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Brunetti 11 - Die dunkle Stunde der Serenissima

Brunetti 11 - Die dunkle Stunde der Serenissima

Titel: Brunetti 11 - Die dunkle Stunde der Serenissima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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anfertigen.«
    »Danke.«
    »Keine Ursache, ist ja leider herzlich wenig.« Rizzardi ging zur Tür, und Brunetti folgte ihm. »Und ich fürchte, viel mehr werde ich dir auch nach der Obduktion nicht sagen können. Trotzdem, sobald ich fertig bin, rufe ich dich an.«
    »Hast du die Nummer von Vianellos telefonino?«
    »Ja«, antwortete Rizzardi. »Aber wieso hast du eigentlich kein eigenes?«
    »Ich hab schon eins. Aber das lasse ich ständig irgendwo liegen, entweder im Büro oder zu Hause.«
    »Und warum überläßt Vianello dir nicht einfach seins?«
    »Er hat Angst, ich würde es verlieren.«
    »Sieh mal einer an, der Sergente hat sich ja ganz schön gemausert seit seiner Beförderung, was?« versetzte Rizzardi, doch nicht sarkastisch, sondern in jovialem Ton.
    »Hat ja auch lange genug gedauert«, sagte Brunetti, der sich immer noch ärgerte, wenn er an all die Jahre dachte, die Vianello auf die längst verdiente Beförderung hatte warten müssen.
    »Scarpa?« Daran, daß Rizzardi so ohne weiteres auf ViceQuestore Pattas persönlichen Assistenten tippte, sah man, wie genau er über die Machtverhältnisse in der Questura Bescheid wußte.
    »Ja, klar. Jahrelang, seit er zu uns kam, hat er Vianellos Beförderung torpediert.«
    »Und wieso hat's dann doch noch geklappt?«
    Brunetti wich seinem forschenden Blick aus und sagte: »Keine Ahnung, ich... äh... «
    »Komm schon, Guido: Wie hast du's angestellt?«
    »Ich habe Patta gedroht, mich versetzen zu lassen, nach Treviso oder nach Vicenza.«
    »Und?«
    »Er hat nachgegeben.«
    »Hattest du damit gerechnet?«
    »Nein, ganz im Gegenteil. Ich dachte, er wäre froh, mich loszuwerden.«
    »Und wenn Patta sich geweigert hätte, ihn zu befördern, wärst du dann wirklich gegangen?«
    Brunetti hob die Brauen, zog die Mundwinkel hoch und drückte sich wieder um eine Antwort.
    »Na, was ist?«
    »Ja doch«, sagte Brunetti, schon an der Tür. »Und gib mir Bescheid, wenn du fertig bist, ja?«
    Ein Stockwerk tiefer fand er Vianello bei Signora Gallante in der Küche. Beide hatten eine Tasse Tee vor sich, und zwischen ihnen auf dem Tisch stand ein Glas Honig. Signora Gallante wollte aufstehen, als sie Brunetti kommen sah, aber Vianello beugte sich über den Tisch und legte ihr die Hand auf den Arm. »Bleiben Sie sitzen, Signora. Ich hole dem Commissario eine Tasse.«
    Er erhob sich, öffnete so ungezwungen, wie man sich eigentlich nur in längst vertrauten Räumen bewegt, einen Schrank und nahm eine Tasse nebst Untertasse heraus. Dann holte er noch einen Teelöffel aus einer Schublade und stellte das Gedeck vor Brunetti hin, der inzwischen Platz genommen hatte. Schweigend goß er seinem Chef eine Tasse Lindenblütentee ein und setzte sich wieder Signora Gallante gegenüber.
    »Die Signora hat mir gerade ein bißchen was über Signorina Leonardo erzählt, Commissario«, sagte Vianello. Signora Gallante nickte. »Sie sagt, die Signorina sei ein braves Mädchen gewesen, sehr zuvorkommend und rücksichtsvoll.«
    »O ja, Signore«, fiel die alte Frau ein. »Ab und zu kam sie auf eine Tasse Tee zu mir herunter. Immer hat sie sich nach meinen Enkelkindern erkundigt, wollte sogar Bilder von ihnen sehen. Sie sind auch nie laut gewesen, sie und Lucia: Lernen, lernen, lernen, das war offenbar alles, was sie im Sinn hatten.«
    »Aber sie bekamen doch sicher auch mal Besuch von Freunden?« fragte Vianello, als Brunetti keine Anstalten machte, sich danach zu erkundigen.
    »Nicht, daß ich wüßte. Das heißt, hin und wieder sah ich schon einen jungen Mann oder ein junges Mädchen auf der Treppe, aber nie ist mir jemand unangenehm aufgefallen. Sie wissen ja, wie gern Studenten gemeinsam lernen. Meine Söhne haben sich auch immer zu Gruppen zusammengetan, nur machten sie dabei leider sehr viel mehr Lärm.« Sie begann zu lächeln, doch als ihr einfiel, was diese beiden Männer an ihren Tisch geführt hatte, erlosch das Lächeln wieder, und sie grifi verlegen nach ihrer Tasse.
    »Sie erwähnten, daß Lucias Mutter einige Male hier gewesen sei, Signora«, sagte Brunetti. »Aber haben Sie auch Signor und Signora Leonardo kennengelernt?«
    »Nein, das wäre auch gar nicht möglich gewesen. Sie sind nämlich beide dahingegangen.« Als sie Brunettis verwirrtes Gesicht sah, versuchte sie zu erklären: »Das heißt, ihr Vater ist tot. Claudia hat mir erzählt, er sei gestorben, als sie noch ganz klein war.«
    Als Signora Gallante nicht weitersprach, fragte Brunetti: »Ja, und die Mutter?«
    »Oh, ich

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