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Brunetti 09 - Feine Freunde

Brunetti 09 - Feine Freunde

Titel: Brunetti 09 - Feine Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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an, der ein Hotel am Campo di Santa Marina leitete, und fragte ihn, ob er ein Doppelzimmer für zwei Leute reservieren könne, die vielleicht über Nacht bleiben würden. Wer durch ein Unglück irgendwohin gerufen wird, vergißt oft Dinge wie Essen und Schlafen und derlei lästige Nebensächlichkeiten, die zeigen, daß das Leben weitergeht.
    Er bat Vianello mitzukommen, wobei er sich einredete, die Landis würden die Polizei leichter erkennen, wenn einer in Uniform sie abholte, aber innerlich wußte er, daß Vianello einfach der Richtige zum Mitnehmen war, sowohl für die Landis als auch für ihn selbst.
    Der Zug fuhr pünktlich ein, und Marcos Eltern waren leicht zu erkennen, als sie den Bahnsteig entlangkamen. Die Frau war groß und mager und trug ein graues, von der Bahnfahrt arg zerknautschtes Kleid; das Haar hatte sie im Nacken zu einem kleinen Knoten geschlungen, was schon seit Jahrzehnten nicht mehr Mode war. Ihr Mann führte sie am Arm, und jeder konnte sehen, daß dies weder aus Höflichkeit noch aus Gewohnheit geschah: Ihr Schritt war unsicher, als ob sie betrunken oder krank wäre. Landi war gedrungen und muskulös; sein eisenharter Körper sprach von lebenslanger schwerer Arbeit. Unter anderen Umständen hätte Brunetti den Gegensatz zwischen den beiden vielleicht komisch gefunden, jetzt nicht. Landis Gesicht schien gegerbt wie Leder, und sein schütteres helles Haar bot nur unvollkommenen Schutz für die Kopfhaut, die so dunkel gebrannt war wie sein Gesicht. Man sah ihm an, daß er seine Tage im Freien verbrachte, und Brunetti erinnerte sich an den Brief der Mutter, in dem von der Frühjahrsaussaat die Rede gewesen war.
    Sie erkannten Vianellos Uniform, und Landi führte seine Frau darauf zu. Brunetti stellte sich und seinen Assistenten vor und sagte ihnen, daß ein Boot auf sie warte. Nur Landi gab ihnen die Hand, nur er vermochte zu sprechen. Seine Frau konnte ihnen lediglich zunicken und sich mit der Linken über die Augen wischen.
    Es ging alles schnell. Im Krankenhaus schlug Brunetti vor, Signor Landi solle allein hineingehen und seinen Sohn identifizieren, aber sie bestanden darauf, ihn beide zu sehen. Brunetti und Vianello warteten draußen, ohne zu sprechen. Als die Landis einige Minuten später herauskamen, schluchzten beide unverhüllt. Die Vorschriften verlangten eine amtliche Form der Identifizierung, was hieß, daß derjenige, der einen Leichnam identifizierte, dies gegenüber einem begleitenden Beamten entweder mündlich oder schriftlich bestätigen mußte.
    Als die beiden sich wieder gefaßt hatten, sagte Brunetti nur: »Ich habe mir erlaubt, ein Zimmer für Sie reservieren zu lassen, falls Sie hier übernachten möchten.«
    Landi wandte sich an seine Frau, aber sie schüttelte den Kopf.
    »Nein. Wir fahren wieder nach Hause, Signore. Ich glaube, es ist besser so. Um halb neun fährt ein Zug. Wir haben uns erkundigt, bevor wir herkamen.«
    Er hatte recht. Es war besser so, das wußte auch Brunetti. Morgen sollte die Autopsie stattfinden, und so etwas auch nur zu wissen, sollte man allen Eltern besser ersparen. Er geleitete die beiden über den Notausgang des Krankenhauses zum Polizeiboot zurück. Bonsuan sah sie kommen und machte schon das Boot los. Vianello nahm Signora Landis Arm, um ihr an Bord und dann die Treppe hinunter in die Kabine zu helfen. Brunetti nahm Landis Arm, als sie das Boot bestiegen, und hielt ihn mit sanftem Druck davon ab, seiner Frau nach unten zu folgen.
    Bonsuan, dem das Fahren auf dem Wasser so natürlich war wie das Atmen, legte sehr behutsam ab und drosselte den Motor so, daß sie fast lautlos dahinglitten. Landi starrte unverwandt ins Wasser; er wollte die Stadt nicht ansehen, die das Leben seines Sohnes genommen hatte.
    »Können Sie mir etwas über Marco sagen?« fragte Brunetti.
    »Was wollen Sie denn wissen?« fragte Landi zurück, ohne den Blick zu heben.
    »Wußten Sie das mit den Drogen?«
    »Ja.«
    »Hatte er damit aufgehört?«
    »Das dachte ich. Letztes Spätjahr ist er nach Hause gekommen und hat gesagt, er hätte damit aufgehört. Er wollte eine Weile zu Hause bleiben, bevor er hierher zurückkam. Er war gesund und hat den ganzen Winter gearbeitet wie ein Mann. Wir haben zusammen ein neues Dach auf die Scheune gesetzt. Solche Arbeit kann man nicht machen, wenn man dieses Zeug nimmt oder davon krank ist.« Landi hielt den Blick weiter auf das Wasser gesenkt, auf dem das Boot dahinglitt.
    »Hat er jemals darüber gesprochen?«
    »Über die

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