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Brunetti 02 - Endstation Venedig

Brunetti 02 - Endstation Venedig

Titel: Brunetti 02 - Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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einzeln verpackte Glühbirnen, ein Verlängerungskabel, ein paar alte Zeitschriften und eine braunlederne Aktentasche. Er nahm die Aktentasche heraus und wischte mit der Hand den Staub ab. Dann trug er sie zu seinem Schreibtisch hinüber, steckte dort die Zeitungen hinein und fügte noch ein paar Akten hinzu, die er lesen mußte. Schließlich warf er aus der vorderen Schublade noch ein mit Eselsohren verziertes Bändchen Herodot mit hinein.
    Die Bahnstrecke in Richtung Mailand war ihm vertraut, vorbei an dem Schachbrettmuster aus Maisfeldern, die unter der sommerlichen Dürre zu unschönem Dunkelbraun verbrannt waren. Er saß auf der rechten Seite des Zuges, um der tiefstehenden Sonne zu entgehen, die immer noch brannte, obwohl es September und die Sommerglut gewichen war. In Padua, dem zweiten Halt, drängten sich etliche Dutzend Studenten aus dem Zug, ihre neuen Bücher unter dem Arm, als wären es Talismane, die ihnen zu einer sicheren, besseren Zukunft verhelfen konnten. Er erinnerte sich an dieses Gefühl, diesen alljährlich erneuerten Optimismus, aus seiner eigenen Studienzeit, als trügen die jungfräulichen Hefte das Versprechen eines besseren Jahres, eines freundlicheren Schicksals in sich.
    In Vicenza stieg er aus und sah sich auf dem Bahnsteig nach einem Uniformierten um. Als er keinen sah, ging er die Treppe hinunter und durch den Tunnel unter den Gleisen ins Bahnhofsgebäude. Davor stand, arrogant und unnötig diagonal geparkt, eine dunkelblaue Limousine mit der Aufschrift Carabinieri. Der Fahrer war gleichermaßen mit seiner Zigarette und den rosafarbenen Seiten des Gazzettino dello Sport beschäftigt.
    Brunetti klopfte an die Heckscheibe. Der Fahrer wandte lustlos den Kopf, drückte seine Zigarette aus und griff hinter sich, um die Tür zu entriegeln. Als er die Wagentür öffnete, dachte Brunetti, wie anders doch hier im Norden alles war. In Süditalien hätte jeder Carabiniere, der ein unerwartetes Geräusch hinter sich hörte, sofort mit gezogener Waffe auf dem Boden des Autos oder daneben auf dem Asphalt gelegen, vielleicht sogar schon auf die Quelle des Geräuschs gefeuert. Aber hier, im verschlafenen Vicenza, griff er nur, ohne zu fragen, hinter sich und ließ den Fremden einsteigen.
    »Ispettore Bonnini?« fragte der Fahrer.
    »Commissario Brunetti.«
    »Aus Venedig?«
    »Ja.«
    »Guten Morgen. Ich bringe Sie zum Stützpunkt.«
    »Ist es weit?«
    »Ein paar Minuten.« Damit legte der Fahrer die Zeitung neben sich, in der ein fußballbegeistertes Publikum alles über Schilaccis letzten Triumph lesen konnte, und startete den Motor. Ohne sich die Mühe zu machen, nach rechts oder links zu schauen, lenkte er den Wagen vom Parkplatz und fädelte sich in den fließenden Verkehr ein. Er umfuhr die Stadt in östlicher Richtung, aus der Brunetti gekommen war.
    Brunetti war mindestens zehn Jahre nicht in Vicenza gewesen, hatte die Stadt aber als eine der reizvollsten Italiens in Erinnerung, mit schmalen, gewundenen Sträßchen im Zentrum, an denen sich Renaissance- und Barockbauten ohne Rücksicht auf Symmetrie, Chronologie oder Plan drängten. Statt dessen führen sie an einem riesigen Fußballstadion mit viel Beton vorbei, über eine hohe Eisenbahnbrücke und dann auf eine dieser Schnellstraßen, die überall auf dem italienischen Festland aus dem Boden gestampft worden waren; ein Zugeständnis an den endgültigen Triumph des Automobils.
    Ohne zu blinken, bog der Fahrer plötzlich nach links in eine schmale Straße ein, die auf der rechten Seite von einer stacheldrahtbewehrten Mauer begrenzt wurde. Dahinter sah Brunetti eine riesige, schüsselförmige Fernmeldeantenne. Der Wagen glitt in einer weiten Kurve nach rechts, und vor ihnen lag ein offenes Tor, neben dem bewaffnete Wachen standen. Es waren zwei uniformierte Carabinieri mit lässig an der Seite hängenden Maschinenpistolen und ein amerikanischer Soldat im Kampfanzug. Der Fahrer nahm den Fuß vom Gas und winkte flüchtig in Richtung der Maschinenpistolen, deren Träger den Gruß erwiderten, indem sie die Mündungen senkten und dem Wagen dann mit den Läufen in den Stützpunkt folgten. Der Amerikaner folgte ihnen, wie Brunetti feststellte, nur mit Blicken, machte aber keine Anstalten, sie anzuhalten. Ein rascher Rechtsschwenk und noch einer, dann hielten sie vor einem niedrigen Betongebäude. »Hier ist unsere Station«, sagte der Fahrer. »Maggior Ambrogianis Büro ist das vierte rechts.«
    Brunetti bedankte sich und ging hinein. Der Fußboden

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