Brüllbeton - Kriminalroman
»Schluss mit den Spekulationen. Auf jeden Fall müssen wir sofort morgen früh folgendes veranlassen: Erstens â Visite im Hause Müller, um die Witwe zu informieren und seinen privaten Rechner beschlagnahmen, wenn es der Staatsanwalt genehmigt. Auch den seiner Ehefrau. Zweitens, parallel dazu â Razzia in seiner Firma. Stichwort FB 67/Q. Drittens â die Spur Grigorij Rosenholz verfolgen. Viertens â Kontakt mit dem Hamburger Drogendezernat zwecks Absprache in Bezug auf den aktuellen Todesfall.«
Als die beiden wieder auf den Asphaltweg zur Anlegestelle der Priwallfähre traten, wischte sich Kroll den Sand von den Schuhen. »Und noch eins, Hopfinger. Solang der Obduktionsbericht aussteht, sollten wir vorläufig so wenig wie möglich von unseren bisherigen Ermittlungen nach auÃen tragen. Todesursache Herzstillstand, also kein Wort über die merkwürdigen Begleitumstände, vor allem nichts über die weiÃen Kapseln im Rachen des Toten.«
Als die Männer die Fähre betraten, die sie rüber nach Travemünde brachte, fiel Kroll ein: »Vorläufig wäre es besser, in Müllers Firma doch noch keine Razzia vorzunehmen. Das würde die etwaigen Komplizen nur warnen. Aber sie unauffällig beobachten und feststellen, wer da ein und aus geht.«
*
Am folgenden Tag stürmte Hopfinger aufgeregt in Krolls Büro, ohne vorher anzuklopfen. »âtschuldigung, Chef, aber es ist wichtig. Gestern Abend ist ein Fax eingegangen aus Landau von Ihrem Freund Arnsberg. Sie waren ja schon fort, und da musste ich mich selber um diese Sache kümmern, ehe â¦Â«
»Schon gut, Hopfinger«, unterbrach ihn Kroll, der gerade an einem Kaffee nippte, den er sich aus dem Automaten gezogen hatte. Eigentlich mochte er die Brühe nicht besonders, aber zum Munterwerden reichte es. »Was gibtâs Neues aus der Pfalz?«
»Es geht um einen gewissen Alfred.«
Kroll verschluckte sich fast, als er den Namen hörte. Alfred war doch dieser neugierige, verdächtig umherschwirrende Portier in dem Leinsweiler Hotel. Was hatte der mit dem Fall zu schaffen? Mit leicht ironischem Unterton fragte Kroll: »Und, hat Bernhard ihn als den Mörder von Mirja entlarvt?«
Hopfinger schaute seinen Chef verwirrt an. Er verstand die Anspielung nicht. Betont sachlich entgegnete er: »Im Gegenteil. Jener Alfred scheint gern Privatdetektiv zu spielen. Und es sieht so aus, als ob er in unserem Fall ein wesentliches Detail herausgefunden hat.«
Kroll musste innerlich schmunzeln. Alfred, den er damals bereits in die Liste der Verdächtigen aufgenommen hatte, entpuppte sich als ein Hobbykollege. So leicht konnte einem die vermeintliche Menschenkenntnis einen Streich spielen. Das darf mir in diesem Fall nicht noch einmal passieren, nahm sich der Kriminalbeamte vor.
Sein Assistent erzählte ihm Alfreds Geschichte. Hopfinger hatte sofort den Bezug zum Fall Brüllbeton hergestellt und die aktuellen Daten und Fotos mit der Landauer Polizei ausgetauscht. Alfreds Kollege von der Pension am Westring identifizierte Mörtels Besucher einwandfrei als Beton-Müller. Umgekehrt zeigten Alfreds Handyaufnahmen jenen Mörtel zusammen mit der ermordeten Mirja Brandinger.
»Damit steht fest, dass Müller und sein Kumpane sich zur Tatzeit in Landau aufhielten. Wir sollten uns jetzt auf diesen Mörtel konzentrieren«, schloss Hopfinger seinen Bericht ab.
»Gute Arbeit«, gestand ihm Kroll zu. »Wir wissen jetzt, wie er aussieht, und wir wissen, dass er bei der Hoch und Tief Müller GmbH arbeitet. Also an die Arbeit. Wie ich gestern schon sagte: die Baufirma möglichst rund um die Uhr beobachten. Ebenso diesen Grigorij Rosenholz«.
Das riecht nach Ãberstunden, ahnte Hopfinger. Eigentlich würde ich meine Zeit lieber mit Julia verbringen. Radfahren durch die Holsteinische Schweiz. Und mal in eine richtige Oper gehen. Tristan und Isolde vielleicht, die wird ja gerade im Theater gespielt. Geht es da nicht auch um Drogen?
9. Kapitel â Kommunikative Einsätze
Am Nachmittag fuhr Kroll zur Villa der Familie Müller in die RoeckstraÃe, um die Witwe vom Tod ihres Mannes zu unterrichten. Vor der Einfahrt hielt gerade ein Taxi. Amelie stieg aus, und der Fahrer stellte ihre Koffer vor die Eingangstür. Nachdem sie den Fahrpreis bezahlt hatte, ging Kroll auf sie zu.
Sie erkannte den Kriminalbeamten sofort wieder. »Schon
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