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Brunetti 06 - Sanft entschlafen

Brunetti 06 - Sanft entschlafen

Titel: Brunetti 06 - Sanft entschlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Sergente.
    Brunetti sah auf die Uhr. »Natürlich.« Als Vianello daraufhin kein zufriedeneres Gesicht machte, fragte er: »Was haben Sie denn?«
    »Es gefällt mir nicht, sie in noch größere Gefahr zu bringen«, antwortete der Sergente endlich. »Sie als Lockvogel zu benutzen.«
    »Ich sagte doch, daß jemand im Zimmer sein wird.«
    »Commissario«, begann Vianello, und sein betont geduldiger Ton ließ Brunetti sofort aufhorchen. »Jemand im Krankenhaus wird darüber Bescheid wissen müssen.«
    »Natürlich.«
    »Und?«
    »und was?« blaffte Brunetti. Er hatte alles bedacht und kannte die Gefahr, und seine heftige Reaktion auf Vianellos Frage konnte nur Ausdruck seines eigenen Unbehagens sein.
    »Das ist ein Risiko. Leute reden. Da muß nur einer in die Cafeteria im Erdgeschoß gehen und sich nach ihr erkundigen. Irgend jemand - ein Pfleger, eine Schwester, sogar ein Arzt - wird früher oder später fallenlassen, daß sie eine Wache im Zimmer hat.«
    »Dann sagen wir eben nichts von einer Wache. Wir sagen, die Wache wurde abgezogen. Wir können sagen, es wären Verwandte.«
    »Oder Ordensmitglieder?« meinte Vianello so gleichmütig, daß Brunetti nicht heraushören konnte, ob es hilfsbereit oder sarkastisch gemeint war.
    »Im Krankenhaus weiß niemand, daß sie Nonne ist«, sagte Brunetti, obwohl er daran ernsthaft zweifelte.
    »Das würde ich gern glauben.«
    »Was heißt das, Sergente?«
    »Ein Krankenhaus ist eine kleine Welt. Da bleibt nichts lange geheim. Ich meine also, wir sollten davon ausgehen, daß die wissen, wer sie ist.«
    Auch nachdem Vianello das Wort »Lockvogel« ausgesprochen hatte, mochte Brunetti nicht gern zugeben, daß er sie genau als das benutzen wollte. Da er es aber müde war, von Vianello alle die Ungewißheiten und Bedenken zu hören, die er sich schon den ganzen Vormittag auszureden versucht hatte, fragte er: »Stellen Sie diese Woche die Dienstpläne auf?«
    »Ja, Commissario.«
    »Gut. Die Schichten sollen bleiben, aber die Wachen werden ins Zimmer verlegt.« Er mußte an Alvise und sein Comicheft denken und fuhr fort: »Sagen Sie den Leuten, sie haben unter gar keinen Umständen das Zimmer zu verlassen, es sei denn, sie sorgen dafür, daß in ihrer Abwesenheit eine Schwester bei ihr ist. Und teilen Sie mich auch für eine der Schichten ein, ab heute, von Mitternacht bis um acht.«
    »Ja, Commissario«, sagte Vianello und stand auf. Brunetti wollte sich dem Papierkram auf seinem Schreibtisch zuwenden, aber der Sergente machte keine Anstalten zu gehen. »Etwas Merkwürdiges an diesem Fitneßtraining...«, begann er, wartete dann, und als Brunetti endlich aufsah, fuhr er fort: »Es hat die Wirkung, daß ich viel weniger Schlaf brauche. Wir können uns die Wache also teilen, wenn Sie wollen. Dann brauchen wir für die anderen beiden Schichten nur zwei Leute und können das mit den Arbeitsstunden besser hinbiegen.«
    Brunetti bedankte sich mit einem Lächeln. »Wollen Sie den Anfang machen?« fragte er.
    »Ja, gut«, erklärte Vianello sein Einverständnis. »Ich hoffe nur, das geht nicht allzu lange.«
    »Ich dachte. Sie brauchen nicht mehr so viel Schlaf.«
    »Stimmt auch, aber Nadia wird nicht begeistert sein.«
    Paola sicher auch nicht, dachte Brunetti.
    Vianello machte mit der rechten Hand eine Bewegung, aus der nicht zu ersehen war, ob sie ein lässiger Salut oder ein Zeichen komplizenhaften Einverständnisses sein sollte.
    Nachdem der Sergente nach unten gegangen war, um den Dienstplan aufzustellen und Signorina Elettra anzuweisen, beim Gazzettino anzurufen, beschloß Brunetti, den Wellenschlag noch ein bißchen zu verstärken. Er rief im Pflegeheim San Leonardo an und hinterließ eine Nachricht für die Mutter Oberin, daß Maria Testa - er bestand auf diesem Namen - im Ospedale Civile auf dem Weg der Besserung sei und hoffe, in nächster Zukunft, vielleicht Anfang nächster Woche, Besuch von der Mutter Oberin zu bekommen. Bevor er auflegte, bat Brunetti die Nonne noch, dies auch Dottor Messini weiterzusagen. Dann schlug er die Nummer des Klosters nach, rief dort an und war überrascht, daß sich ein Anrufbeantworter meldete. Er sprach eine Nachricht ungefähr gleichen Inhalts für Padre Pio darauf.
    Er überlegte, ob er auch noch Contessa Crivoni und Signorina Lerini anrufen sollte, entschied dann aber, sie die Nachricht von Suor Immacolatas Wiederherstellung der Zeitung entnehmen zu lassen.
    Als Brunetti kurz darauf in Signorina Elettras Büro ging, sah sie zwar auf, lächelte

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