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Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune

Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune

Titel: Brunetti 10 - Das Gesetz der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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hat«, pflichtete Vianello ihm bei. »Wenn dort die Anzeige erstattet wurde, können die uns vielleicht etwas sagen. Ich habe mehr und mehr das Gefühl, daß die Leute hier solche Angelegenheiten auf ihre Weise regeln. Und was Bottin betrifft, haben anscheinend alle ein Schweigegelübde abgelegt. Keiner kann sich an irgend etwas erinnern, was mit ihm zu tun hat; und erst recht weiß keiner ein schlechtes Wort über ihn zu sagen.«
    »Signora Follini hat allerdings zu mir gesagt, daß er der Grund für die Geschehnisse gewesen sein muß, auf keinen Fall der Sohn.«
    »Wie gehen wir denn jetzt weiter vor?« fragte Vianello.
    »Zuerst essen wir zu Mittag«, sagte Brunetti, »und dann wollen wir mal versuchen, diesen Giacomini zu finden.«
    Das Mahl verlief harmonisch, was zum einen daran lag, daß Brunetti keinen Kommentar zu den Speisen abgab, die Vianello für sich auswählte, und zum anderen daran, daß er selbst sich beherrschte und keine Muscheln bestellte, wofür er allerdings eine Riesenportion coda di rospo verzehrte -Seeteufel, der nach Angaben des Wirts erst am Morgen gefangen worden war. Der Wirt hatte noch keinen Ersatz für Lorenzo Scarpa auftreiben können und mußte selbst an den Tischen bedienen, so daß es lange dauerte, bis die Speisen kamen, und diese Situation wurde noch dadurch verschärft, daß genau in dem Moment, als Brunetti und Vianello bestellten, eine Schar japanischer Touristen hereinkam.
    Deren Reiseführer ließ sie an zwei langen Tischen an den Seitenwänden Platz nehmen, und da warteten sie nun offenbar ganz fröhlich auf ihr Essen, während sie unter ständigen Verneigungen sowohl einander als auch ihren Reiseführer, Brunetti, Vianello und den Wirt anlächelten. Ihr Benehmen war so ausgesucht zurückhaltend und höflich, daß Brunetti gar nicht mehr verstand, wie jemand schlecht über sie reden konnte.
    Als er und Vianello dann fertig waren, bezahlten sie -wieder bar und ohne Quittung - und standen auf. Ganz automatisch verneigte Brunetti sich in Richtung der Japaner, wartete, bis Vianello es ihm gleichgetan und die Japaner die Geste erwidert hatten, und ging mit dem Sergente dann hinaus in die Bar, wo sie einen Kaffee tranken, aber auf einen Grappa verzichteten.
    Es war, während sie sich drinnen aufhielten, draußen noch wärmer geworden, und sie genossen den schönen Tag, der ihnen wieder dieses jungenhafte Freiheitsgefühl gab, das sie morgens beim Aufbruch schon gehabt hatten. Als sie zum Polizeiboot zurückkamen, war von Bonsuan nichts zu sehen, dafür hing von einer Relingstütze auf der anderen Bootsseite eine Schnur mit Fischen ins Wasser hinunter.
    Es störte sie beide nicht, daß sie warten mußten, und so setzten sie sich gern auf eine Holzbank und blickten über das Wasser in Richtung Venedig, obwohl sie nichts weiter sahen als die Lagune mit ein paar Booten darauf und einem unendlichen Himmel darüber.
    »Was glauben Sie, wo er steckt?« fragte Brunetti.
    »Wer, Bonsuan oder Scarpa?«
    »Bonsuan.«
    »Der sitzt wahrscheinlich in einer Bar und erfährt in fünf Minuten mehr als wir in zwei Tagen.«
    »Was mich kein bißchen wundern würde«, meinte Brunetti, der jetzt seine Jacke auszog und das Gesicht in die Sonne drehte. Daß Vianello es ihm nicht gleichtun konnte, lag nur daran, daß er in Uniform war.
    Nach etwa zehn Minuten weckte ihn der Sergente mit der Ankündigung aus dem Halbschlaf: »Da kommt er.«
    Brunetti öffnete die Augen, sah nach rechts und erblickte Bonsuan, der in dunkler Uniformhose und weißem Hemd, das einen schwarzen Flecken an der Schulter hatte, auf sie zukam. Als der Bootsführer da war, rückte Brunetti ein Stückchen nach links, um zwischen ihnen Platz für ihn auf der Bank zu machen.
    »Und?« fragte er, als Bonsuan sich setzte.
    »Ich habe beschlossen, Motorprobleme zu haben«, antwortete der Bootsführer.
    »Beschlossen?« fragte Vianello.
    »Damit ich jemanden um Hilfe bitten mußte.«
    »Wie hast du das denn angestellt?« meinte Vianello noch.
    »Ich habe eines der Zündverteilerkabel mit einer Feile durchgesägt und dann versucht, den Motor zu starten. Ging nicht. Also habe ich den Motordeckel wieder aufgeklappt, um zu sehen, woran es haperte, und bin ins Dorf gegangen, um zu fragen, ob jemand ein Stück Draht für mich hatte.«
    »Und?« fragte Brunetti.
    »Und da habe ich einen getroffen, den ich vom Militär kannte. Sein Sohn hat hier draußen ein Boot, und mein Kamerad kümmert sich für ihn um die Motoren. Er ist mitgekommen, hat das

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