Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Titel: Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
Vom Netzwerk:
denselben Weg wie Amerika, wo die Polizei in Angst vor Nachahmungstätern lebt, wo schon die Erwähnung eines Verbrechens genügt, um zur Nachahmung anzuregen. »Ich gehe in die Questura«, sagte er. »Ich weiß noch nicht, wann ich zurück sein werde.«
    Sie nickte, blieb aber an ihrem Schreibtisch sitzen und sagte nichts.
    Brunetti ging über den Flur, nahm seinen Mantel und verließ die Wohnung. Niemand wartete draußen, aber er wußte, daß der Waffenstillstand bald enden würde.

12
    E r endete vor der Questura, deren Eingangstür von einer Dreierreihe aus Reportern blockiert war. Ganz vorn standen die Männer und Frauen mit Notizblöcken, dahinter die mit den Mikrophonen und hinter diesen, der Tür am nächsten, die Phalanx der Videokameras, davon zwei auf Stativen, und über dem Ganzen die Scheinwerfer.
    Einer der Männer sah Brunetti kommen und drehte das leere Kameraauge in seine Richtung. Brunetti tat, als sehe er es nicht, ebensowenig wie die Leute um ihn herum. Seltsamerweise stellte ihm keiner eine Frage oder richtete das Wort an ihn; sie streckten ihm nur ihre Mikrophone entgegen und ließen es schweigend geschehen, daß er wie Moses ungehindert durch die geteilten Wasser ihrer Neugier in die Questura ging.
    Drinnen salutierten Alvise und Riverre, als sie ihn erblickten, wobei Alvise sein Erstaunen darüber nicht verbergen konnte, ihn hier zu sehen.
    »Buon dì, Commissario«, sagte Riverre, und sein Partner sprach es ihm nach.
    Brunetti nickte den beiden nur kurz zu, weil er wußte, daß es Zeitverschwendung wäre, Alvise etwas zu fragen, und ging die Treppe hinauf zu Pattas Zimmer. Im Vorzimmer telefonierte Signorina Elettra gerade, als er hereinkam. Sie nickte ihm zu, nicht im mindesten überrascht, und hob die Hand, um ihn aufzuhalten. »Ich hätte das gern bis heute nachmittag«, sagte sie, wartete auf die Antwort ihres Gesprächspartners, verabschiedete sich und legte auf. »Herzlich willkommen, Commissario«, sagte sie zu Brunetti.
    »Bin ich das wirklich?«
    Sie zog fragend die Augenbrauen hoch.
    »Ich meine, ob ich willkommen bin«, erklärte er.
    »Mir auf jeden Fall. Beim Vice-Questore weiß ich es nicht, aber er hat heute schon gefragt, ob Sie kommen würden.«
    »Was haben Sie ihm geantwortet?«
    »Daß ich Sie jeden Moment erwarte.«
    »Und?«
    »Er schien erleichtert.«
    »Gut.« Brunetti war ebenfalls erleichtert. »Was ist mit Tenente Scarpa?«
    »Er ist seit seiner Rückkehr vom Tatort beim Vice-Questore.«
    »Wann war das?«
    »Der Anruf von Signora Mitri wurde um zweiundzwanzig Uhr siebenundzwanzig registriert. Corvi hat ihn um dreiundzwanzig Uhr drei verständigt.« Sie blickte kurz auf einen Zettel, den sie vor sich liegen hatte. »Tenente Scarpa war um Viertel nach elf hier und hat sich gleich zu den Mitris begeben. Zurückgekommen ist er erst wieder um eins.«
    »Und er ist schon die ganze Zeit da drin?« fragte Brunetti, wobei er mit dem Kinn nach der Tür zu Pattas Zimmer wies.
    »Seit heute früh halb neun«, antwortete Signorina Elettra.
    »Da hat Warten wohl keinen Sinn«, meinte Brunetti, ebenso zu sich selbst wie zu ihr, und ging zur Tür. Er klopfte; Pattas Stimme rief ihn sofort hinein.
    Brunetti drückte die Tür auf und trat ein. Patta posierte wie immer hinter seinem Schreibtisch; das Licht, das durchs Fenster hinter ihm hereinfiel, wurde von der Schreibtischplatte so reflektiert, daß es dem, der ihm gegenübersaß, in die Augen schien.
    Tenente Scarpa stand neben seinem Chef, seine Haltung so aufrecht, seine Uniform so perfekt gebügelt, daß er Maximilian Schell in einer seiner Rollen als guter Nazi erschreckend ähnlich sah.
    Patta begrüßte Brunetti mit einem Nicken und winkte ihn auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. Brunetti rückte den Stuhl ein wenig zur Seite, so daß der Teil der Schreibtischplatte, vor dem er saß, in Scarpas Schatten lag. Der Tenente trat von einem Fuß auf den anderen und machte einen kleinen Schritt nach rechts, woraufhin Brunetti ein Stückchen weiter nach links rückte und sich ein wenig zur Seite drehte.
    »Guten Morgen, Vice-Questore«, sagte Brunetti. Scarpa nickte er nur zu.
    »Sie haben es also gehört?« fragte Patta.
    »Ich habe nur gehört, daß er umgebracht wurde. Darüber hinaus weiß ich nichts.«
    Patta sah zu Scarpa auf. »Setzen Sie ihn ins Bild, Tenente.«
    Scarpa sah zuerst zu Brunetti, dann zu Patta, und als er zu sprechen anfing, tat er dies mit einer kleinen Verneigung in Pattas Richtung. »Mit allem Respekt,

Weitere Kostenlose Bücher