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Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Titel: Brunetti 03 - Venezianische Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Musik beschwert, bis er aufgemacht hat. Dann habe ich ihn herausgezerrt und die Treppe runtergeworfen.« Vianello sah ihn erstaunt an. »Etwas anderes ist mir nicht eingefallen«, erklärte Brunetti. »Aber ich dachte nicht, daß er sich so schnell erholt.«
    »Und was jetzt?« fragte Vianello. »Was glauben Sie, was er tun wird?«
    »Er wird versuchen, sich mit Ravanello und Santomauro in Verbindung zu setzen, denke ich.«
    »Wollen Sie die beiden warnen?«
    »Nein«, sagte Brunetti rasch. »Aber ich will wissen, wo sie sind, und sehen, was sie tun. Wir müssen sie beobachten lassen.« Die Barkasse schwenkte in den Kanal, der zur Questura führte, und Brunetti kletterte wieder an Deck. Nachdem sie an dem kleinen Steg angelegt hatten, sprang er an Land und wartete dort auf Vianello. Als sie durch die Eingangstür gingen, starrten die Wachen auf das blutige Hemd des Sergente, sagten aber nichts. Kaum waren die anderen Polizisten von Bord, bedrängten die Wachen sie und wollten eine Erklärung.
    Auf dem zweiten Treppenabsatz bog Vianello zum Waschraum am Ende des Korridors ab, und Brunetti ging hinauf in sein Büro. Er rief bei der Banca di Verona an und verlangte unter falschem Namen Signor Ravanello. Als der Mann am anderen Ende fragte, worum es gehe, erklärte Brunetti, es handle sich um das Angebot für den neuen Computer, für den sich der Banker interessiere. Signor Ravanello sei heute vormittag nicht in der Bank, wurde ihm gesagt, aber er sei in seiner Wohnung zu erreichen. Auf Nachfrage gab der Mann ihm die Privatnummer des Bankers, und Brunetti wählte sie sofort, fand sie aber besetzt.
    Er suchte Santomauros Nummer heraus, wählte und verlangte unter demselben falschen Namen Avvocato Santomauro. Der Anwalt sei mit einem Klienten beschäftigt, erklärte die Sekretärin, und wolle nicht gestört werden. Brunetti sagte, er rufe später noch einmal an, und legte auf.
    Wieder wählte er Ravanellos Nummer, aber es war immer noch besetzt. Er holte das Telefonbuch aus der untersten Schublade und schlug unter Ravanellos Namen nach, weil ihn die Adresse interessierte. Aus dem Eintrag entnahm er, daß sie in der Gegend des Campo San Stefano sein mußte, unweit von Santomauros Büro. Er überlegte, auf welchem Weg Malfatti dort wohl hinkäme; die offensichtliche Lösung war das traghetto, die öffentliche Gondel, die regelmäßig zwischen Ca' Rezzonico und Campo San Samuele auf der gegenüberliegenden Seite des Canal Grande verkehrte. Von dort waren es nur zwei Minuten zum Campo San Stefano.
    Er wählte noch einmal, immer noch besetzt. Er rief die Vermittlung an und bat, den Anschluß zu überprüfen, worauf er nach knapp einer Minute erfuhr, daß die Leitung nicht frei sei, aber auch nicht mit einer anderen Nummer in Verbindung, was bedeutete, daß entweder der Apparat defekt oder der Hörer nicht eingehängt war. Noch bevor er richtig aufgelegt hatte, überlegte Brunetti schon, wie er am schnellsten dorthin käme; am besten mit dem Polizeiboot. Er ging die Treppe hinunter und in Vianellos Büro. Der Sergente, der ein frisches Hemd anhatte, saß an seinem Schreibtisch und blickte hoch, als Brunetti hereinkam.
    »Bei Ravanello liegt der Hörer nicht auf.«
    Vianello war schon aufgesprungen und unterwegs zur Tür, bevor Brunetti noch weiterreden konnte.
    Zusammen liefen sie die Treppe hinunter und hinaus in die drückende Hitze. Der Bootsführer spritzte gerade das Deck ab, aber als er die beiden Männer aus der Tür rennen sah, warf er den Schlauch auf den Gehweg und war mit einem Satz am Steuer.
    »Campo San Stefane«, rief Brunetti ihm zu. »Mit Sirene.«
    Während der Zweiklang losheulte, legten sie ab und fuhren wieder hinaus ins bacino. Vaporetti und andere Boote verlangsamten die Fahrt, um sie vorbeizulassen, nur die eleganten schwarzen Gondeln schenkten ihnen keine Beachtung; laut Gesetz hatten alle Boote sich nach den langsamen Gondeln zu richten.
    Keiner sprach ein Wort. Brunetti ging in die Kabine und zog einen Stadtplan zu Rate, um zu sehen, wo die Adresse war. Er hatte recht: Die Wohnung lag direkt gegenüber dem Eingang der Kirche, die dem campo den Namen gab.
    Als das Boot sich dem Ponte dell' Accademia näherte, ging Brunetti wieder an Deck und wies den Bootsführer an, die Sirene auszuschalten. Er hatte keine Ahnung, was sie am Campo San Stefano vorfinden würden, aber er wollte unangekündigt dort ankommen. Der Bootsführer schaltete die Sirene ab und lenkte das Boot in den Rio del Orso und hinüber zum

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