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Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Titel: Brunetti 03 - Venezianische Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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»Schluß jetzt mit dieser Musik«, brüllte er wieder. Und unten angekommen, hämmerte er an die Tür, hinter der die Musik dröhnte, wobei er so laut er konnte schrie: »Stell diese verdammte Musik leiser. Mein Kind soll schlafen. Dreh sie leiser, oder ich rufe die Polizei.« Nach jedem Satz hämmerte er und trat dann sogar gegen die Tür.
    Er machte das schon eine ganze Minute, bevor die Musik plötzlich leiser wurde, auch wenn sie durch die Tür immer noch gut zu hören war. Dann ging er in eine höhere Tonlage und kreischte, als wäre er nun ganz und gar außer sich geraten: »Mach diese gottverdammte Musik aus. Mach sie aus, oder ich komme rein und mach es selber.«
    Er hörte rasche Schritte nahen und wappnete sich. Dann wurde unvermittelt die Tür aufgerissen, und ein untersetzter Mann stand vor ihm, in der Hand eine kurze Stahlrute. Brunetti blieben nur Sekundenbruchteile, aber er erkannte Malfatti nach den Polizeifotos.
    Malfatti, die Stahlrute in der herabhängenden Hand, machte einen Schritt über die Schwelle. »Wer zum Teufel«, fing er an und brach ab, als Brunetti vorschnellte und ihn mit einer Hand am rechten Unterarm und mit der anderen an der Hemdbrust packte. Dann holte er aus der Hüfte heraus kräftig Schwung und drehte sich dabei, womit er den völlig überrumpelten Malfatti nach vorn und aus dem Gleichgewicht riß. Der stand schwankend einen Augenblick am Treppenabsatz, versuchte vergeblich, sein Gewicht nach hinten zu verlagern, verlor dann die Balance und stürzte vornüber. Im Fallen ließ er die Stahlrute los, legte beide Arme um den Kopf, rollte sich geschickt zu einer Kugel zusammen und kullerte so die Treppe hinunter.
    Brunetti raste hinter ihm her und schrie dabei so laut er konnte nach Vianello. Auf halber Treppe trat er auf die Stahlrute, glitt seitlich weg und krachte gegen die Wand. Als er den Kopf hob, sah er Vianello unten die schwere Haustür aufmachen. Aber inzwischen hatte Malfatti sich hochgerappelt und stand genau hinter der Tür. Bevor Brunetti noch einen Warnruf ausstoßen konnte, trat Malfatti gegen die Tür und stieß sie Vianello voll ins Gesicht, so daß ihm die Waffe aus der Hand fiel und er selbst in die schmale calle hinausgeschleudert wurde. Malfatti riß die Tür auf und verschwand im Sonnenlicht.
    Brunetti stand auf und rannte mit gezogener Pistole die Treppe hinunter, aber als er auf die Straße kam, war Malfatti über alle Berge, und an dem niedrigen Mäuerchen des Kanals lag Vianello, aus dessen Nase Blut auf sein weißes Uniformhemd lief. Als Brunetti sich über ihn beugte, kamen die drei anderen Polizisten aus dem Buchladen gestürzt, hatten die Maschinenpistolen im Anschlag, aber niemanden mehr, auf den sie zielen konnten.

27
    V ianellos Nase war nicht gebrochen, aber er war sehr mitgenommen. Brunetti half ihm auf die Beine, und er schwankte ein paar Sekunden unsicher und wischte mit der Hand an seiner Nase herum.
    Leute drängten sich um sie, alte Frauen wollten wissen, was los war, und die Obstverkäufer erzählten ihren neuesten Kunden bereits, was sie gesehen hatten. Brunetti drehte sich um und stolperte dabei fast über einen Einkaufswagen, der randvoll mit Gemüse war. Wütend stieß er ihn weg und wandte sich dann an die beiden Männer, die auf dem nächstliegenden Boot arbeiteten. Sie hatten die Haustür direkt im Blick und mußten alles beobachtet haben.
    »Wohin ist er gelaufen?«
    Beide deuteten auf den campo, aber dann zeigte der eine nach rechts zum Ponte dell' Accademia, der andere links in Richtung Rialto.
    Brunetti machte einem der Polizisten ein Zeichen, Vianello mit ihm zum Boot zu führen. Doch der Sergente schob ihre Hände unwillig weg und bestand darauf, er könne allein gehen. Vom Deck des Bootes aus gab Brunetti über Punk eine Personenbeschreibung Malfattis an die Questura durch mit der Anweisung, Kopien seines Fotos an alle Polizisten der Stadt verteilen zu lassen und seine Beschreibung an die Streifen zu funken.
    Nachdem alle Polizisten an Bord waren, lenkte der Bootsführer die Polizeibarkasse rückwärts auf den Canal Grande zu, drehte dann und fuhr Richtung Questura. Vianello ging nach unten und setzte sich mit zurückgelegtem Kopf hin, um das Blut zu stoppen. Brunetti folgte ihm. »Wollen Sie ins Krankenhaus?«
    »Es blutet nur ein bißchen«, sagte Vianello. »Das hört gleich wieder auf.« Er wischte mit seinem Taschentuch an der Nase herum. »Was ist denn passiert?«
    »Ich habe an seine Tür gebummert und mich über die

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