Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Titel: Brunetti 03 - Venezianische Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
Vom Netzwerk:
spielt sie?«
    »Als wir diesem Mann sagten, wir seien an der Wohnung interessiert, schlug er einen Preis vor, aber wir haben ihn auf zweieinhalb Millionen heruntergehandelt«, sagte Ratti mit schlecht verhohlener Selbstzufriedenheit.
    »Und die Lega?« fragte Brunetti noch einmal.
    »Er sagte uns, wir würden Antragsformulare von der Lega bekommen, die wir ausfüllen und zurückschicken sollten, und daß wir die Wohnung dann innerhalb von zwei Wochen beziehen könnten.«
    Hier unterbrach Signora Ratti. »Er hat uns auch gebeten, niemandem zu erzählen, wie wir zu der Wohnung gekommen sind.«
    »Hat Sie denn jemand danach gefragt?«
    »Freunde in Mailand«, antwortete sie, »aber wir haben ihnen gesagt, wir hätten sie über einen Makler gefunden.«
    »Und der, von dem Sie ursprünglich die Telefonnummer hatten?«
    Ratti mischte sich ein. »Dem haben wir dasselbe gesagt, daß wir einen Makler beauftragt hätten.«
    »Wissen Sie, woher er die Nummer hatte?« erkundigte Brunetti sich.
    »Er hat uns erzählt, auf einer Party habe sie ihm jemand gegeben.«
    »Erinnern Sie sich noch, in welchem Jahr und Monat Sie zum erstenmal da angerufen haben?«
    »Warum?« fragte Ratti sofort mißtrauisch.
    »Ich hätte mir gern ein klareres Bild gemacht, wann das angefangen hat«, log Brunetti, der dachte, daß er ja ihr Telefon überprüfen lassen konnte, ob sie in der Zeit mit Venedig gesprochen hatten.
    Obwohl man ihm seine Skepsis ansah und auch anhörte, antwortete Ratti: »Im März vor zwei Jahren. Gegen Ende des Monats. Wir sind Anfang Mai hier eingezogen.«
    »Ah ja«, sagte Brunetti. »Und hatten Sie, seit Sie in dieser Wohnung wohnen, etwas mit der Lega zu tun?«
    »Nein, gar nichts«, antwortete Ratti.
    »Wie ist das mit den Quittungen?« wollte Brunetti wissen.
    Ratti rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl herum. »Wir bekommen jeden Monat eine von der Bank.« »Über welchen Betrag?«
    »Zweihundertzwanzigtausend.«
    »Warum hatten Sie dann Bedenken, sie Sergente Vianello zu zeigen?«
    Seine Frau mischte sich wieder ein und antwortete für ihn. »Wir wollten nicht in irgend etwas hineingezogen werden.«
    »Mascari?« fragte Brunetti unvermittelt.
    Rattis Nervosität schien zuzunehmen. »Was meinen Sie damit?«
    »Als der Direktor der Bank, von der Sie Ihre Mietquittungen bekommen, umgebracht wurde, fanden Sie das nicht merkwürdig?«
    »Nein, warum sollte ich?« sagte Ratti betont ärgerlich. »Ich habe gelesen, wie er gestorben ist. Ich nahm an, daß er von einem seiner - wie nennt man sie. Freier? - umgebracht wurde.« Brunetti war ziemlich sicher, daß heutzutage jeder wußte, wie man sie nannte, aber er beantwortete die Frage nicht.
    »Hat sich in letzter Zeit jemand wegen der Wohnung mit Ihnen in Verbindung gesetzt?«
    »Nein, niemand.«
    »Wenn Sie einen Anruf oder womöglich sogar Besuch von dem Mann bekommen sollten, dem Sie Ihre Miete bezahlen, erwarte ich, daß Sie uns unverzüglich verständigen.«
    »Ja, natürlich, Commissario«, sagte Ratti, wieder ganz in der Rolle des untadeligen Bürgers.
    Brunetti hatte plötzlich genug von ihnen, ihrem Gehabe, ihren Designerklamotten, und sagte: »Sie können mit Sergente Vianello nach unten gehen. Bitte geben Sie ihm eine möglichst genaue Beschreibung des Mannes, dem Sie die Miete übergeben.« Und an Vianello gewandt: »Wenn es jemand sein könnte, den wir kennen, zeigen Sie ihnen ein paar Fotos.«
    Vianello nickte und öffnete die Tür. Die Rattis standen auf, aber beide machten keine Anstalten, Brunetti die Hand zu geben. Der Professore nahm das kurze Stück bis zur Tür den Arm seiner Frau und trat dann zur Seite, um sie vorgehen zu lassen. Vianello warf Brunetti einen Blick zu und erlaubte sich ein winziges Lächeln, bevor er ihnen nach draußen folgte und die Tür hinter sich zuzog.

24
    S ein Telefonat mit Paola an dem Abend war kurz. Sie fragte, ob es etwas Neues gebe, und wiederholte ihren Vorschlag, für ein paar Tage herunterzukommen; sie meinte, sie könne die Kinder allein im Hotel lassen, aber Brunetti erklärte, der Gedanke verbiete sich bei dieser Hitze von alleine.
    Den Rest des Abends verbrachte er in Gesellschaft Kaiser Neros, von dem Tacitus sagte: »Er war in seiner Lasterhaftigkeit so weit gegangen, daß er nicht mehr verderbter werden konnte.« Er schlief erst ein, nachdem er die Schilderung vom Brand Roms gelesen hatte, der in Tacitus' Augen offenbar mit der Hochzeitsfeier des Kaisers mit einem »Buhlknaben« zusammenhing, wobei Nero den

Weitere Kostenlose Bücher