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Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Brunetti 03 - Venezianische Scharade

Titel: Brunetti 03 - Venezianische Scharade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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»Brautschleier anlegte« und damit sogar die Mitglieder seines zügellosen Hofes schockierte. Transvestiten überall.
    Am nächsten Morgen ging Brunetti - noch bevor er davon erfuhr, daß der Corriere über Burrascas Festnahme berichtet hatte, ohne Signora Patta zu erwähnen - zur Beerdigung von Maria Nardi. Die Chiesa dei Gesuiti war überfüllt mit ihren Freunden und Verwandten und den meisten Polizeiangehörigen der Stadt. Scarpa aus Mestre war auch gekommen und berichtete, daß Sergente Gallo nicht von der Verhandlung in Mailand weggekonnt habe und mindestens noch drei Tage bleiben müsse. Selbst Vice-Questore Patta nahm teil, feierlich im dunkelblauen Anzug. Auch wenn Brunetti wußte, daß es sentimental und sicher der Zeit nicht angemessen war, wurde er den Gedanken nicht los, es müsse für eine Frau schlimmer sein, in Ausübung ihres Polizeiberufs zu sterben, als für einen Mann. Nach der Messe wartete er auf der Treppe vor der Kirche, während der Sarg von sechs Polizisten in Uniform hinausgetragen wurde. Als dann, hemmungslos weinend und schwankend vor Gram, der Ehemann von Maria Nardi herauskam, wandte Brunetti den Blick ab und schaute nach links übers Wasser der laguna nach Murano. Er stand immer noch so da, als Vianello zu ihm trat und ihn am Arm berührte. »Commissario?«
    Er kehrte in die Wirklichkeit zurück. »Ja, Vianello?« »Die Rattis haben uns möglicherweise jemanden identifiziert.«
    »Wann? Warum haben Sie mir das nicht gesagt?« »Ich habe es erst heute morgen erfahren. Sie hatten sich ja gestern nachmittag noch etliche Fotos angesehen, sagten aber, sie seien nicht sicher. Meiner Ansicht nach waren sie es und wollten nur zuerst mit ihrem Anwalt sprechen. Jedenfalls sind sie heute morgen um neun dagewesen und haben Pietro Malfatti wiedererkannt.«
    Brunetti pfiff leise. Malfatti gehörte seit Jahren zu ihren Stammkunden; er hatte Gewaltverbrechen, darunter Vergewaltigung und Mordversuche, auf dem Kerbholz, aber die Anklage schien immer in sich zusammenzufallen, bevor Malfatti vor Gericht kam; Zeugen änderten ihre Aussagen oder behaupteten, sie hätten sich bei der ursprünglichen Identifizierung geirrt. Er war zweimal verurteilt worden, einmal wegen Zuhälterei und einmal wegen versuchter Schutzgelderpressung von einem Barbesitzer. Die Bar war abgebrannt, während Malfatti seine zwei Jahre im Gefängnis absaß.
    »Haben sie ihn eindeutig identifiziert?«
    »Beide waren ihrer Sache ziemlich sicher.«
    »Haben wir seine Adresse?«
    »Die letzte war eine Wohnung in Mestre, aber da ist er seit über einem Jahr nicht mehr gewesen.«
    »Freunde? Frauen?«
    »Wir sind dabei, das zu überprüfen.«
    »Wie steht es mit Verwandten?«
    »Daran habe ich noch nicht gedacht. Es müßte eigentlich aus seiner Akte hervorgehen.«
    »Sehen Sie nach, wen es da gibt. Wenn es nahe Verwandte wie Mutter oder Bruder sind, postieren Sie in einer Wohnung in der Nähe jemanden, der nach ihm Ausschau hält. Nein«, sagte er, in Erinnerung an das wenige, was er von Malfatti wußte, »nehmen Sie zwei.«
    »Ja, Commissario. Noch etwas?«
    »Die Unterlagen von der Bank und der Lega?«
    »Beide sollten eigentlich heute die Sachen an uns übergeben.«
    »Ich will sie haben. Und wenn Sie hingehen und sie sich herausholen müssen. Ich will alle Unterlagen, die mit Zahlungen für diese Wohnungen zu tun haben, und ich möchte, daß jeder einzelne in der Bank befragt wird, damit wir wissen, ob Mascari irgendwann etwas über die Lega geäußert hat. Egal wann. Und wenn Sie den Richter brauchen, damit Sie die Sachen bekommen, dann nehmen Sie ihn mit.«
    »Ja, Commissario.«
    »Wenn Sie bei der Bank sind, versuchen Sie herauszubekommen, wer für die Konten der Lega verantwortlich war.«
    »Ravanello?« fragte Vianello.
    »Wahrscheinlich.«
    »Wir werden ja sehen, was wir finden. Was ist mit Santomauro, Commissario?«
    »Mit dem rede ich heute.«
    »Ist das...« Vianello bremste sich, bevor er so direkt fragte, ob das klug sei, und erkundigte sich statt dessen: »Ist das denn ohne Verabredung möglich?«
    »Ich glaube, Avvocato Santomauro wird sehr daran interessiert sein, sich mit mir zu unterhalten, Sergente.«
    Und so war es. Das Büro des Avvocato lag im zweiten Stock eines Hauses am Campo San Luca, keine zwanzig Meter von drei verschiedenen Banken entfernt. Wie praktisch doch diese Nähe war, dachte Brunetti, während Santomauros Sekretärin ihn nur wenige Minuten nach seiner Ankunft ins Büro des Anwalts führte.
    Santomauro

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