Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brunetti 05 - Acqua alta

Brunetti 05 - Acqua alta

Titel: Brunetti 05 - Acqua alta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
Vom Netzwerk:
der Stadt und das Leben von Leuten, die ebenso wie er die schönen Dinge liebten, zerstört hatten.
    Als er Brunetti stehen sah, erhob sich auch La Capra und begleitete ihn zu Tür. Er ging sogar mit ihm die Treppe hinunter, durch den Innenhof und zur Eingangstür des Palazzo, die er selbst öffnete und aufhielt, während Brunetti nach draußen trat. Sie verabschiedeten sich mit einem herzlichen Händedruck, und Signor La Capra blieb ruhig an der offenen Tür stehen, während Brunetti durch die schmale calle in Richtung Campo San Polo zurückging.

20
    Brunetti beschloß, noch einmal in die Questura zu gehen, obwohl er nach der halben Stunde bei La Capra nur ungern riskieren wollte, mit Patta sprechen zu müssen. Es hatten inzwischen zwei Leute für ihn angerufen: Giulio Carrara aus Rom, der Brunetti um Rückruf bat, und Flavia Petrelli, die es im Lauf des Nachmittags noch einmal versuchen wollte.
    Er ließ sich mit Rom verbinden und hatte kurz darauf den maggiore am Apparat. Carrara vertat keine Zeit mit Persönlichem, sondern kam gleich auf Semenzato zu sprechen. »Guido, wir haben hier etwas gefunden, was es so aussehen läßt, als ob er die Finger in mehr hatte, als wir zunächst dachten.«
    »Und was ist das?«
    »Wir haben vor zwei Tagen in Livorno eine Sendung mit Alabaster-Aschenbechern aus Hongkong abgefangen, die auf dem Weg zu einem Großhändler in Verona war. Das Übliche - er bekommt die Aschenbecher, klebt Etiketten drauf und verkauft sie als ›Made in Italy‹.«
    »Warum haben Sie die Sendung gestoppt? Das klingt doch nicht nach etwas, wofür gerade ihr euch interessiert.«
    »Einer unserer Zuträger hielt es für eine gute Idee, daß wir uns diese Sendung mal näher ansehen.«
    »Wegen falscher Etikettierung?« fragte Brunetti, der noch immer nicht recht verstand. »Ist für so etwas nicht die Guardia di Finanza zuständig?«
    »Ach, die waren doch bestochen«, meinte Carrara wegwerfend. »Die Sendung wäre unbehelligt nach Verona gelangt. Aber was wir zwischen den Aschenbechern gefunden haben, das hat ihn zu dem Anruf veranlaßt.«
    »Und was haben Sie gefunden?«
    »Angkor Wat ist Ihnen doch ein Begriff?«
    »In Kambodscha?«
    »Die Frage zeigt, daß Sie Bescheid wissen. In vier der Kisten waren Statuen, die dort aus der Tempelanlage gestohlen wurden.«
    »Sind Sie da sicher?« Kaum hatte er die Frage ausgesprochen, wünschte Brunetti, er hätte sie anders formuliert.
    »Es gehört zu unserer Arbeit, da sicher zu sein«, versetzte Carrara, aber nur als Erklärung. »Drei dieser Statuen sind vor einigen Jahren in Bangkok aufgetaucht, aber wieder vom Markt verschwunden, bevor die Polizei sie konfiszieren konnte.«
    »Giulio, ich verstehe nicht, warum Sie so bestimmt sagen können, daß sie aus Angkor Wat stammen.«
    »Die Franzosen haben, als Kambodscha noch Kolonie war, ziemlich genaue Pläne von den Tempelanlagen angefertigt, und vieles ist seitdem fotografiert worden. So auch zwei der Statuen, die wir gefunden haben. Darum können wir sicher sein.«
    »Wann wurden die Bilder aufgenommen?« fragte Brunetti.
    »1985. Archäologen einer amerikanischen Universität waren einige Monate dort und haben Skizzen und Fotos gemacht, aber dann rückte die Front immer näher, und sie mußten das Land verlassen. Wir haben Kopien von allen ihren Arbeiten. Darum sind wir sicher, bei zwei Statuen absolut sicher, die beiden anderen stammen höchstwahrscheinlich vom selben Ort.«
    »Irgendein Hinweis, wohin sie gehen sollten?«
    »Nein. Wir haben nur die Adresse des Großhändlers in Verona.«
    »Haben Sie schon etwas unternommen?«
    »Zwei unserer Leute observieren das Lagerhaus in Livorno. Zusätzlich haben wir das Telefon dort und in dem Speditionsbüro in Verona angezapft.«
    Brunetti fand das etwas übertrieben als Reaktion auf den Fund von nur vier Statuen, aber er behielt es für sich. »Und dieser Großhändler? Wissen Sie etwas über ihn?«
    »Nein. Er ist neu für uns. Ein unbeschriebenes Blatt. Selbst bei der Guardia di Finanza haben sie keine Akte über ihn.«
    »Und wie sehen Sie das?«
    Carrara überlegte kurz, bevor er antwortete. »Ich würde sagen, er ist sauber. Das würde bedeuten, daß die Statuen herausgenommen werden, bevor die Sendung ausgeliefert wird.«
    »Wo? Wie?« fragte Brunetti. Dann fügte er hinzu: »Weiß jemand, daß Sie die Kisten geöffnet haben?«
    »Ich glaube nicht. Wir haben das Lagerhaus von der Guardia di Finanza abriegeln und sie dann mit großem Tamtam eine Ladung

Weitere Kostenlose Bücher