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Brunetti 02 - Endstation Venedig

Brunetti 02 - Endstation Venedig

Titel: Brunetti 02 - Endstation Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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würde der Angriff auf eine so bedeutende Persönlichkeit Patta zu wahren Orgien scheinbarer Geschäftigkeit treiben.
    »Ja, Vice-Questore«, sagte Brunetti.
    »Wie ich heute gehört habe, waren Sie ein weiteres Mal in Vicenza.«
    »So ist es.«
    »Warum war das nötig? Haben Sie hier in Venedig nicht genug zu tun?«
    »Ich wollte mit ein paar Leuten sprechen, die ihn gekannt haben.«
    »Haben Sie das bei Ihrem ersten Besuch nicht schon getan?«
    »Nein, dazu war keine Zeit.«
    »Davon haben Sie mir nichts gesagt, als sie nachmittags zurückkamen.« Als Brunetti nicht antwortete, fragte Patta wieder: »Warum haben Sie das nicht am ersten Tag getan?«
    »Es blieb keine Zeit, Vice-Questore.«
    »Sie waren um sechs Uhr wieder hier. Es wäre genug Zeit gewesen, noch so lange in Vicenza zu bleiben, um alles abzuschließen.«
    Nur mit Mühe konnte Brunetti sein Erstaunen darüber unterdrucken, daß Patta sich solcher Details, namlich wann Brunetti aus Vicenza zurückgekehrt war, überhaupt noch erinnerte. Schließlich kannte dieser Mann höchstens zwei oder drei seiner uniformierten Polizisten mit Namen.
    »Ich bin nicht dazu gekommen.«
    »Und was war, als Sie dann noch einmal hingefahren sind?«
    »Ich habe mit seinem Vorgesetzten gesprochen, und mit einem der Männer, die mit ihm zusammengearbeitet haben.«
    »Und was haben Sie erfahren?«
    »Nichts Wesentliches, Vice-Questore.«
    Patta funkelte ihn über den Schreibtisch hinweg an. »Was soll das heißen?«
    »Ich habe nichts darüber erfahren, warum ihn jemand hätte umbringen sollen.«
    Patta hob die Hände und stieß einen aufgebrachten Seufzer aus. »Das ist genau der Punkt, Brunetti. Es gibt keinen Grund, warum ihn jemand hätte umbringen sollen, darum haben Sie auch keinen gefunden. Und darum werden Sie, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, auch keinen finden. Weil es keinen gibt. Er wurde seines Geldes wegen umgebracht, und der Beweis dafür ist, daß seine Brieftasche nicht bei ihm gefunden wurde.« Er hatte, als man ihn fand, auch nur einen Schuh angehabt, dachte Brunetti. War damit bewiesen, daß er wegen eines Reebok Größe 44 umgebracht worden war?
    Patta zog die oberste Schublade seines Schreibtischs auf und nahm einige Bogen Papier heraus. »Ich glaube, Sie haben mehr als genug Zeit damit verschwendet, in Vicenza herumzujagen, Brunetti. Es gefällt mir nicht, daß Sie die Amerikaner damit behelligen. Das Verbrechen ist hier passiert, und der Mörder wird hier gefunden werden.« Der letzte Satz klang entschieden und endgültig. Patta nahm einen der Bogen und warf einen Blick darauf. »Ich möchte gern, daß Sie Ihre Zeit von jetzt an besser nutzen.«
    »Und wie könnte ich das tun, Vice-Questore?«
    Patta linste zu ihm herüber, als suchte er etwas an dem Ton zu entdecken, den Brunetti eben angeschlagen hatte, dann blickte er wieder aufs Papier. »Ich übertrage Ihnen die Untersuchung des Einbruchs am Canal Grande.« Brunetti war sicher, daß der Ort des Verbrechens und der finanzielle Hintergrund des Opfers die Sache in Pattas Augen viel wichtiger erscheinen ließen als ein bloßer Mord, bei dem das Opfer nicht einmal Offizier war.
    »Und was ist mit dem Amerikaner?«
    »Da gehen wir wie üblich vor. Wir warten, ob einer von unseren alten Bekannten etwas verlauten läßt oder plötzlich mehr Geld hat, als er haben dürfte.«
    »Und wenn nicht?«
    »Die Amerikaner kümmern sich ja auch darum«, sagte Patta, als ob das der Sache ein Ende machte.
    »Ich verstehe nicht ganz. Wie können die Amerikaner sich um etwas kümmern, was hier in Venedig passiert ist?«
    Patta kniff die Augen zusammen und bemühte sich, allwissend auszusehen, wirkte dabei aber bestenfalls kurzsichtig. »Die haben ihre Methoden, Brunetti. Die haben ihre Methoden.«
    Daran zweifelte Brunetti nicht, allerdings hegte er durchaus Zweifel, ob diese Methoden unbedingt darauf gerichtet waren, den Mörder zu finden. »Ich würde die Sache lieber selbst weiterverfolgen, Vice-Questore. Ich glaube nicht an einen Raubüberfall.«
    »Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß es einer war, Commissario, und wir werden den Fall auch so behandeln.«
    »Was heißt das, bitte?«
    Patta versuchte es mit Erstaunen. »Das heißt, Commissario - und ich möchte Sie bitten, genau zuzuhören - es heißt genau das, was ich gesagt habe, nämlich daß wir es als einen Mord behandeln, der bei einem versuchten Raubüberfall passiert ist.«
    »Offiziell?«
    »Offiziell«, wiederholte Patta und fügte mit

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