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Brunetti 06 - Sanft entschlafen

Brunetti 06 - Sanft entschlafen

Titel: Brunetti 06 - Sanft entschlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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der Unfallaufnahme zu sprechen. Er wurde in die Gynäkologie, die Chirurgie und in die Küche weiterverbunden, bevor er angewidert auflegte und zu Vianello, Bonsuan und dem wartenden Polizeiboot hinuntereilte.
    Während sie über die Lagune brausten, berichtete er Vianello von Sassis Anruf.
    »Die Schweine«, sagte Vianello, als er das mit der Fahrerflucht hörte. »Warum haben die nicht angehalten? Sie einfach für tot am Straßenrand liegen zu lassen!«
    »Vielleicht war das gewollt«, sagte Brunetti und sah, wie der Sergente plötzlich begriff.
    »Na klar.« Vianello quittierte die einfache Erklärung mit geschlossenen Augen. »Aber wir sind doch gar nicht in die casa di cura gegangen, um dort Fragen zu stellen. Woher sollten die wissen, daß sie mit uns gesprochen hat?« fragte er.
    »Wir haben keine Ahnung, was sie alles gemacht hat, seit sie bei mir war.«
    »Das nicht. Aber sie kann doch unmöglich so dumm gewesen sein, einfach hinzugehen und jemanden zu bezichtigen, oder?«
    »Sie war den größten Teil ihres Lebens im Kloster, Sergente.«
    »Und was heißt das?«
    »Es heißt, daß sie wahrscheinlich denkt, man müsse einem Menschen nur sagen, daß er etwas Böses getan hat, dann wird er schnurstracks zur Polizei gehen, erklären, daß er bereut, und sich stellen.« Brunetti hörte, wie flapsig das klang, und sofort tat es ihm leid. »Ich meine, sie ist wahrscheinlich kein besonders guter Menschenkenner, und die meisten Motive könnte sie einfach nicht begreifen.«
    »Da haben Sie wohl recht, Commissario. Ein Kloster ist sicher nicht die beste Vorbereitung auf die mißratene Welt, die wir geschaffen haben.«
    Brunetti wußte darauf nichts zu erwidern und schwieg, bis sie an einem für Ambulanzboote reservierten Anleger hinter dem Ospedale al Märe festmachten. Sie sprangen vom Boot und sagten zu Bonsuan, er solle warten, bis sie wüßten, wie es weitergehe. Eine weit offenstehende Tür führte in einen weißgestrichenen Korridor mit blankem Betonfußboden.
    Ein Pfleger in weißem Kittel kam ihnen entgegengerannt. »Wer sind Sie? Was haben Sie hier unten zu suchen? Niemand darf auf diesem Weg ins Krankenhaus.«
    Brunetti hörte ihm gar nicht zu und hielt ihm nur seinen Dienstausweis unter die Nase. »Wo ist hier die Notaufnahme?«
    Er sah den Mann mit sich kämpfen, ob er ihnen Widerstand entgegensetzen solle, aber dann siegte wie üblich der italienische Gehorsam gegenüber Obrigkeiten, vor allem uniformierten Obrigkeiten, und der Mann erklärte ihnen den Weg. Minuten später standen sie vor einer Anmeldung, hinter der eine hohe Flügeltür in einen langen, hellerleuchteten Gang führte. Die Anmeldung war nicht besetzt, und auf Brunettis wiederholtes Rufen antwortete niemand.
    Nach einiger Zeit kam ein Mann in zerknittertem weißem Kittel durch die Flügeltüren. »Entschuldigung«, sagte Brunetti und hielt den Mann mit hochgehaltener Hand an.
    »Ja?« fragte dieser.
    »Wie erfahre ich, wer hier Dienst in der Notaufnahme hat?«
    »Wozu wollen Sie das wissen?« fragte der Mann gehetzt.
    Brunetti zückte erneut seinen Dienstausweis. Der Mann warf einen Blick darauf und sah wieder zu Brunetti. »Was wollen Sie denn wissen, Commissario? Ich bin dazu verdammt, hier Dienst zu tun.«
    »Wieso verdammt?« fragte Brunetti.
    »Entschuldigung. Kleine Übertreibung. Ich mache schon sechsunddreißig Stunden Dienst, weil die Krankenschwestern beschlossen haben, in Streik zu treten. Ich habe hier mit einem Pfleger und einem Assistenzarzt neun Patienten zu versorgen. Aber Ihnen das alles zu erzählen hilft mir wahrscheinlich auch nicht weiter.«
    »Bedaure, Doktor. Ich kann Ihre Krankenschwestern nicht festnehmen.«
    »Schade. Was kann ich far Sie tun?«
    »Ich möchte zu einer Frau, die gestern hier eingeliefert wurde. Von einem Auto angefahren. Wie ich höre, hat sie ein Bein gebrochen und möglicherweise Gehirnverletzungen.«
    Der Arzt wußte sofort, wen er meinte. »Nein, kein Beinbruch. Es war die Schulter, und die war nur ausgerenkt. Und ein paar Rippen könnten gebrochen sein. Aber was mir Sorgen machte, war die Kopfverletzung.«
    »War?«
    »Ja. Wir haben sie, kaum eine Stunde nachdem sie hier eingeliefert worden war, ins Ospedale Civile bringen lassen. Selbst wenn ich das Personal hätte, wären wir für die Behandlung einer solchen Schädelverletzung nicht ausgerüstet.«
    Es fiel Brunetti nicht leicht, seinen Ärger darüber zu zügeln, daß er für nichts und wieder nichts hier herausgekommen war. »Wie schlimm

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