Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brunetti 02 - Endstation Venedig

Brunetti 02 - Endstation Venedig

Titel: Brunetti 02 - Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
Vom Netzwerk:
übertriebener Betonung hinzu: »Und inoffiziell.«
    Brunetti brauchte nicht nachzufragen, was das bedeutete.
    Großmütig im Sieg sagte Patta: »Natürlich wissen die Amerikaner Ihr Interesse und Ihren Eifer zu schätzen.«
    Brunetti dachte, es wäre sinnvoller, wenn sie Erfolg zu schätzen wüßten, aber diese Ansicht konnte er jetzt nicht zum besten geben, nicht zu diesem Zeitpunkt, da Patta sich gerade am lächerlichsten aufführte und mit größter Vorsicht behandelt werden mußte.
    »Ich bin trotz allem noch nicht ganz überzeugt«, begann Brunetti, der Zweifel und Resignation heftig und hörbar miteinander kämpfen ließ. »Aber möglich wäre es. Ich habe jedenfalls nichts gefunden, was auf etwas anderes hindeuten würde.« Das hieß, wenn er die paar hundert Millionen in Kokain nicht mitrechnete.
    Patta hatte den Anstand, nicht offen zu triumphieren, konnte sich aber nicht enthalten, den Gönnerhaften zu spielen. »Ich bin froh, daß Sie es so sehen, Brunetti. Ich glaube, das ist ein Zeichen dafür, daß Sie die Polizeiarbeit langsam etwas realistischer betrachten.« Er sah wieder auf seine Papiere. »Sie hatten einen Guardi.«
    Brunetti, der den überraschenden Sprüngen seines Vorgesetzten von einem Thema zum anderen nicht zu folgen vermochte, konnte nur fragen: »Einen was?«
    Patta schürzte doch sogar die Lippen bei diesem neuerlichen Beweis für das angeborene Banausentum der unteren Ränge.
    »Einen Guardi, Commissario. Francesco Guardi. Ich dachte, Sie würden wenigstens den Namen kennen: Er ist einer unserer berühmtesten venezianischen Maler.«
    »Ach, tut mir leid. Ich dachte, das wäre ein neuer Quizmaster im Fernsehen.«
    Patta antwortete mit einem energischen, mißbilligenden »Nein«, bevor er sich fing, hüstelte und auf die Papiere vor sich auf dem Schreibtisch blickte. »Ich habe lediglich eine Liste von Signor Viscardi. Ein Guardi, ein Monet und ein Gauguin.« Man sah ihm an, wie schwer es ihm fiel, nicht zu erklären, daß die anderen beiden ebenfalls Maler waren, wenn auch keine venezianischen.
    »Ist er noch im Krankenhaus, dieser Signor Viscardi?« erkundigte sich Brunetti.
    »Ja, ich glaube schon. Warum?«
    »Er scheint ja genau zu wissen, welche Bilder gestohlen wurden, auch wenn er die Männer, die sie gestohlen haben, nicht gesehen hat.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Ich will gar nichts sagen, Vice-Questore«, antwortete Brunetti. »Vielleicht hatte er nur drei Bilder.« In diesem Fall würde er sich wohl erinnern, welche es waren. Aber wenn er nur drei Bilder besaß, hätte dieser Fall nicht so rasch die Spitze auf Pattas Liste erklommen. »Was tut Signor Viscardi in Mailand, wenn ich fragen darf?«
    »Er ist Direktor einer Reihe von Fabriken.«
    »Direktor, oder Besitzer und Direktor?«
    Patta versuchte nicht, seine Verärgerung zu verbergen. »Ich weiß nicht, was das damit zu tun hat, Brunetti. Er ist ein bedeutender Bürger unserer Stadt, und er hat sehr viel Geld in die Restauration dieses Palazzo gesteckt. Er ist ein Gewinn für diese Stadt, und ich finde, wir sollten dafür sorgen, daß der Mann wenigstens sicher ist, solange er sich hier aufhält.«
    »Er und sein Besitz«, ergänzte Brunetti trocken.
    »Ja, er und sein Besitz.« Patta wiederholte die Worte, aber nicht im selben Ton. »Sorgen Sie bitte dafür, Commissario. Und ich erwarte, daß Signor Viscardi während dieser Untersuchung mit allem gebührenden Respekt behandelt wird.«
    »Natürlich.« Brunetti stand auf, um zu gehen. »Wissen Sie, was das für Fabriken sind, die er hat?«
    »Ich glaube, sie stellen Rüstungsgüter her.«
    »Danke.«
    »Und ich möchte nicht, daß Sie die Amerikaner noch weiter belästigen, Brunetti. Ist das klar?«
    »Ja, Vice-Questore.« Das war ganz eindeutig klar, nicht aber der wahre Grund.
    »Gut. Dann nehmen Sie sich dieser Einbruchsgeschichte an. Ich möchte sie so bald als möglich aufgeklärt wissen.«
    Brunetti lächelte und überlegte im Gehen, was da wohl für Fäden gezogen worden sein mochten und von wem. Bei Viscardi war das leicht zu durchschauen: Rüstungsindustrie, genug Geld, um einen Palazzo am Canal Grande zu kaufen und zu restaurieren - die vermischten Düfte von Geld und Macht hatten ihn aus jedem Satz angeweht, den Patta geäußert hatte. Bei dem Amerikaner waren die Düfte weniger leicht zu ihrer Quelle zurückzuverfolgen, aber das machte sie nicht weniger real als die anderen. Es war klar, daß Patta eine Anweisung bekommen hatte: der Tod des Amerikaners

Weitere Kostenlose Bücher