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Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune

Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune

Titel: Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Glauben, Seeluft mache hungrig.
    Sie gingen zu einem Tisch auf der anderen Seite des Raumes, zogen die Stühle hervor und nahmen einander gegenüber Platz. Außer kleinen Fläschchen für Öl und Essig standen auf dem Tisch noch eine kleine Vase mit Wildblumen sowie ein Körbchen mit einem halben Dutzend eingepackter grissini. Brunetti nahm sich eine dieser Knusper-stangen, riß die Verpackung auf und begann zu knabbern.
    Die Plastikbänder teilten sich, und ein junger Mann in schwarzem Jackett und Hose kam rückwärts in den Raum. Als er sich umdrehte, sah Brunetti, daß er in jeder Hand einen Teller hielt, anscheinend antipasto di pesce. Der Kellner nickte den beiden Neuankömmlingen zu und brachte die Teller zu dem Tisch in der gegenüberliegenden Ecke, wo eine Frau und ein Mann saßen, beide schon in den Sechzigern.
    Nun kam der Kellner zu ihnen. Brunetti und Vianello hatten schon verstanden, daß man sich in diesem Haus nicht mit Speisekarten abzugeben pflegte, jedenfalls noch nicht um diese Jahreszeit, weshalb Brunetti mit einem Lächeln sagte, was man in einem neuen Lokal eben immer sagt: »Alle erzählen einem, daß man hier sehr gut ißt.« Dabei achtete er sorgfältig darauf, veneziano zu sprechen.
    »Das will ich hoffen«, antwortete der Kellner, ebenfalls lächelnd und ohne in irgendeiner Weise erkennen zu lassen, daß er die Anwesenheit eines uniformierten Polizisten verwunderlich fand.
    »Was können Sie uns denn heute empfehlen?« fragte Brunetti.
    »Das antipasto di mare ist gut. Wir haben latte di sepie oder sardine, wenn Sie die lieber mögen.«
    »Was noch?« fragte Vianello.
    »Heute früh gab's auf dem Markt noch Spargel, wir können Ihnen also auch Spargelsalat mit Garnelen anbieten.«
    Brunetti nickte dazu; Vianello sagte, er wolle keine Vorspeise, worauf der Kellner zu den primi piatti überging.
    »Spaghetti alle vongole, Spaghetti alle cozze und penne
    alla matriciana«, deklamierte er, dann hielt er inne.
    »Ist das alles?« rutschte es Vianello heraus.
    Der Kellner machte eine abwehrende Handbewegung. »Wir haben heute abend eine Silberhochzeit mit fünfzig Gästen, darum sind tagsüber nur wenige Gerichte auf der Karte.«
    Brunetti bestellte die Spaghetti alle vongole, Vianello die penne alla matriciana.
    Die Auswahl an Hauptgerichten beschränkte sich auf Putenbraten und Fischplatte. Vianello wählte ersteres, Brunetti letzteres. Dazu bestellten sie einen halben Liter Wein und einen Liter Mineralwasser. Der Kellner brachte ihnen noch ein Körbchen bussolai, dieses dicke ovale Knabberzeug, das Brunetti besonders mochte.
    Sowie der Kellner fort war, nahm Brunetti sich eine solche bussola, brach sie in zwei Hälften und biß ein Stückchen ab. Er mußte sich immer wieder wundern, wie sie es schafften, in diesem Seeklima so knusprig zu bleiben. Der Kellner brachte Wein und Wasser, stellte beides auf den Tisch und eilte hinüber zu dem älteren Paar, um dessen Teller abzuräumen.
    »Da kommen wir mal nach Pellestrina, und Sie essen keinen Fisch«, sagte Brunetti, aber es sollte eine Frage sein.
    Vianello schenkte ihnen beiden ein Glas Wein ein, hob das seine an die Lippen und nippte. »Sehr gut«, sagte er. »Genau wie der, den mein Onkel immer auf seinem Boot aus Istrien mitgebracht hat.«
    »Und der Fisch?« fragte Brunetti, nicht gewillt, ihn davonkommen zu lassen.
    »Ich esse keinen Fisch mehr«, sagte Vianello. »Außer wenn ich sicher bin, daß er aus dem Atlantik kommt.«
    Brunetti wußte, daß Geistesgestörtheit viele Erscheinungsformen hatte und die meisten bereits im Frühstadium erkennbar waren. »Warum?«
    »Ich bin Mitglied bei Greenpeace geworden«, sagte Vianello, als wäre das Antwort genug.
    »Und Greenpeace läßt Sie keinen Fisch mehr essen?« fragte Brunetti, um einen scherzhaften Ton bemüht.
    Vianello machte schon den Mund auf, schloß ihn aber wieder, trank noch einen Schluck Wein und sagte dann: »So ist das nicht, Commissario.«
    Sie redeten jetzt eine Weile nicht miteinander, dann kam der Kellner und brachte Brunetti seine Vorspeise, ein Häufchen rosa Garnelen auf einem Bett aus rohen Spargelstücken. Brunetti spießte etwas davon auf seine Gabel. Es war Balsamessig darauf gesprüht. Die Kombination aus Süß, Sauer, Süß und Salzig mundete köstlich. Er ließ Vianello eine kleine Weile links liegen und verzehrte langsam und genüßlich seinen Salat, erfreute sich bei jedem Bissen neu an den Gegensätzen in Geschmack und Konsistenz.
    Schließlich legte er die

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