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Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune

Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune

Titel: Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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angekommen waren.
    Bevor sie irgend etwas vorschlagen konnte, sagte er: »Ich fürchte, so etwas wäre ungehörig, Signorina.«
    Sie sah ihn mit einem Blick an, in dem sich Erschrecken und Gekränktsein vereinigten. »Ich wüßte nicht, wen es irgend etwas anginge, wo ich meinen Urlaub verbringe, Commissario.«
    »Signorina«, wollte er aufbegehren, doch da schnitt sie ihm ruhig, aber bestimmt das Wort ab.
    »Wir können darüber ein andermal diskutieren, Commissario, aber jetzt wollen wir erst mal sehen, was ich über diese Leute herausbekomme.« Sie drehte den Kopf, als hätte sie etwas gehört, was Brunetti entgangen war. »Ich glaube mich an irgend etwas mit den Bottins zu erinnern, doch das ist schon ein paar Jahre her. Ich müßte noch einmal darüber nachdenken.« Sie bedachte ihn mit einem strahlenden Lächeln. »Oder ich kann doch meine Kusine fragen.«
    »Ja, schon«, räumte Brunetti ein, ganz und gar nicht erfreut, wie sie ihn ausgetrickst hatte. Gewohnheitsmäßige Vorsicht ließ ihn fragen: »Wissen Ihre Verwandten, daß Sie bei uns arbeiten?«
    »Wohl kaum«, antwortete sie. »Die meisten Leute interessieren sich ja nicht wirklich für andere und was sie tun, es sei denn, daß es sie auf irgendeine Weise betrifft.« Das hatte Brunetti im Lauf der Jahre auch festgestellt. Er fragte sich, ob ihre Erfahrung theoretischer oder praktischer Natur war; sie erschien ihm noch so jung und robust.
    Sie sah zu ihm auf und fuhr fort: »Meinem Vater war es nie recht, daß ich von der Bank weggegangen bin, darum glaube ich nicht, daß er jemandem erzählt hat, wo ich arbeite. Ich könnte mir vorstellen, daß die meisten meiner Angehörigen mich immer noch bei der Bank vermuten. Sofern sie sich solche Gedanken überhaupt machen, heißt das.«
    Brunetti war inzwischen aufgegangen, auf was für Gedanken er sie mit seinem Enthusiasmus gebracht hatte, und wieder legte er Widerspruch ein: »Das ist keine gute Idee, Signorina. Diese beiden Männer wurden ermordet.« Ihr Blick war kühl, desinteressiert. »Und Sie sind eigentlich keine Polizistin, offiziell jedenfalls.« Wie er es schon in unzähligen Filmen gesehen hatte, kehrte sie die Handflächen nach oben, bog die Finger nach oben und inspizierte ihre Nägel, als ob es im Zimmer nichts Interessanteres gäbe. Mit dem Daumennagel schnippte sie ein unsichtbares Stäubchen von einem anderen Nagel, dann wandte sie den Blick wieder in seine Richtung, um zu sehen, ob er fertig war.
    »Wie ich vorhin sagen wollte, Commissario, ich glaube, ich nehme nächste Woche Urlaub. Der Vice-Questore ist nicht da, so daß meine Abwesenheit ihm nicht sehr ungelegen sein wird.«
    »Signorina«, antwortete Brunetti ruhig, aber in amtlichem Ton, »die Sache kann mit gewissen Gefahren verbunden sein.« Sie antwortete nicht. »Ihnen gehen dazu die Fähigkeiten ab«, sagte er.
    »Möchten Sie lieber Alvise und Riverre schicken?« fragte sie ironisch, denn die Genannten galten als die beiden unfähigsten Beamten in der ganzen venezianischen Polizei. »Fähigkeiten?« wiederholte sie dann.
    Er wollte etwas sagen, aber wieder schnitt sie ihm das Wort ab. »Welche Fähigkeiten brauche ich denn Ihrer Meinung nach, Commissario? Mit einer Pistole zu schießen, einen Verdächtigen festzuhalten, aus einem Fenster im dritten Stock zu springen?«
    Er antwortete nicht darauf, denn zum einen wollte er sie nicht weiter provozieren, zum anderen ungern zugeben, daß er für ihre hirnverbrannte Idee in irgendeiner Weise verantwortlich sein könnte.
    »Was für Fähigkeiten setze ich denn Ihrer Meinung nach ein, seit ich hier arbeite? Nein, ich gehe keine Leute verhaften, aber ich schicke Sie zu den Leuten, die Sie verhaften sollen, und besorge Ihnen die Beweismittel, die zu deren Verurteilung beitragen. Und das tue ich, indem ich Leuten Fragen stelle, über ihre Antworten nachdenke und damit wieder zu anderen Leuten gehe, um ihnen andere Fragen zu stellen.« Sie hielt inne, aber er sagte nichts, sondern nickte nur, um zu zeigen, daß er ihr zuhörte.
    »Ob ich das nun hiermit mache«, fuhr sie fort, indem sie mit rotlackierten Fingernägeln kurz über die Tastatur ihres Computers fuhr, »oder ob ich nach Pellestrina fahre und Leute besuche, die ich seit vielen Jahren kenne, ist doch eigentlich kaum ein Unterschied.«
    Als er sah, daß sie fertig war, sagte er. »Ich sorge mich um Ihre Sicherheit, Signorina.«
    »Wie galant«, versetzte sie in einem Ton, der ihn verblüffte.
    »Und ich bin nicht befugt, Sie da

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