Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti

Titel: Brunetti 08 - In Sachen Signora Brunetti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
Vom Netzwerk:
erfährt.«
    Brunetti zuckte die Achseln. Gegen die Purzelbäume der Presse war sowieso nicht viel zu machen. Ohne auf ihre Bemerkung einzugehen, fragte er: »Haben Sie die Informationen, die zu beschaffen ich Ihnen verboten hatte?«
    Er sah sie an, während sie die Frage mitsamt den eventuellen Folgen bedachte: Vorwurf des Ungehorsams, Mißachtung eines Befehls von einem Vorgesetzten, Entlassungsgrund, Ende ihrer Karriere. »Natürlich, Commissario«, antwortete sie.
    »Können Sie mir eine Kopie geben?«
    »Das dauert ein paar Minuten. Ich habe sie da drin versteckt«, erklärte sie mit einer Handbewegung zum Bildschirm ihres Computers.
    »Wo?«
    »In einer Datei, an die außer mir keiner herankommt, glaube ich.«
    »Gar niemand?«
    »Oh«, meinte sie hochmütig, »höchstens vielleicht jemand, der so gut ist wie ich.«
    »Ist das denkbar?«
    »Nein, nicht hier.«
    »Fein. Würden Sie mir dann den Ausdruck bringen, wenn Sie ihn haben?«
    »Gern, Commissario.«
    Er hob kurz die Hand und ging wieder nach oben.
    Als erstes rief er Rizzardi an und erreichte den Pathologen in seinem Büro im Krankenhaus. »Hatten Sie schon Zeit?« fragte Brunetti, nachdem sie sich begrüßt hatten.
    »Nein, aber in etwa einer Stunde kann ich darangehen. Vorher habe ich noch einen Selbstmord. Ein junges Mädchen, erst sechzehn. Ihr Freund hat sie verlassen, und da hat sie sämtliche Schlaftabletten ihrer Mutter geschluckt.«
    Brunetti fiel ein, daß Rizzardi spät geheiratet hatte und seine Kinder noch Teenager waren. Zwei Töchter, soviel er wußte. »Armes Mädchen«, sagte er.
    »Ja.« Rizzardi ließ eine kurze Pause eintreten, bevor er weitersprach. »Ich glaube, es gibt keinen Zweifel. Könnte ein dünner Draht gewesen sein, wahrscheinlich mit Plastik ummantelt.«
    »Wie ein Elektrokabel?«
    »Das ist anzunehmen. Wenn ich es mir erst genauer ansehen kann, weiß ich mehr. Es könnte sogar eines dieser Doppelkabel für Stereolautsprecher gewesen sein. Da sind schwache Spuren eines zweiten Eindrucks, parallel zu dem anderen, aber es könnte auch sein, daß der Mörder nur mal einen Moment locker gelassen hat, um nachzufassen. Unter dem Mikroskop werde ich das besser sehen.«
    »Mann oder Frau?« fragte Brunetti.
    »Sowohl als auch. Ich meine, es könnte sowohl ein Mann als auch eine Frau gewesen sein. Wenn man mit einer Schnur von hinten kommt, hat das Opfer keine Chance; wie stark man ist, spielt dabei keine Rolle. Aber erdrosseln, das tun meist Männer. Ich glaube, Frauen sind sich nicht sicher, ob sie genug Kraft dafür haben.«
    »Dafür wollen wir wenigstens dankbar sein«, meinte Brunetti.
    »Und wie es aussieht, könnte etwas unter den Fingernägeln seiner linken Hand sein.«
    »Etwas?«
    »Haut, wenn wir Glück haben. Oder Flusen von dem, was der Mörder anhatte. Wenn ich es mir genauer ansehe, werde ich es wissen.«
    »Würde das reichen, um jemanden zu identifizieren?«
    »Wenn Sie diesen Jemand finden, ja.«
    Brunetti dachte darüber kurz nach, dann fragte er: »Die Tatzeit?«
    »Das weiß ich erst, wenn ich ihn von innen gesehen habe. Aber seine Frau hat ihn um halb acht noch lebend gesehen, als sie aus dem Haus ging, und dann hat sie ihn bei ihrer Rückkehr kurz nach zehn gefunden. Da bestehen also kaum Zweifel, und ich werde nichts finden können, was den Zeitpunkt genauer bestimmt.« Rizzardi unterbrach sich, hielt die Hand über die Sprechmuschel und sprach mit jemandem, der bei ihm im Zimmer war. »Ich muß jetzt gehen. Sie liegt auf dem Tisch.« Noch bevor Brunetti ihm danken konnte, sagte Rizzardi: »Ich schicke Ihnen den Bericht morgen rüber.« Dann legte er auf.
    So sehr Brunetti darauf brannte, mit Signora Mitri zu sprechen, zwang er sich doch, an seinem Platz zu bleiben, bis Signorina Elettra ihm die Informationen über Mitri und Zambino heraufbrachte, was sie nach etwa fünf Minuten tat.
    Sie kam herein, nachdem sie angeklopft hatte, und legte ihm schweigend zwei Mappen auf den Schreibtisch. »Wieviel davon ist Allgemeinwissen?« fragte Brunetti mit einem Blick auf die Papiere.
    »Das meiste stammt aus Zeitungen«, antwortete sie. »Aber einiges kommt von ihren Banken und aus den Gesellschaftsregistern verschiedener Firmen.«
    Brunetti konnte es sich nicht verkneifen. »Woher wissen Sie das?«
    Da sie aus seinem Ton nur Neugier, kein Lob heraushörte, lächelte sie nicht. »Ich habe Freunde bei Banken und in der Stadtverwaltung. Gelegentlich kann ich sie bitten, mir die eine oder andere Frage zu

Weitere Kostenlose Bücher