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Brunetti 02 - Endstation Venedig

Brunetti 02 - Endstation Venedig

Titel: Brunetti 02 - Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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und das nahm er sehr ernst.« Wolf hielt inne, als überlegte er, was er noch Wesentlicheres sagen könnte. »Er war ein sehr besorgter Mensch.«
    »Wie?« fragte Brunetti, den diese Äußerung ein wenig überrumpelte. Besorgt? Worum sollte Foster sich gesorgt haben? Was meinte der Mann damit? »Ich fürchte, das verstehe ich nicht ganz.«
    Wolf beeilte sich, es ihm zu erklären. »Was ihr Italiener als ›simpatico‹ bezeichnet, wissen Sie?«
    »Oh«, murmelte Brunetti. Foster war also ein mitfühlender Mensch. Was für eine merkwürdige Sprache diese Leute doch hatten. Er fragte etwas direkter: »Mochten Sie ihn?«
    Die Frage überraschte Wolf offensichtlich. »Also, ja sicher, ich glaube schon. Allerdings waren wir nicht befreundet oder so etwas, aber er war ein netter Kerl.«
    »Was hatte er denn genau zu tun?« fragte Brunetti, indem er sein Notizbuch zückte.
    »Tja.« Sergeant Wolf verschrankte die Hände hinter dem Kopf und machte es sich auf seinem Stuhl etwas bequemer. »Er hatte sich um die Wohnungen zu kümmern, daß die Vermieter einen gewissen Standard einhielten. Genug heißes Wasser, ausreichende Heizung im Winter. Und dann mußte er darauf achten, daß wir als Mieter keine Schäden in den Häusern oder Wohnungen anrichten. Wenn uns ein Vermieter anruft und sagt, daß seine Mieter eine Gefahr für die Gesundheit sind, gehen wir das nachprüfen.«
    »Was für Gesundheitsgefahren?« wollte Brunetti wissen.
    »Ach, mancherlei. Es gibt beispielsweise Leute, die ihren Müll nicht wegbringen oder ihn zu nah am Haus deponieren, oder die Hinterlassenschaften ihrer Haustiere nicht beseitigen. So etwas haben wir oft.«
    »Und was tun Sie dann?«
    »Wir haben die Erlaubnis, nein, das Recht, ihre Wohnungen zu betreten.«
    »Auch, wenn sie nicht einverstanden sind?«
    »Gerade dann«, meinte Wolf mit einem Lachen. »Meist ist das ein sicheres Zeichen dafür, daß es bei ihnen schlimm aussieht.«
    »Und was unternehmen Sie dann?«
    »Wir inspizieren die Wohnung, um zu sehen, ob dort Gefahr für die Gesundheit besteht.«
    »Kommt das oft vor?«
    Wolf wollte antworten, hielt sich aber dann zurück, und Brunetti merkte, daß er überlegte, wieviel von solchen Dingen er wohl einem Italiener erzählen durfte und wie dieser auf solche Geschichten über Amerikaner reagieren mochte. »Gelegentlich«, antwortete er neutral.
    »Und dann?«
    »Wir weisen die Leute an, den Unrat zu beseitigen, melden es dem jeweiligen Commander und setzen ihnen eine Frist, um die Sache zu erledigen.«
    »Und wenn sie das nicht tun?«
    »Dann kommt Artikel fünfzehn zur Anwendung.«
    Brunetti lächelte wieder ratlos. »Artikel fünfzehn?«
    »Das ist eine Art offizielle Rüge. Es wird in ihrer Akte vermerkt und kann viel Ärger machen.«
    »Wie zum Beispiel?«
    »Es kann zu Geldstrafen oder zur Degradierung führen, manchmal sogar bis zur Entlassung aus der Armee.«
    »Wegen einer schmutzigen Wohnung?« fragte Brunetti, der seine Verwunderung nicht verbergen konnte.
    »Mr. Brunetti, wenn Sie einige dieser Wohnungen gesehen hätten, würden Sie die Leute am liebsten des Landes verweisen.« Er hielt kurz inne, dann knüpfte er wieder ans Thema an: »Außerdem mußte er die Küchen in unseren Botschaften überprüfen, besonders wenn dort jemand erkrankte, oder noch schlimmer, wenn viele krank wurden. Letztes Jahr hatten wir die Hepatitis in Belgrad, und er mußte hinfahren und die Sache untersuchen.«
    »Noch etwas?« erkundigte sich Brunetti.
    »Nein, nichts von Bedeutung.«
    Brunetti lächelte. »Ich bin mir im Augenblick noch nicht sicher, was von Bedeutung ist und was nicht, Sergeant Wolf, aber ich möchte mir ein klares Bild über seine Aufgaben machen.«
    Sergeant Wolf erwiderte das Lächeln. »Natürlich. Das verstehe ich. Er hatte auch darauf zu achten, daß die Schulkinder alle nötigen Impfungen bekommen. Zum Beispiel gegen Masern und Windpocken und dergleichen. Außerdem war er dafür zuständig, daß die Strahlung ordnungsgemäß entsorgt wurde sowie anderes Zeug, das wir nicht auf normalem Weg beseitigen können. Und es gab bestimmte Gesundheitsinformationen, für die er zuständig war.« Er sah auf. »Das ist, glaube ich, so ungefähr alles«, meinte er abschließend.
    »Strahlung?« fragte Brunetti.
    »Ja, Röntgenstrahlung aus der Zahnklinik und auch hier aus dem Krankenhaus. So was muß gesondert entsorgt werden. Wir können es nicht einfach zum normalen Abfall tun.«
    »Und wie wird das gehandhabt?«
    »Wir haben einen Vertrag

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