Brüllbeton - Kriminalroman
aufzuklären.«
Der Boss klingelte nach dem Diener. Zarewitsch wusste, dass die Audienz damit beendet war. Mit einem genuschelten »Geht klar, Boss!«, stand er auf und bewegte sich servil dienernd rückwärts zur Tür, so wie er es aus alten Kostümfilmen kannte.
»Und zwar, mit allen Mitteln. Du verstehst, was ich meine!«, brüllte ihm der Boss hinterher.
5. Kapitel â Sandsteinfels
»Du lernst es wohl nie ⦠Schalt doch einer mal diese blöden grellen Sterne ab! ⦠Verdammter Tresterschnaps ⦠Absolut reines AICAR ⦠Zuckt im Kopf wie der Teufel ⦠Ich sollte mal âne Essigkur machen â im Doktorenhof in Venningen ⦠Oder umsteigen auf Müsli mit Weintraubensaft ⦠Mensch, Kroll, machâ keinâ ScheiÃ, kommâ zurück! ⦠Nicht einen Tropfen Alkohol, nicht einen einzigen ⦠Alfred auf dem Rathausplatz ⦠Pack mit an, wir öffnen die Säcke ⦠Danke, dass du so gut Liebespaar gespielt hast ⦠Mörtel soll aufpassen ⦠Der Zarewitsch in Nizza ⦠Seit wann verbündet sich die Kripo mit dem Teufel? ⦠Dieser trockene Riesling sprengt einem völlig den Schädel ⦠Dutzende Kilos FB 67-Q ⦠Mein Kopf riecht nach Schimmel ⦠Kroll, jetzt reià dich zusammen, wach endlich auf! ⦠Skrupelloser Dopinghandel ⦠Mirja, wie ich dich vermisse ⦠Dazu einen feinen Spritzer Zitronensaft â¦Â«
Kriminalhauptkommissar Kroll wälzte sich stöhnend auf die andere Seite. In seinem Hotelbett im Zimmer Nummer 12.
»Schluss jetzt mit der Show! Wachâ endlich wieder auf!«
Die von höllischen Blitzen durchzuckte Dunkelheit vor Krolls Augen ging langsam in einen trüben Nebelschleier über. Die Sterne in seinem Kopf begannen sich in eine Wolke faustgroÃer Schneeflocken zu verwandeln. Irgendwann schlug dieses monströse Schneegestöber um in eine Dunstwolke, hinter der die Umrisse eines Gesichts auftauchte, das Kroll irgendwie vertraut war.
»Verdammt, jetzt komm endlich wieder in die Gegenwart zurück!« Die Stimme erinnerte ihn entfernt an jemanden, den er vor seiner jüngsten Wiedergeburt schon mal getroffen hatte.
»Verflixt, du lernst es wohl nie! Warum musst du deine verdammte Normannennase auch immer wieder in unseren Pfälzer Saumagen stecken!«
Pfälzer Saumagen? Was war das noch? Klingt nach ekligen Kalorien und literweisem Konsum von Grauburgunder. Insgeheim sehnte sich Kroll nach einer Portion Sauerfleisch mit Bratkartoffeln. So, wie man es oben in Ostholstein zubereitete.
Aber leider roch es hier weder nach Sauerfleisch noch nach Bratkartoffeln, und so hielt die Realität langsam Einzug in Krolls Neocortex. Plötzlich erinnerte er sich wieder an seinen Pfalzurlaub, und er bekam ohne viel nachzudenken Lust auf Saumagen mit Grauburgunder. Aber leider gab es das in seinem Hotelzimmer Nummer 12 heute nicht.
Die letzten Ausläufer der imaginären Dunstwolke verdichteten sich zu dem Neonschein einer Hotelnachttischlampe. Ernüchtert öffnete Kroll die Augen. Statt Saumagen und Grauburgunder schnupperte er die Anwesenheit von seinem Freund, dem Polizeirat Bernhard Arnsberg.
»Du lernst es wohl nie!«, wiederholte dieser, als er bemerkte, dass Kroll wieder in das Diesseits zurückkam. »Lässt dich von Zuhältern aus dem Landauer Rotlichtmilieu vermöbeln, ohne uns einzuweihen. Das nächste Mal rufst du vorher an. Oder besser noch, wir verabreichen dir eine elektronische FuÃfessel, damit wir in Zukunft deine Schritte besser überwachen können.«
Kroll fielen die ersten Worte seiner Antwort schwer, zu sehr brummte ihm noch sein misshandelter Schädel. »Such dir für deine Scherze eine andere Witzfigur! Immerhin bin ich da nicht freiwillig hineingeraten.« Er richtete sich in seinem Bett auf und kramte in der Nachttischschublade nach einem Aspirin, das er â die Pfälzer mögen es ihm angesichts seiner trostlosen Situation verzeihen â ohne einen Schluck Grauburgunder tapfer und trocken hinunterwürgte.
»Du kannst von Glück reden, dass man dich auf einem Rastplatz an der B 10 gefunden hat«, redete Arnsberg weiter auf ihn ein. »Man muss dich dort aus einem Auto gestoÃen und liegengelassen haben. Bei dem Sauwetter solltest du besser woanders übernachten! Gestunken hast du wie
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