzgrenze. Mirja schien mit den Gedanken ganz weit weg zu sein und kümmerte sich weder um die FuÃballer noch um ihren Partner.
Keiner der beiden bemerkte den breitschultrigen Mann mit dem gediegenen Herrenhut aus schwarzem Filz und der stark getönten Hornbrille, der sich unauffällig in ihre Nähe schob. Er tat ganz fuÃballbegeistert, beobachtete Mirja jedoch mit vorsichtigen Seitenblicken. Die kenne ich doch! Also hatte der Chef doch recht, dachte er, lieà sich jedoch nichts anmerken.
Plötzlich wurde Mirja hellwach und nickte unmerklich in Richtung zur Halle. »Schau, da drüben fährt ein PKW mit französischem Kennzeichen vor.« Sie bemerkte nicht, dass sie den Kommissar geduzt hatte.
Aber Kroll war das jetzt gleichgültig. »Kannst du Näheres erkennen? Ich meine, deine Augen sind jünger als meine.«
»Auf diese Entfernung kann selbst ich das Nummernschild nicht lesen. Ich erkenne nur an der gelben Farbe, dass es sich um einen Franzosen handeln muss.«
Zwei Männer stiegen aus und hantierten an der Tür des Nebeneingangs der Halle. Offenbar hatten sie einen Schlüssel. Dann verschwanden sie für längere Zeit im Inneren. Kroll war schon versucht, über den Zaun zu klettern und ihnen hinterher zu schleichen. Doch das traute er sich dann doch nicht, zumal er Mirja jetzt nicht allein lassen wollte.
Endlich, nach gut einer halben Stunde, kamen die beiden wieder zum Vorschein. Einer trug einen gut gefüllten Rucksack über der Schulter. »Ich würde auf Teufel kommâ raus gern wissen, was der Kerl da fortschleppt«, flüsterte Kroll.
»Seit wann verbündet sich die Kripo mit dem Teufel?«, konterte Mirja. »Da musst du dir schon einen anderen Weg überlegen.«
Die beiden Männer stiegen in den Wagen und preschten mit Vollgas davon. Kroll hoffte insgeheim, dass man auf der StraÃe inzwischen eine Radarfalle aufgestellt hatte, doch davon konnte keine Rede sein. Also hieà es wieder einmal warten, warten, warten.
Irgendwann hörte das FuÃballspiel auf, die kleine Menschenmenge löste sich auf. Nun hatte es keinen Sinn mehr, hier auf dem Platz zu verweilen. Kroll fasste einen Entschluss. »Du hast recht. Nicht auf den Teufel sollte man sich verlassen, sondern nur auf sich selbst. Und das werde ich. Also. Ich bringe dich jetzt zur Bushaltestelle, und du begibst dich ohne Umwege in dein Hotel zurück. Ich möchte nicht, dass du mit dem in Verbindung gebracht wirst, was ich vorhabe.«
»Aber wir können doch auch morgen â¦Â«, versuchte Mirja einzuwenden, aber Kroll lieà sie nicht aussprechen.
»Nein. Ich habe das Gefühl, dass das Geheimnis genau hier direkt vor unseren Augen liegt. Nämlich in der Lagerhalle. Ich werde mich jetzt mal in der Nähe des Zauns umsehen. Aber allein. Du bist in der Firma zu bekannt.«
Sie gingen zur Haltestelle, und Kroll wartete, bis der Bus kam. Dann gab er ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange. »Tschüss. Und danke, dass du so gut mit mir Liebespaar gespielt hast«.
Sie bestieg den Bus. Den gelb-roten Schal hatte sie sich um den Hals gelegt, sodass ihr rotes Haar wieder sichtbar wurde. Auch der breitschultrige Mann mit dem Filzhut und der Hornbrille stieg ein. Mirja setzte sich an einen Fensterplatz und lächelte Kroll zu. Der winkte ihr nach, bis der Bus auÃer Sichtweite war.
Dann nahm Kroll Kurs auf die Kleingartensiedlung. Hier war mehr los als auf dem FuÃballplatz, weil mehrere Hobbygärtner den Freitagabend nutzten, um in ihrer Parzelle herumzupusseln. Der eine reparierte seinen Gartenzaun, ein anderer schnitt Rosen, ein dritter lockerte den Boden des Gemüsebeets mit dem Spaten. Unwillkürlich fühlte sich Kroll an seinen Nachbarn zu Hause erinnert.
Was hatte der ihn neulich gefragt? Ob Musik töten kann? So ein Unsinn. Dass man sich an solch blöde Kleinigkeiten erinnert, seufzte der Kriminalbeamte. Als ob es nicht Wichtigeres im Leben gäbe.
Der Kommissar erkundete noch eine Weile die Umgebung. Am Wochenende war ihm zu viel Bewegung
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