Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brunetti 09 - Feine Freunde

Brunetti 09 - Feine Freunde

Titel: Brunetti 09 - Feine Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
Vom Netzwerk:
Drogen?«
    »Ja.«
    »Nur einmal. Er wußte, daß ich es nicht ertrug.«
    »Hat er Ihnen gesagt, warum er sie nahm oder woher er sie bekam?«
    Landi sah jetzt zu Brunetti auf. Seine Augen waren vom Blau der Gletscher, sein Gesicht trotz Sonne und Wind merkwürdig faltenlos. »Wer weiß denn schon, warum die sich das antun?« Er schüttelte den Kopf und blickte wieder aufs Wasser.
    Brunetti widerstand seinem ersten Drang, sich für die Frage zu entschuldigen, und stellte statt dessen eine neue: »Wissen Sie etwas über sein Leben hier? Seine Freunde? Was er so trieb?«
    Landi beantwortete eine ganz andere Frage. »Er wollte immer Architekt werden. Von Kindesbeinen an hat er sich nur für Häuser interessiert und wie man sie baut. Ich verstehe davon nichts. Ich bin Landwirt. Nur davon verstehe ich etwas, von der Landwirtschaft.« Als das Polizeiboot in die Lagune hinausfuhr, wurde es von einer Welle erfaßt, aber Landi behielt wie selbstverständlich das Gleichgewicht. »Sie hat keine Zukunft mehr, die Landwirtschaft, man kann nicht mehr davon leben. Das wissen wir alle, wir wissen nur nicht, was wir statt dessen machen könnten.« Er seufzte. Ohne aufzusehen, sprach er weiter: »Marco war zum Studieren hierhergekommen. Vor zwei Jahren. Und als er nach dem ersten Jahr nach Hause kam, haben wir gemerkt, daß etwas nicht stimmte, aber wir wußten nicht, was.« Wieder sah er zu Brunetti auf. »Wir sind einfache Leute, wir wissen von solchen Sachen nichts, von Drogen.« Er blickte zur Seite, sah die Häuser an der Lagune und starrte wieder aufs Wasser. Der Wind frischte auf, und Brunetti mußte den Kopf neigen, um zu verstehen, was Landi sagte: »Als er letzte Weihnachten nach Hause kam, war er sehr verstört. Da habe ich mit ihm gesprochen, und er hat es mir gesagt. Er hat mir gesagt, er hätte damit aufgehört und wollte das Zeug nicht mehr nehmen, weil er wüßte, daß es ihn umbringen würde.« Brunetti sah, wie Landis von der Arbeit gehärtete Hände sich um die Reling krampften. »Er konnte mir nicht erklären, warum er damit angefangen hatte oder wie das für ihn war, aber ich weiß, daß er es ehrlich meinte, als er sagte, er will es nicht mehr. Seiner Mutter haben wir nichts davon gesagt.« Landi verstummte.
    Schließlich fragte Brunetti: »Und wie ging es dann weiter?«
    »Er blieb den ganzen Winter da, und wir haben zusammen an der Scheune gearbeitet. Daher weiß ich, daß alles stimmte mit ihm. Dann hat er mir vor zwei Monaten gesagt, er wolle weiterstudieren, und es bestehe keine Gefahr mehr. Ich hab's ihm geglaubt. Da ist er also wieder nach Venedig gefahren, und es schien auch alles in Ordnung. Dann kam Ihr Anruf.«
    Das Boot schwenkte aus dem Canale di Cannaregio hinaus in den Canal Grande. Brunetti fragte: »Hat er je von Freunden gesprochen? Oder einer Freundin?«
    Die Frage schien Landi zu bekümmern. »Er hatte eine Freundin zu Hause.« Er verstummte kurz. »Aber ich glaube, es gab auch hier eine. Jedenfalls hat Marco im Winter ein paarmal in Venedig angerufen, und ein paarmal hat bei uns ein Mädchen angerufen und wollte ihn sprechen. Er hat uns aber nie etwas darüber gesagt.«
    Bonsuan schaltete kurz in den Rückwärtsgang, und das Boot legte vor dem Bahnhof an. Der Bootsführer stellte den Motor ab und kam aus der Kabine. Schweigend warf er das Tau um einen Poller, stieg an Land und zog das Boot seitlich an den Anleger. Landi und Brunetti drehten sich zur Kabine um, und der Bauer half seiner Frau die letzte Stufe herauf. Dann geleitete er sie mit fester Hand vom Boot.
    Brunetti ließ sich von Landi die Fahrkarten geben und reichte sie an Vianello weiter, der rasch vorausging, um sie zu entwerten und sich nach dem richtigen Bahnsteig zu erkundigen. Bis die anderen drei dann die Treppe hinauf waren, kam Vianello schon wieder zurück. Er führte sie auf Bahnsteig fünf, wo der Zug nach Verona schon wartete. Schweigend gingen sie an den Wagen entlang, bis Vianello ein leeres Abteil erspähte. Er stellte sich an die Tür und bot Signora Landi den Arm. Sie nahm ihn und stieg müde in den Zug. Landi folgte ihr. Als er oben war, drehte er sich um und reichte zuerst Vianello, dann Brunetti die Hand. Er nickte einmal, hatte aber keine Worte mehr. Schließlich machte er kehrt und folgte seiner Frau über den Gang zu dem leeren Abteil.
    Brunetti und Vianello warteten an der Tür, bis der Schaffner pfiff und ein grünes Tuch schwenkte, um dann ebenfalls in den Zug zu steigen, der schon in Bewegung war; die Tür

Weitere Kostenlose Bücher