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Brunetti 06 - Sanft entschlafen

Brunetti 06 - Sanft entschlafen

Titel: Brunetti 06 - Sanft entschlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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leer, und das Wasser lief nicht mehr. Ein runder schwarzer Stöpsel lag ordentlich auf dem Wannenrand.
    Brunetti sah wieder auf den Toten hinunter. Er trug Anzug und Krawatte, aber keine Schuhe und Strümpfe. »Barfuß auf den Kacheln ausgerutscht?« fragte er.
    »Sieht so aus«, antwortete Rizzardi.
    Brunetti verließ das Bad wieder, und Rizzardi, der mit seiner Arbeit fertig war, folgte ihm. Brunetti schaute sich im Schlafzimmer um, obwohl er keine Ahnung hatte, wonach er suchte. Er sah drei Fenster mit zugezogenen Vorhängen und an den Wänden ein paar Bilder, die ihm vorkamen, als wären sie vor Jahrzehnten dort aufgehängt und dann vergessen worden. Der Teppich war ein alter Perser, völlig durchweicht und mit stumpfen Farben. Ein rotseidener Morgenmantel lag auf dem Fußende des Betts, und darunter, genau da, wo das Wasser noch nicht hingekommen war, sah Brunetti die kleinen Schuhe ordentlich nebeneinander stehen, darauf die zusammengelegten dunklen Socken.
    Brunetti ging hin, bückte sich und hob die Schuhe auf. Er nahm die Socken in die eine Hand, drehte die Schuhe um und besah sie sich von unten. Das schwarze Gummi der Sohlen und Absätze war glatt und glänzte, wie man es oft bei Schuhen sieht, die nur im Haus getragen werden. Einziges Zeichen der Abnutzung waren zwei graue Scheuerstellen an den Außenkanten der Absätze. Brunetti stellte die Schuhe wieder hin und legte die kleinen Socken darauf.
    »So habe ich noch nie einen ums Leben kommen sehen«, sagte Rizzardi.
    »Hat's da nicht vor Jahren mal einen Film gegeben, über einen, der diese Krankheit hatte, bei der man aussieht wie ein Elefant? Ist der nicht so umgekommen?«
    Rizzardi schüttelte den Kopf. »Den habe ich nie gesehen. Ich habe über so etwas gelesen, zumindest über die Gefahr, die ein Sturz für solche Leute bedeutet. Aber normalerweise brechen sie sich nur ein paar Rückenwirbel.« Rizzardi blickte grübelnd ins Leere, und Brunetti wartete, weil er annahm, Rizzardi gehe im Geiste die einschlägige medizinische Literatur durch. Nach einem Weilchen sagte Rizzardi:
    »Nein, stimmt nicht. Es ist schon vorgekommen. Nicht oft, aber es ist vorgekommen.«
    »Na, dann haben Sie hier womöglich eine Variante entdeckt, die neu genug ist, daß sie in die Lehrbücher kommt«, meinte Brunetti gelassen.
    »Vielleicht«, antwortete Rizzardi, schon auf dem Weg zu seiner schwarzen Arzttasche, die auf einem Tischchen neben der Tür stand. Er warf die Gummihandschuhe hinein und schloß die Tasche. »Ich nehme ihn mir gleich am Vormittag vor, Guido, aber danach werde ich Ihnen auch nichts anderes sagen können als jetzt. Er hat sich das Genick gebrochen, als der Kopf im Sturz nach hinten kippte.«
    »Sofortiger Tod?« »Muß wohl. Ein glatter Bruch. Er wird noch gefühlt haben, wie er mit dem Rücken auf den Boden schlug, aber ehe er Schmerz empfinden konnte, muß er schon tot gewesen sein.«
    Brunetti nickte. »Danke, Ettore. Ich rufe Sie an. Nur für den Fall, daß Sie doch noch etwas finden.«
    »Ab elf«, sagte der Arzt.
    Sie gaben sich die Hand, und Rizzardi ging aus dem Zimmer. Brunetti hörte, wie der Arzt mit leiser Stimme noch etwas zu Miotti sagte, dann klappte die Wohnungstür zu. Miotti kam herein, hinter ihm Foscolo und Pavese von der Spurensicherung.
    Brunetti nickte ihnen zu und sagte: »Ich brauche alle Fingerabdrücke, die Sie finden, besonders im Bad, und dort vor allem um die Wanne herum. Und Fotos aus jedem Blickwinkel.« Er trat beiseite, so daß die Männer einen Blick ins Bad werfen konnten.
    Pavese stellte seine Fototasche in einer trockenen Ecke ab, nahm das Stativ heraus und begann es auszuziehen.
    Brunetti kniete sich hin, jetzt ohne sich um das Wasser zu kümmern. Er stützte sich auf die Hände und legte die Wange fast auf den Boden, um den Fußboden vor der Badezimmertür aus dieser Schräge zu inspizieren. »Wenn Sie irgendwo einen Fön finden«, sagte er zu Foscolo, »könnten Sie hier vielleicht das Wasser wegtrocknen - nicht aufwischen - und dann ein paar Aufnahmen von diesem Stück Fußboden machen.« Er grenzte mit einer kreisenden Handbewegung die Stelle ein.
    »Wozu, Commissario?« fragte der Fotograf.
    »Um zu sehen, ob es hier Schürfspuren gibt, irgendein Anzeichen dafür, daß er vielleicht ins Bad geschleift wurde.«
    »Ach, so ist das?« meinte Pavese, während er seine Kamera aufs Stativ setzte und die Schraube festzog.
    Statt zu antworten, zeigte Brunetti auf ein paar Druckstellen, die unter dem Wasserfilm kaum zu

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