Brüllbeton - Kriminalroman
Radsporturlaub auf Mallorca zurück, musste er für den Herrn Kriminalhauptkommissar die Kastanien aus dem Feuer holen. Dabei hätte er sich viel lieber mit Julia, die er auf der Insel kennengelernt hatte, zum gemeinsamen Radfahren in der Holsteinischen Schweiz verabredet.
Noch aus seinem Aufenthalt in der Pfalz hatte Kroll telefonisch erläutert, was vorgefallen war, und wies seinen Assistenten an, das Alibi von Beton-Müller zu überprüfen. Er selber, also Kroll, würde so schnell wie möglich nachkommen, um den anhängigen Dopingmittel-Fall zum Abschluss zu bringen.
Keine leichte Aufgabe, wie Hopfinger fand, zumal er glaubte, seine Stärken lägen eher in einer sportlichen Verbrecherjagd als im routinemäÃigen Ãberprüfen von Alibis. Ziemlich lustlos fuhr er zur Hoch und Tief Müller GmbH .
Das Vorzimmer war verwaist. Eine Klingel gab es nicht. Hopfinger rief mehrmals: »Hallo, ist da jemand?« Doch nichts rührte sich. Plötzlich stürmte ein Mann mit grau meliertem Haar, das nach hinten zu einem Zopf gebunden war, herein. »Was wollen Sie?«, fragte dieser unwirsch.»Meine Sekretärin ist in Urlaub, also machen Sie es kurz.«
Hopfinger zückte seinen Dienstausweis. »Kriminalpolizei. Hopfinger mein Name. Ich möchte Herrn Verdinand B. Müller sprechen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
Der Neuankömmling stockte in seinem Schwung und blickte ungehalten auf den Besucher herab. »Kripo? Was will die Kripo bei mir? Ich habe im Moment Wichtigeres zu tun, als mich mit der Polizei zu unterhalten. Kommen Sie morgen wieder.«
Schon wollte er sich in sein Büro zurückziehen, doch Hopfinger lieà nicht locker: »Es geht um Ihre Sekretärin. Ich fürchte, das können wir nicht auf morgen verschieben, es sei denn, Sie würden sich zu einer Aussage bei uns aufs Polizeipräsidium bemühen.«
Das wirkte. Müller setzte eine versöhnliche Miene auf. »Frau Brandinger, meine Sekretärin? Was ist an ihr so wichtig, dass sich die Kripo für sie interessiert? Wenn ich mich richtig erinnere, ist sie zurzeit im Urlaub. Ich weià zwar nicht, wo, aber sie hat sich das redlich verdient.«
»Dann haben sich die Unterlagen über den Bauabschnitt Z 23 also wieder eingefunden, die neulich beim Besuch meines Kollegen Kroll nicht aufzutreiben waren? Gut, dann kommen wir ja endlich mit der Aufklärung des Leichenfundes unter der Betondecke voran.«
»Nun ja«, wiegelte Müller ab. »Das nun wieder nicht. Die Unterlagen werde ich wohl abschreiben müssen.«
»So wie Ihre Sekretärin?«, konterte Hopfinger. »Wenn ich richtig informiert bin, wollten Sie sie doch entlassen, falls das Material nicht wieder auftauchen sollte. Und nun ist sie im Urlaub?«
In Müllers Stimme vibrierte leichte Nervosität. »Schon, aber ich habe ihr gewissermaÃen eine Auszeit verordnet, damit sie sich erholen kann. Sie kam mir in letzter Zeit sehr erschöpft vor. Das wird wieder.«
»Nun«, erwiderte der Kriminalbeamte mit ironischem Unterton. »Diese Auszeit scheint mir recht endgültig zu sein, wie ich fürchte.«
»Wie soll ich das verstehen?«
»Also«, entgegnete Hopfinger langsam und mit betont sachlicher Stimme, »bevor ich Ihre Fragen beantworte, würde ich Ihnen gern eine Gegenfrage stellen: Wo waren Sie am Dienstagabend dieser Woche?«
Dem Kriminaloberkommissar entging nicht, dass Müllers Hände zitterten, als dieser zu einer Karaffe griff und sich etwas Wasser in ein bereitstehendes Glas füllte. Dann holte er eine Tablette aus einem kleinen silbernen Etui und spülte sie mit einem Schluck Wasser hinunter.
»Entschuldigen Sie«, erklärte er. »Mein Herz ist nicht das stabilste. Mein Arzt hat mir geraten, Aufregungen zu vermeiden. Und Ihre etwas provokante Frage ist für mich in der Tat reichlich aufregend.«
Elender Simulant, dachte Hopfinger. Will nur Zeit gewinnen, um sich ein passendes Märchen auszudenken.
Beton-Müller brauchte eine Weile, um sich zu fassen. »Aber bitte, wie Sie wünschen. â Dienstag? Das kann ich so aus dem Kopf nicht sagen. Da muss ich erst einmal in meinen Kalender schauen.«
Doch bevor er seinen Terminkalender hervorkramte, fiel ihm ein: »Dienstag. Richtig, jetzt erinnere ich mich. Da war ich im Konzert. Meine Frau spielt in einem Streichquartett, müssen Sie wissen, und das hatte am Dienstag
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