Brüllbeton - Kriminalroman
war, sich an dessen frühere Geliebte Chantal Lafayette, Bratschistin im âºString Event Internationalâ¹ und bis vor Kurzem Gefährtin des dahingeschiedenen Beton-Müller, heranzumachen.
Er wusste, dass die Musikerin im Städtischen Orchester spielte und zurzeit im Theater anzutreffen war, wo sie bei den Proben zum Tristan mitwirkte. Genauer gesagt war es Hopfingers neue Radsportfreundin Julia, die ihm diesen Tipp gegeben hatte. Seit ihrem gemeinsamen Mallorca-Radurlaub verstanden sich die beiden sehr gut. Und sie ergänzten sich perfekt. Julia war für das Kulturelle, Hopfinger für das Gesellige zuständig. Ihr Hobby war die klassische Richtung, seines die Popmusik.
Also entschloss sich Hopfinger, Julia zu dem kommunikativen Einsatz, wie er sich auszudrücken pflegte, mitzunehmen. Das ist ein Gespräch mit dem polizeilichen Gegenüber, das noch nicht den Charakter einer Vernehmung hatte, erklärte er ihr. Nicht nur, dass er hoffte, von ihren musikalischen Fachkenntnissen zu profitieren, auch wollte er sie stolz in seine spannende Arbeitswelt als Kriminalbeamter einführen.
Die beiden setzten sich in die Kantine des Theaters und warteten, bis der Dirigent eine Pause anberaumte. Als Chantal in Begleitung einiger Kollegen erschien, winkte Hopfinger sie sofort an seinen Tisch.
»Sie sind doch die charmante Bratschistin vom âºString Event Internationalâ¹. Ich habe Sie neulich auf dem Radsportfest gesehen. Meine Freundin Julia und ich waren ganz hingerissen von der brillanten Show, und wir hätten gern ein Autogramm von Ihnen.«
Chantal lächelte verschmitzt. »Ja. Und auch ich erkenne Sie wieder. Sie sind doch einer von den beiden Bullen, die uns auf dem Fest überwacht haben. Mein Freund Verdinand hat mir das erzählt. Unsere Bodyguards, wie er es ausdrückte. Das fanden wir auch ganz nett, aber ich meinerseits kann durchaus auf ein Autogramm von Ihnen verzichten.«
Julia fand, dass sie mit ihrer weiblichen Vermittlungsgabe die etwas angespannte Situation entschärfen müsste. »Oh, das kann ich verstehen. Die Polizei tut ihre Pflicht, ohne an eine Belohnung zu denken. «
»Ach«, unterbrach sie Chantal. »Sind Sie auch bei der Polizei? So sehen Sie gar nicht aus. Aber ich kann mir denken, warum Sie hier sind. Nicht wegen des Autogramms.«
Hopfinger fand die Dame etwas zu direkt und wollte sich rechtfertigen, doch sie lieà ihm keine Gelegenheit dazu. »Sie sind wegen Verdinand hier, nicht wahr?«
Der Kommissar stutzte für einen kurzen Moment. Dann rettete er sich mit einer Gegenfrage, was er gern tat, wenn er sich provoziert fühlte. »Woher wissen Sie das mit Herrn Müller? Die Todesanzeige stand doch noch gar nicht in der Zeitung.«
»Ach wissen Sie, unter Musikern verbreiten sich manche Gerüchte viel schneller als eine Zeitungsmeldung.« Chantal senkte den Kopf und wischte sich theatralisch eine imaginäre Träne aus dem Augenwinkel. »AuÃerdem, eine Frau hat so ihre Intuitionen. Julia wird verstehen, was ich meine. Verdinand hat sich nun seit mehreren Tagen nicht bei mir gemeldet. Da ahnte ich, dass etwas geschehen war. Grigorij hat es mir vorhin per Handy bestätigt. Woher der das wusste, kann ich Ihnen allerdings nicht sagen.«
Jetzt fühlte Hopfinger sich wieder ganz als Kriminalist. »Gut, Frau Lafayette, dass wir gleich ohne Umschweife zur Sache kommen können. Zunächst muss ich klarstellen, dass es sich bei unserem Gespräch streng genommen nicht um ein Verhör handelt. Julia und ich wollen zunächst nur im kommunikativen Vorfeld mit Ihnen reden. Dennoch können Sie, wenn Sie mögen, jede Aussage verweigern. Das ist Ihr absolutes Recht.«
»Es läuft auch kein geheimes Mikrofon mit«, meinte Julia bekräftigen zu müssen, obwohl Hopfinger die Bemerkung unpassend fand, schlieÃlich waren sie hier nicht in einem Dreh für einen Fernsehkrimi.
Chantal nahm die Angelegenheit locker. »Fragen Sie ruhig, was immer Sie wollen. Ich habe ja schlieÃlich nichts zu verbergen. Allerdings frage ich mich, warum sich die Kripo in den Fall einschaltet. Grigorij sagte, Verdinand wäre eines natürlichen Todes gestorben. An Herzversagen.«
»Schon, das stimmt. Aber wir sind angehalten, die üblichen Routineuntersuchungen durchzuführen. Zumal es Hinweise darauf gibt, dass Herr Müller in Dinge verstrickt war, die die Kriminalpolizei sehr wohl etwas
Weitere Kostenlose Bücher