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Brunetti 02 - Endstation Venedig

Brunetti 02 - Endstation Venedig

Titel: Brunetti 02 - Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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hier«, sagte sie. Dann fragte sie in anderem Ton: »Woher sprechen Sie so gut Englisch?«
    »Ich habe es in der Schule und auf der Universität gelernt, außerdem war ich eine Zeitlang in den Staaten.«
    »Aber Sie sprechen sehr gut.«
    »Danke. Sprechen Sie Italienisch?«
    »Un poco «, antwortete sie, lächelte dann und fügte hinzu: »Molto poco.«
    Vor ihnen tauchte der Anleger des Piazzale Roma auf. Er trat an ihr vorbei und griff nach der Leine, um sie bereit zu haben, während Monetti den nächsten Pfahl anlief. Er warf das Seil über den Pfahl und befestigte es fachmännisch mit einem Seemannsknoten. Monetti stellte den Motor ab, und Brunetti sprang auf den Anlegesteg. Dr. Peters nahm wie selbstverständlich seinen Arm, als sie von Bord ging. Dann ließ sie ihn los, und sie gingen nebeneinander zu dem Wagen, der immer noch vor der Carabinieriwache stand.
    Der Fahrer stieg aus, als er sie kommen sah, salutierte und öffnete ihr die hintere Tür. Sie zog den Rock ihrer Uniform zurecht und glitt auf den Rücksitz. Brunetti hob die Hand, um zu verhindern, daß der Fahrer die Tür hinter ihr zuschlug. »Danke, daß Sie gekommen sind, Doctor«, sagte er, wobei er seine Hand aufs Wagendach legte und sich zum Sprechen hinunterbeugte.
    »Keine Ursache«, antwortete sie, ohne sich groß dafür zu bedanken, daß er sie nach San Michele gebracht hatte.
    »Ich freue mich darauf, Sie in Vicenza wiederzusehen«, sagte er, gespannt auf ihre Reaktion.
    Diese kam plötzlich und ausdrucksstark, und er sah kurz wieder dieselbe Angst aufblitzen wie in dem Moment, als sie die Wunde gesehen hatte, an der Foster gestorben war. »Warum?«
    Er lächelte nichtssagend. »Vielleicht kann ich mehr darüber herausfinden, warum er umgebracht wurde.«
    Sie beugte sich vor und zog am Türgriff. Ihm blieb nichts übrig, als dem Gewicht der zufallenden Tür auszuweichen. Er sah, wie sie sich vorbeugte und etwas zum Fahrer sagte, dann fuhr das Auto davon. Brunetti blieb stehen und sah zu, wie es sich in den fließenden Verkehr des Piazzale Roma einordnete und die ansteigende Straße hinauf in Richtung Brücke fuhr. Oben verlor er es aus den Augen, ein neutrales, hellgrünes Fahrzeug, das von einem Ausflug nach Venedig zum Festland zurückkehrte.

5
    Brunetti machte sich nicht die Mühe, noch einmal in die Carabinieristation hineinzusehen, ob man seine Rückkehr mit dem Captain auch registriert hatte, sondern ging direkt zum Boot zurück, wo er Monetti wieder bei seiner Zeitung fand. Vor Jahren hatte einmal irgendein Ausländer - wer, wußte er nicht mehr - etwas darüber gesagt, wie langsam Italiener lasen. Daran mußte Brunetti seither jedesmal denken, wenn er beobachtete, wie sich jemand auf der ganzen Strecke von Venedig bis Mailand mit einer einzigen Zeitung beschäftigte; Monetti hatte bestimmt reichlich Zeit gehabt, aber er schien immer noch auf den ersten Seiten zu sein. Vielleicht hatte die Langeweile ihn gezwungen, noch einmal von vorn anzufangen.
    »Danke, Monetti«, sagte er, als er an Deck trat.
    Der junge Mann blickte auf und lächelte. »Ich habe versucht, so langsam wie möglich zu fahren, Commissario. Aber es ist die Pest mit all diesen Irren, die sich einem ans Hinterteil heften und viel zu dicht auffahren.«
    Brunetti teilte seine Meinung über italienische Fahrer. Er war schon Anfang Dreißig gewesen, als er Auto fahren gelernt hatte, zwangsweise, weil er für drei Jahre nach Neapel versetzt war. Er fuhr ängstlich und schlecht, langsam aus Vorsicht, und regte sich allzu oft über dieselben Irren auf, die Sorte, die Autos lenkte, nicht Boote.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, mich nach San Silvestro zu bringen?« fragte er.
    »Ich lasse Sie direkt am Ende der Calle aussteigen, Commissario, wenn Sie wollen.«
    »Danke, Monetti, gern.«
    Brunetti zog die Leine mit einem Ruck über den Pfahl und legte sie sorgfältig um den Metallpfosten an der Seite des Bootes. Dann ging er nach vorn und stellte sich neben Monetti, wahrend sie den Canal Grande hinauffuhren. Wenig von dem, was an diesem Ende der Stadt zu sehen war, interessierte Brunetti. Sie ließen den Bahnhof hinter sich, ein Gebäude, das durch seine Trostlosigkeit überraschte.
    Wie viele Venezianer hatte Brunetti stets ein Auge für seine Stadt. Oft fiel ihm ein Fenster auf, das er noch nie bemerkt hatte, oder die Sonne erhellte einen Bogengang, und dann zog sich ihm richtiggehend das Herz zusammen, als Reaktion auf etwas, das weit vielschichtiger war als bloße

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