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Brüllbeton - Kriminalroman

Brüllbeton - Kriminalroman

Titel: Brüllbeton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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befestigt. Kroll schaute sich das neugierig an.
    Â»Mein Hobby«, erklärte die Dame des Hauses. »Ebenso wie die Glasmenagerie dort hinten. Ich habe eine Vorliebe für gefangene, zerbrechliche Wesen«.
    Sonderbare Vorliebe, fand Kroll. Und dazu noch für leblose Wesen. Er nickte ihr jedoch freundlich interessiert zu. Dann trat er ans Fenster und ließ den Blick über den Garten schweifen.
    Amelie schien das missverstanden zu haben. »Mein Mann ist nicht da«, sagte sie. »Er wird erst spät abends nach Hause kommen. Wir sind also unter uns. Und so wie ich meinen Sohn kenne, können wir ganz offen miteinander reden.«
    Sie setzten sich an einen kleinen runden Tisch.
    Â»Danke, Frau Müller«, begann Kroll. »Ich weiß nicht, inwiefern Sie wissen …«
    Kevin unterbrach ihn sofort. »Amelie weiß alles über meine Beziehung zu Mirja. Und sie akzeptiert uns beide so, wie wir sind.«
    Er streichelte ihre Hand. In seinen Augenwinkeln zuckte es. Kroll wollte jetzt nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen und schwieg.
    Nach einer Weile begann Kevin stockend zu reden. »Ich mache mir große Sorgen um Mirja. Sie hat sich seit Tagen nicht mehr bei mir gemeldet. Ich weiß, dass sie in der Pfalz ist, und ich fürchte, dass sie dort in höchster Gefahr schwebt.«
    Er schaute geistesabwesend auf den Garten hinaus. Seine Kiefer mahlten nervös hin und her. Dann wischte er sich mit dem rechten Zeigefinger über die Augenbrauen. Offenbar kämpfte er mit den Tränen.
    Â»Sie sind allein aus der Pfalz zurückgekommen. Bitte sagen Sie es gerade heraus: Ist Mirja etwas zugestoßen?«
    Amelie beugte sich vor und legte ihre Hände auf die von Kevin. Es war nicht zu übersehen, dass die beiden ein inniges Verhältnis verband. Einer schien den anderen zu stützen.
    Kroll räusperte sich umständlich. Dann sagte er mit tonloser Stimme: »Bitte fassen Sie sich jetzt. Es tut mir leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Frau Brandinger eines gewaltsamen Todes gestorben ist.«
    Eine beängstigende Stille breitete sich im Raum aus. Niemand rührte sich. Selbst von draußen aus dem Garten schien kein Laut hereinzudringen. Kroll war es, als hätte die Zeit für ein paar Minuten den Atem angehalten.
    Doch der Eindruck täuschte. Kevin wurde kreidebleich. In seinem Kopf wirbelten die Gedanken und Erinnerungen wie ein heftiges Schneetreiben durcheinander. Sein Blick schweifte über die Wasserfläche der Wakenitz. Vor seinem geistigen Auge sah er sich mit Mirja auf der Jolle. Sie scherzten miteinander, sie liebten sich, sie schwammen um die Wette, sie trockneten sich durch die gegenseitige Körperwärme.
    Und nun? Das sollte alles nur ein Traum gewesen sein? Kevin stand auf und ging zu einem Sekretär, der vor dem Fenster stand. Auf ihm befand sich ein kleiner Bilderrahmen mit zwei Fotos von sich, seinem Vater und seiner Stiefmutter. Lange Zeit betrachtete er die Bilder. Dann stieß er plötzlich den Rahmen mit voller Wucht zur Seite, sodass er in Scherben zersprang.
    Â»Er war es! Nur er ist schuld an allem!«, brüllte er.
    Mit Tränen in den Augen lief er zu dem Tisch zurück, an dem Amelie und Kroll nach wie vor wie versteinert saßen. »Und Sie, Herr Oberkommissar, Sie haben Mirja auf dem Gewissen! Sie haben sie wie einen Köder benutzt, um sich Ihre beruflichen Erfolge zu sichern. Ich will Sie nie wieder sehen!«
    Er stürzte in den Garten hinaus, nahm sein Fahrrad, das am Zaun lehnte, und verschwand wild in die Pedale tretend hinter der Hecke.
    Kroll wagte es nicht, sich zu rühren. Amelie war die Erste, die aus der Erstarrung erwachte. Plötzlich schien auch sie wie ausgewechselt. Sie erhob sich und forderte den Kommissar mit eisiger Stimme auf, die Kroll ihr nie zugetraut hätte: »Bitte verlassen Sie unser Haus. Die weiteren Einzelheiten über den Tod von Frau Brandinger möchte ich jetzt nicht hören. «
    Kroll blieb nichts anderes übrig, als sich der verfahrenen Situation zu fügen. Er versuchte, nach wie vor professionell aufzutreten, aber heimlich hatte auch er Gewissensbisse, weil er Mirja in die ganze Angelegenheit hineingezogen hatte.
    Frau Müller geleitete ihren Gast mit steifer Höflichkeit hinaus: »Wenn Sie uns zu verhören wünschen, stehen wir Ihnen selbstverständlich zur Verfügung. Aber bitte nicht mehr heute. Und mit meinem Mann werden Sie ja wohl

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