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Brunetti 01 - Venezianisches Finale

Brunetti 01 - Venezianisches Finale

Titel: Brunetti 01 - Venezianisches Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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miteinander gesprochen hätten.«
    »Wollen Sie damit sagen, sie war hinter der Bühne, als er starb?«, fragte Patta so begierig, dass Brunetti fast glaubte, er würde sie schon allein dafür am liebsten gleich verhaften lassen.
    »Ja, aber ich weiß nicht, ob sie ihn gesehen hat, ob sie überhaupt in seine Garderobe gegangen ist.«
    »Nun, dann sehen Sie zu, dass Sie das herausbekommen.« Selbst Patta merkte, dass sein Ton etwas zu barsch gewesen war. »Setzen Sie sich, Brunetti«, fügte er hinzu.
    »Danke«, sagte Brunetti, klappte sein Notizbuch zu und steckte es in die Tasche, bevor er sich seinem Vorgesetzten gegenüber niederließ. Pattas Stuhl war, wie er wusste, ein paar Zentimeter höher als dieser, was der Vice-Questore zweifellos als subtilen psychologischen Vorteil betrachtete.
    »Wie lange war sie dort?«
    »Ich weiß es nicht. Sie war sehr durcheinander, als ich mit ihr gesprochen habe und hat sich nicht sehr klar ausgedrückt.«
    »Hätte sie in die Garderobe gehen können?«, wollte Patta wissen.
    »Vielleicht. Ich weiß es nicht.«
    »Das klingt, als wollten Sie die Dame entschuldigen«, meinte Patta und fragte gleich darauf: »Ist sie hübsch?« Er hatte also offenbar
    von dem Altersunterschied zwischen dem Toten und seiner Witwe gehört, dachte Brunetti.
    »Wenn man große Blondinen mag«, antwortete er.
    »Sie nicht?«
    »Meine Frau erlaubt es mir nicht.«
    Patta versuchte mühsam, das Gespräch wieder aufs Thema zurückzuführen. »Ist während der Vorstellung sonst noch wer in der Garderobe gewesen? Woher kam der Kaffee?«
    »Im Erdgeschoß des Theaters ist eine Bar. Wahrscheinlich daher.«
    »Klären Sie das.«
    »Ja. Signore.«
    »Und nun passen Sie auf, Brunetti.« Brunetti nickte. »Ich möchte wissen, wer gestern Abend alles in dieser Garderobe war, oder in der Nähe. Und ich möchte mehr über die Frau wissen. Wie lange sie verheiratet waren, woher sie kommt, all diese Dinge.« Brunetti nickte.
    »Brunetti?«, fragte Patta unvermittelt.
    »Ja?«
    »Warum machen Sie keine Notizen?«
    Brunetti erlaubte sich die Andeutung eines Lächelns. »Oh, ich vergesse nie etwas von dem, was Sie sagen, Signore.«
    Aus Gründen, die nur er kannte, beschloss Patta, ihn beim Wort zu nehmen. »Ich glaube übrigens nicht, dass sie ihn nicht gesehen hat, wie sie Ihnen sagte. Die Leute fangen nicht etwas an und ändern dann ihre Meinung. Ich bin sicher, da steckt mehr dahinter. Wahrscheinlich hat es mit dem Altersunterschied zu tun.« Wie man hörte, hatte Patta zwei Jahre Psychologie an der Universität von Palermo studiert, bevor er zu Jura wechselte. Eindeutige Tatsache aber war, dass er nach einer sehr unauffälligen Karriere als Student seinen Abschluss gemacht und bald danach, als direkte Folge der sehr auffälligen Karriere seines Vaters in der Democrazia Cristiana, zum Vice-Commissario avanciert war. Und heute, nach mehr als zwanzig Jahren, war er Vice-Questore der venezianischen Polizei.
    Da Patta offensichtlich mit seinen Anweisungen fertig war, bereitete Brunetti sich auf das Unvermeidliche vor: die Rede über die Ehre der Stadt. Und wie die Nacht dem Tag, so folgten dem Gedanken Pattas Worte. »Sie verstehen das vielleicht nicht, Commissario, aber es handelt sich um einen der berühmtesten Künstler unserer Zeit. Und er ist hier in Venedig, in unserer Stadt, umgebracht worden.« Der Name Venedig klang mit Pattas sizilianischem Akzent immer etwas lächerlich. »Wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um dieses Verbrechen aufzuklären; wir können nicht dulden, dass es den Ruf, ja die Ehre unserer Stadt schädigt.« Es gab Zeiten, da war Brunetti versucht, sich aufzuschreiben, was der Mann sagte.
    Und während Patta auf diesem Gleis fortfuhr, beschloss Brunetti, Paola einen Blumenstrauß mitzubringen, falls er die glorreiche musikalische Geschichte Venedigs erwähnte. »Dies ist die Stadt Vivaldis, Mozart hat hier gewirkt. Wir haben eine Verpflichtung gegenüber der Musikwelt.« Iris, dachte er, die mochte sie am liebsten. Sie würde sie in die hohe blaue Muranovase ste ll en.
    »Ich möchte, dass Sie alles andere liegenlassen und sich ganz diesem Fall widmen. Ich habe mir die Einsatzpläne angesehen«, meinte Patta und überraschte Brunetti dadurch, dass er überhaupt von der Existenz solcher Pläne wusste. »Und zwei Leute zu Ihrer Hilfe eingeteilt.« Bitte nicht Alvise und Riverre, dann bringe ich ihr zwei Dutzend mit »Alvise und Riverre. Gute, solide Leute.« Was grob übersetzt

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