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Brunetti 05 - Acqua alta

Brunetti 05 - Acqua alta

Titel: Brunetti 05 - Acqua alta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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und manche nehmen es, vielleicht eingelullt von der scheinbaren Friedlichkeit, mit den Sicherheitsvorkehrungen im eigenen Heim nicht so genau, wie es angebracht wäre.« Er sah sich um und sagte dann, begleitet von einer eleganten Handbewegung: »Ich sehe, Sie haben hier viele schöne Dinge.« Signor La Capra lächelte, doch dann senkte er schnell den Kopf, was wohl Bescheidenheit ausdrücken sollte. »Ich hoffe nur, Sie waren weitsichtig genug, für ihren bestmöglichen Schutz zu sorgen«, schloß Brunetti.
    Hinter ihm ging die Tür auf, und der junge Mann von vorhin kam mit einem Tablett, auf dem zwei Tassen Espresso standen und eine silberne Zuckerdose auf drei zierlichen Klauenfüßen. Er blieb stumm neben Brunetti stehen und wartete, während dieser sich eine Tasse nahm und zwei Löffel Zucker hineintat. Dieselbe Prozedur wiederholte er bei Signor La Capra, wonach er ohne ein Wort wieder hinausging und das Tablett mitnahm.
    Beim Umrühren bemerkte Brunetti die zarte Schaumschicht, die nur bei den besten elektrischen Espressomaschinen entsteht; also keine Moka Express in Signor La Capras Küche, nichts Zusammenschraubbares, was man eilig auf der hintersten Herdflamme erhitzte.
    »Ich bin Ihnen sehr verbunden, Commissario, daß Sie gekommen sind, um mir das zu sagen. Es ist leider wahr, daß viele von uns Venedig als eine Oase des Friedens in einer immer kriminelleren Gesellschaft sehen.« Hier schüttelte Signor La Capra den Kopf. »Aber ich kann Ihnen versichern, daß ich alle denkbaren Vorkehrungen getroffen habe, um mein Eigentum zu schützen.«
    »Das freut mich zu hören, Signor La Capra«, sagte Brunetti und stellte seine Tasse auf ein Marmortischchen neben dem Diwan. »Sie gehen bestimmt sehr umsichtig mit den schönen Dingen um, die Sie hier haben. Schließlich haben Sie doch sicher einige Mühe dafür aufgewendet, an das eine oder andere Stück heranzukommen.«
    Diesmal war Signor La Capras Lächeln, als es kam, einige Grade kühler. Er trank seinen Espresso aus und beugte sich vor, um seine Tasse neben die von Brunetti zu stellen. Er sagte nichts.
    »Fänden Sie es aufdringlich, wenn ich mir die Frage erlaubte, welcher Art Ihre Sicherheitsvorkehrungen sind, Signor La Capra?«
    »Aufdringlich?« La Capra riß erstaunt die Augen auf. »Aber ich bitte Sie, wieso denn? Sie fragen doch sicher nur aus Sorge um das Wohl der Bürger.« Er ließ das einen Moment wirken, dann erklärte er: »Ich habe eine Alarmanlage einbauen lassen. Was aber noch wichtiger ist, ich habe Personal, das rund um die Uhr zur Verfügung steht. Einer ist immer hier. Ich setze mein Vertrauen lieber in die Treue meiner Leute als in irgendeine technische Schutzvorrichtung.« An dieser Stelle drehte Signor La Capra die Temperatur seines Lächelns wieder etwas herauf. »Das mag vielleicht altmodisch sein, aber ich glaube an diese Werte - Treue, Ehre.«
    »Gewiß«, meinte Brunetti verbindlich, aber er lächelte, um anzudeuten, daß er verstand. »Zeigen Sie auch anderen die Stücke Ihrer Sammlung? Wenn dies hier«, sagte er mit einer Handbewegung, die den ganzen Raum umschloß, »auf anderes schließen läßt, dann muß sie sehr eindrucksvoll sein.«
    »Oh, tut mir leid, Commissario«, sagte La Capra mit einem fast unmerklichen Kopfschütteln, »aber das ist momentan leider völlig unmöglich.«
    »Ja?« fragte Brunetti höflich.
    »Sehen Sie, der Raum, in dem ich die Sammlung auszustellen gedenke, ist noch nicht zu meiner Zufriedenheit gediehen. Beleuchtung, Bodenfliesen, selbst die Deckenpaneele - ich bin mit allem noch nicht glücklich, darum wäre es mir peinlich, ja, richtig peinlich, sie jetzt jemandem zu zeigen. Aber ich lade Sie mit Freuden ein, wiederzukommen und sich meine Sammlung anzusehen, wenn der Raum fertig und« - er hielt inne und suchte nach dem passenden Wort - »präsentabel ist.«
    »Das ist sehr freundlich, Signore. Ich stelle mich also darauf ein, Sie wiederzusehen?«
    La Capra nickte, aber er lächelte nicht.
    »Sie sind sicher ein vielbeschäftigter Mann«, sagte Brunetti und stand auf. Wie merkwürdig, dachte er, daß ein Kunstliebhaber auch nur eine Sekunde zögerte, jemandem seine Sammlung zu zeigen, der zu erkennen gab, daß er sich für schöne Dinge interessierte oder begeistern konnte. Das hatte Brunetti noch nie erlebt. Und was er noch merkwürdiger fand: La Capra hatte in ihrem ganzen Gespräch über die Kriminalität in der Stadt keinen der beiden Vorfälle erwähnt, die erst in dieser Woche den Frieden

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