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Brüllbeton - Kriminalroman

Brüllbeton - Kriminalroman

Titel: Brüllbeton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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wenig attraktiver Sportplatz flankierten das Gebäude. Hinter Büschen und niedrigen Bäumen versteckten sich einige Wohnblocks der unteren Mietkategorie.
    Mirja und Kroll erkundeten zunächst das Gelände weiträumig. Wie verabredet schlenderten sie wie ein Liebespaar Arm in Arm durch die wenig belebten Straßen. Die Bank vor einer Bushaltestelle gefiel Kroll. Von hier aus hatte man den Eingang zur Lagerhalle gut im Blick, ohne als neugieriger Beobachter aufzufallen. Die beiden setzten sich eng umschlungen auf die Bank und spielten also ›Liebespaar‹. Mirja hatte sich einen breitrandigen Hut tief ins Gesicht gezogen, um nicht erkannt zu werden. Es war zu befürchten, dass sie als Chefsekretärin in der Firma von Beton-Müller, dem die Lagerhalle gehörte, dem einen oder anderen bekannt war.
    Auf der Straße war nichts los. Ab und zu kamen Passanten vorbei, die sich jedoch um das Paar nicht scherten. Die Busse schienen ohnehin nur sehr unregelmäßig zu verkehren, und so fiel es nicht weiter auf, dass die beiden nicht einstiegen.
    Nach geraumer Zeit stieß Mirja ihren Partner an: »Das da hinten ist ein Firmenwagen. Ich erkenne ihn an der Farbe und am Aufbau«. Richtig, als der 7,5-Tonner an ihnen vorbeifuhr, konnten sie den ersten Teil eines Lübecker Kennzeichen erkennen. »HL – BM. BM steht für Beton-Müller . Alle seine LKWs haben diese Kennung.«
    Der Laster bog in die Zufahrt zur Lagerhalle ein. Man schien ihn erwartet zu haben, denn kaum war der Fahrer ausgestiegen, öffnete sich das Hallentor und ein Gabelstapler fuhr hinten an die Laderampe des LKWs heran. Ohne viele Worte zu wechseln, machten sich die Männer an die Arbeit. Mehrere Europaletten mit Säcken verschwanden im dunklen Inneren der Halle.
    Â»Alle haben die beiden gelben Querstreifen«, flüsterte Mirja. »Das ist bestimmt der Faserbeton aus Petersburg, über den wir neulich sprachen. Aber um sicher zu sein, müsste ich mir das aus der Nähe anschauen. Wenn auf den Säcken FB 67 steht, dann ist es das.«
    Â»Das kommt überhaupt nicht infrage«, antwortete Kroll. »Das wäre viel zu gefährlich. Was sollen die Arbeiter denken, wenn heute plötzlich die Chefsekretärin der Firma auftaucht? Da müssen wir uns einen anderen Weg ausdenken.«
    Das Abladen dauerte nicht lang. Dann steckte sich der LKW-Fahrer eine Zigarette an und begann, auf und ab zu gehen. Plötzlich schlug er den Weg direkt zur Bushaltestelle ein, wahrscheinlich, um sich vor der Weiterfahrt ein wenig die Füße zu vertreten. Kurz bevor er vor der Bank angelangt war, beugte sich Mirja impulsiv über ihren Partner und tat so, als würde sie ihn küssen. »Liebespaar spielen!«, kommandierte sie.
    Kroll genoss die weiche Berührung der etwa zehn Jahre jüngeren Frau und den dezenten, leicht holzigen Duft, den ihr Parfum verbreitete. Er wagte es nicht, ihren Kuss zu erwidern. Wie in einem schlechten Hollywoodfilm der 50er Jahre pressten die beiden ihre Lippen aufeinander. Kroll schien das eine Ewigkeit zu dauern, und das Spiel wurde ihm langsam peinlich.
    Endlich waren die Schritte des Mannes verklungen. Mirja löste sich wieder von ihrem Partner. »Sie sind ein schlechter Schauspieler. Das nennen Sie küssen?«, meinte sie mit einem leicht ironisch-beleidigten Ton. »Hoffentlich hat der Kerl nichts bemerkt.«
    Kroll war froh, dass die Situation bereinigt war. Er hatte mitbekommen, dass sich auf dem angrenzenden Sportplatz inzwischen eine kleine Menschenmenge eingefunden hatte, die wohl irgendeinem Fußballtraining zuschauen wollten. Also schlug vor: »Es wäre besser, wenn wir langsam mal den Ort wechseln würden. Ein Liebespaar, das so lang an einer Bushaltestelle sitzt und jeden Bus vorbeifahren lässt, fällt auf die Dauer auf.«
    Die beiden erhoben sich, schlenderten Arm in Arm über die Straße und gesellten sich zu den Zuschauern. Niemand nahm von dem Paar Notiz, alle waren zu sehr in das Spiel vertieft. Nicht so Mirja und Kroll. Aus den Augenwinkeln beobachteten sie die Lagerhalle, die sich ihnen jetzt von der Seite präsentierte. Mirja hatte ihren breitrandigen Hut abgesetzt und sich den Schal so über den Kopf geschlungen, dass sie kaum wiederzuerkennen war. Und der Kriminalbeamte zog sich seinen zerknitterten Trenchcoat über, den er die ganze Zeit in einer Einkaufstüte verborgen hatte. Jetzt war das Liebespaar von

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