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Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Titel: Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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diesem Anlaß erfunden. Was wollen Sie machen, Commissario?«
    »Nach Hause gehen und lesen«, antwortete er, und mit der Antwort kam der Gedanke und mit dem Gedanken der Wunsch. Er brauchte nur noch an den Reportern draußen vorbeizukommen und ihren Kameras und ihrer Fragerei auszuweichen, dann konnte er nach Hause gehen und so lange lesen, bis Paola sich entschieden hatte oder die Sache beigelegt war. Er konnte sich von seinen Büchern aus der Questura entführen lassen, aus Venedig, aus diesem schäbigen Jahrhundert voll billiger Sentimentalität und Blutrünstigkeit, und sich in Welten zurückversetzen, in denen sein Geist sich wohler fühlte.
    Signorina Elettra lächelte, denn sie glaubte aus seiner Antwort einen Scherz herauszuhören, und wandte sich wieder ihrer Zeitschrift zu.
    Er ging nicht einmal mehr in sein Dienstzimmer, sondern geradewegs aus der Questura hinaus. Merkwürdigerweise waren die Reporter verschwunden, und davon, daß sie vorhin noch dagewesen waren, kündeten nur noch ein paar Plastikstückchen und ein zerrissener Kamerariemen.

11
    E r fand die versprengten Reste der Rotte vor seinem Haus, als er dort ankam; drei von ihnen waren dieselben, die schon versucht hatten, ihn vor der Questura ins Verhör zu nehmen. Er machte keine Anstalten, die Fragen zu beantworten, die sie ihm zuschrien, sondern drängte sich an ihnen vorbei und zückte seinen Schlüssel, um das Schloß des großen Portals zur Eingangshalle aufzuschließen. Eine Hand kam von hinten hervorgeschossen, packte seinen Arm und versuchte seine Hand vom Türschloß wegzuziehen.
    Brunetti warf sich herum, den großen Schlüsselbund wie eine Waffe in der erhobenen Hand. Der Reporter sah die Schlüssel gar nicht, nur Brunettis Gesicht, und wich zurück, eine Hand beschwichtigend nach vorn gestreckt. »Entschuldigung, Commissario«, sagte er mit einem Lächeln, das so falsch war wie seine Worte. Die anderen hörten nackte Angst in seiner Stimme und reagierten instinktiv. Keiner sagte einen Ton. Brunetti sah in die Gesichter ringsum. Kein Blitzlicht flammte auf, und die Videokameras blieben unten.
    Brunetti drehte sich wieder um und steckte den Schlüssel ins Türschloß. Er schloß auf, trat in die Eingangshalle, machte die Tür zu und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Seine Brust, sein ganzer Oberkörper war bedeckt vom Schweiß der plötzlichen Wut, und sein Herz pochte wie wild. Er knöpfte seinen Mantel auf und ließ sich von der feuchtkalten Luft im Treppenhaus abkühlen. Dann stieß er sich mit den Schultern von der Tür ab und ging die Treppe hinauf.
    Paola mußte ihn kommen gehört haben, denn sie öffnete die Wohnungstür, als er an den letzten Treppenabsatz kam. Sie hielt sie ihm auf, und als er in der Wohnung war, nahm sie ihm den Mantel ab und hängte ihn weg. Er bückte sich und küßte sie auf die Wange; ihr Duft war angenehm.
    »Na?« fragte sie.
    »Vorläufige Suspendierung oder wie das heißt. Eigens aus diesem Anlaß erfunden, nehme ich an.«
    »Und das bedeutet?« fragte sie, während sie neben ihm her ins Wohnzimmer ging.
    Er ließ sich aufs Sofa fallen und streckte die Beine aus. »Das heißt, ich muß zu Hause bleiben, bis du dich mit Mitri irgendwie geeinigt hast.«
    »Geeinigt?« fragte sie, wobei sie sich zu ihm auf die Sofakante setzte.
    »Patta scheint der Meinung zu sein, du solltest Mitri die Scheibe bezahlen und dich entschuldigen.« Er dachte an Mitri und verbesserte sich. »Oder nur die Scheibe bezahlen.«
    »Eine oder zwei?« wollte sie wissen.
    »Spielt das eine Rolle?«
    Sie blickte zu Boden und strich mit dem Fuß den Rand des Teppichs glatt, der vor dem Sofa lag. »Nein, eigentlich nicht. Ich kann ihm keine Lira geben.«
    »Kannst oder willst nicht?«
    »Kann nicht.«
    »Nun, dann werde ich wohl endlich einmal Zeit haben, Gibbon zu lesen.«
    »Und das soll heißen?« »Daß ich zu Hause bleiben werde, bis die Sache geregelt ist, entweder privat oder gerichtlich.«
    »Wenn sie mir eine Geldstrafe aufbrummen, bezahle ich sie«, sagte sie, und es klang so schön nach braver Staatsbürgerin, daß Brunetti grinsen mußte.
    Immer noch lächelnd, sagte er: »Ich glaube, es war Voltaire, der so etwas Ähnliches gesagt hat wie: ›Ich mißbillige, was Ihr sagt, aber Euer Recht, es zu sagen, werde ich bis an mein Ende verteidigen‹.«
    »Solche Sachen hat Voltaire viele gesagt. Hört sich gut an. Er hatte es überhaupt an sich, Dinge zu sagen, die sich gut anhörten.«
    »Du scheinst aber skeptisch zu

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