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Brunetti 09 - Feine Freunde

Brunetti 09 - Feine Freunde

Titel: Brunetti 09 - Feine Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Schritte sich entfernten und immer leiser wurden, ging Brunetti in die Küche zurück.
    Der größere der beiden Kriminaltechniker - Santini hieß er, wenn Brunetti sich recht erinnerte - blickte auf und sagte: »Hier ist nichts, Commissario.«
    »Haben Sie seine Papiere geprüft?« fragte Brunetti, wobei er auf die Brieftasche und den kleinen Stapel zerknitterter Papiere und Münzen auf dem Tisch zeigte.
    Santinis Kollege antwortete für ihn: »Nein, Commissario, wir dachten, das wollten Sie selbst tun.«
    »Wie viele Zimmer hat die Wohnung noch?« wollte Brunetti wissen.
    Santini zeigte in den hinteren Teil der Wohnung. »Nur noch das Bad. Er muß im Wohnzimmer auf diesem Sofa geschlafen haben.«
    »Haben Sie im Bad etwas gefunden?«
    Santini überließ die Antwort dem anderen: »Jedenfalls keine Spritzen, Commissario, nichts dergleichen. Nur das Übliche, was man in einem Bad so findet: Kopfwehtabletten, Rasiercreme, ein Päckchen Wegwerfrasierer, aber weit und breit kein Drogenzubehör.«
    Brunetti fand es interessant, daß der Techniker dies zur Sprache brachte, und fragte: »Wie deuten Sie das?«
    »Ich würde sagen, der Junge war sauber«, antwortete der Mann, ohne zu zögern. Brunetti warf einen Blick zu Santini, der zustimmend nickte. Sein Kollege fuhr fort: »Wir haben schon etliche junge Leute dieser Art gesehen, und um die meisten steht es schlimm. Schwären am ganzen Leib, nicht nur an den Armen.« Er hob die Hand und wedelte ein paarmal damit hin und her, wie um die Erinnerung an die jungen Menschen auszulöschen, die er schon in ihrem Drogentod hatte daliegen sehen. »Aber dieser Junge hatte keine frischen Einstichstellen.«
    Eine kleine Weile schwiegen alle drei.
    Schließlich fragte Santini: »Haben Sie noch irgendwelche Aufgaben für uns, Commissario?«
    »Ich glaube nicht.« Brunetti sah jetzt, daß sie beide ihre Atemmasken nicht mehr trugen, weil der Gestank nachgelassen hatte, sogar hier, wo der Junge wer weiß wie lange gelegen hatte. »Gehen Sie schon mal einen Kaffee trinken. Ich sehe mir das da noch an.« Dabei zeigte er auf die Brieftasche und die Papiere. »Dann schließe ich ab und komme nach.«
    Keiner erhob Einwände. Nachdem die beiden fort waren, nahm Brunetti die Brieftasche und blies das feine graue Pulver davon ab. In ihr waren siebenundfünfzigtausend Lire. Auf dem Tisch lagen weitere zweitausendsiebenhundert Lire in Münzen, die jemand aus Marcos Taschen genommen hatte. In der Brieftasche fand Brunetti auch Marcos Personalausweis, auf dem sein Geburtsdatum stand. Mit einer ungehaltenen Geste raffte er plötzlich alles zusammen, was da auf dem Schreibtisch lag, und steckte es in seine Jackentasche. Auf dem Tischchen hinter der Tür hatte er einen Schlüsselbund liegen sehen. Nachdem er gewissenhaft nachgeprüft hatte, daß alle Fensterläden in Ordnung waren, machte er zuerst sie und dann die Fenster zu. Zuletzt schloß er die Wohnungstür ab und ging die Treppe hinunter.
    Draußen stand Vianello bei einem alten Mann, den Kopf geneigt, um zu hören, was dieser ihm zu sagen hatte. Als er Brunetti aus dem Haus kommen sah, klopfte er dem Alten auf den Arm und wandte sich von ihm ab. Während sie noch aufeinander zugingen, schüttelte Vianello schon den Kopf. »Keiner hat etwas gesehen. Keiner weiß etwas.«

13
    B runetti fuhr mit Vianello und den Männern von der Spurensicherung im Polizeiboot zur Questura zurück, froh um die frische Luft und den Wind, der sie hoffentlich von allem Gestank reinigen würde, den sie aus der Wohnung mitgebracht haben mochten. Keiner von ihnen erwähnte es, aber Brunetti wußte, daß er sich erst wieder richtig sauber fühlen würde, wenn er jedes einzelne Kleidungsstück, das er an diesem Tag getragen hatte, abgelegt und lange unter dem reinigenden Strahl einer Dusche gestanden hätte. Selbst in der aufkommenden Hitze dieses Spätfrühlingstages sehnte er sich nach dampfend heißem Wasser und einem groben Tuch, mit dem er danach jeden Quadratzentimeter seiner Haut abrubbeln würde.
    Die Techniker brachten die Utensilien, die Marcos Tod bewirkt hatten, in die Questura, und wenn auch kaum die Chance bestand, daß man auf der Spritze, die ihn getötet hatte, einen zweiten Satz Fingerabdrücke finden würde, durfte man doch hoffen, daß sich auf der Plastikhülle, die er auf dem Küchentisch hatte liegenlassen, wenigstens ein Teilabdruck fand, dessen Gegenstück sie schon in der Kartei hatten.
    Vor der Questura angekommen, nahm der Bootsführer zu spät

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