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Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Titel: Brunetti 03 - Venezianische Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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sprechen, meine Vorstandskollegen würden das wohl ebenso sehen.«
    »Aha«, sagte Brunetti, der gar nicht erst versuchte, seine Skepsis zu verbergen.
    »Es fällt Ihnen schwer, das zu glauben, Commissario?«
    »Es wäre unklug, wenn ich Ihnen sagen würde, was zu glauben mir schwerfällt, Avvocato«, antwortete Brunetti und fragte dann: »Und Signor Crespo? Verwalten Sie seinen Nachlaß?«
    Es war Jahre her, daß Brunetti gesehen hatte, wie ein Mann die Lippen schürzte, aber genau das tat Santomauro, bevor er antwortete: »Ich bin Signor Crespos Anwalt, also verwalte ich natürlich seinen Nachlaß.«
    »Ist es ein umfangreicher Nachlaß?«
    »Das ist eine vertrauliche Information, Commissario, wie Sie als gesetzeskundiger Mann eigentlich wissen müßten.«
    »Ah ja, und die Art der Beziehungen, die Sie zu Signor Crespo unterhalten haben, ist dann wohl ebenso vertraulich?«
    »Wie ich sehe, kennen Sie sich mit den Gesetzen aus, Commissario«, sagte Santomauro und lächelte.
    »Können Sie mir sagen, ob die Unterlagen über die Lega, ich meine die Kontounterlagen, schon der Polizei übergeben wurden?«
    »Sie sagen das, als ob Sie nicht zur Polizei gehörten, Commissario.«
    »Die Unterlagen, Signor Santomauro. Wo sind sie?«
    »Natürlich in den Händen der Polizei. Ich habe meine Sekretärin heute morgen Kopien machen lassen.«
    »Wir wollen die Originale.«
    »Natürlich sind es die Originale, die ich Ihnen geschickt habe, Commissario«, erklärte Santomauro mit einem weiteren wohldosierten Lächeln. »Ich habe mir erlaubt, Kopien für mich machen zu lassen, nur falls etwas verlorengeht, solange sie bei Ihnen sind.«
    »Wie umsichtig von Ihnen, Avvocato«, sagte Brunetti, allerdings ohne zu lächeln. »Aber ich will Ihnen nicht Ihre Zeit stehlen. Ich weiß ja, wie kostbar Zeit für jemanden ist, der Ihre Stellung in der Gesellschaft einnimmt. Ich habe nur noch eine Frage. Könnten Sie mir sagen, wer bei der Bank die Konten der Lega unter sich hat? Ich möchte mich gern mit ihm unterhalten.«
    Santomauros Lächeln wurde noch liebenswürdiger. »Das wird leider unmöglich sein, Commissario. Wissen Sie, die Verwaltung der Lega-Konten oblag dem verstorbenen Leonardo Mascari.«

25
    A uf dem Rückweg ins Büro dachte er über die bewundernswerte Geschicklichkeit nach, mit der Santomauro die Schuld Mascaris angedeutet hatte. Es beruhte alles auf so unsicheren Voraussetzungen: daß die Unterlagen bei der Bank jetzt so aussahen, als seien sie von Mascari verwaltet worden; daß die Mitarbeiter der Bank nicht wußten oder dazu manipuliert werden konnten, sich nicht mehr zu erinnern, ob je ein anderer die Konten der Lega bearbeitet hatte; daß nichts über die Morde an Mascari oder Crespo herauskam.
    In der Questura stellte er fest, daß sowohl die Banca di Verona als auch die Lega inzwischen ihre Unterlagen der Polizei ausgehändigt hatten und daß schon drei Mitarbeiter der Guardia di Finanza dabei waren, sie durchzusehen, um festzustellen, wer die Konten geführt hatte, auf die Mieten eingezahlt und Schecks für die wohltätigen Zwecke ausgestellt worden waren.
    Brunetti wußte, daß es keinen Sinn hatte, ihnen über die Schulter schauen zu wollen, aber er konnte nicht anders, er wollte wenigstens sehen, wo sie arbeiteten. Um das zu vermeiden, ging er zum Mittagessen und wählte absichtlich ein Restaurant im Ghetto, auch wenn das einen langen Weg hin und zurück in der größten Hitze bedeutete. Als er nach drei wiederkam, war sein Jackett durchgeschwitzt, und seine Schuhe fühlten sich an, als ob sie mit seinen Füßen verschmolzen wären.
    Wenige Minuten später kam Vianello zu ihm und sagte ohne Vorrede: »Ich habe die Liste der Leute durchgesehen, die Schecks von der Lega bekommen.«
    Brunetti kannte diesen Ton. »Und was haben Sie gefunden?«
    »Daß Malfattis Mutter wieder geheiratet und den Namen ihres neuen Mannes angenommen hat.«
    »Und?«
    »Und daß sie unter diesem wie unter ihrem früheren Namen Schecks erhält. Mehr noch, ihr neuer Ehemann kriegt auch einen Scheck, ebenso zwei seiner Vettern, und, wie es aussieht, jeder unter zwei verschiedenen Namen.«
    »Was kommt denn da so für die Familie Malfatti zusammen?«
    »Die Schecks lauten alle auf fünfhunderttausend monatlich, so daß es an die drei Millionen im Monat macht.« Unwillkürlich rutschte Vianello die Frage heraus: »Haben die denn nie daran gedacht, daß sie mal erwischt werden?«
    Brunetti hielt eine Antwort darauf für überflüssig und fragte

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