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Brunetti 11 - Die dunkle Stunde der Serenissima

Brunetti 11 - Die dunkle Stunde der Serenissima

Titel: Brunetti 11 - Die dunkle Stunde der Serenissima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Papieren haben wir nichts gefunden, keine Quittungen über den Verkauf irgendwelcher Wertsachen«, sagte Brunetti.
    Sie folgte seinem Gedankengang. »Die könnten bei ihrem Notar oder Anwalt hinterlegt sein.«
    Brunetti schüttelte den Kopf: In ihren Unterlagen hatte es keinen Hinweis auf einen Anwalt oder Notar gegeben, und die Durchsicht der Bücher war ebenfalls ergebnislos verlaufen. Es war Signorina Elettra, die aussprach, was aus seiner Überlegung folgte. »Wenn es kein Testament gibt, dann erbt ihre Familie.«
    »Falls sie eine hat.«
    Und wenn nicht, erkannten beide gleichzeitig, würde alles dem Staat anheimfallen. Sie waren Italiener, und aus ihrer Sicht konnte einem Menschen nichts Schlimmeres widerfahren: Alles, was er besaß, dazu verdammt, in die Hände anonymer Bürokraten zu fallen und geplündert zu werden, bevor es zur Aufbewahrung, zum Katalogisieren und Schätzen kam und das wenige, das diese Sieberei überstand, schließlich verkauft oder im Keller irgendeines Museums vergessen wurde.
    »Da könnte man genausogut gleich alles auf die Straße werfen«, sagte Signorina Elettra.
    Obwohl er ganz ihrer Meinung war, schien es Brunetti nicht angebracht, das zuzugeben. Also fragte er statt dessen: »Was ist mit Claudias Anrufen bei Filipetto?«
    »Die habe ich noch nicht ausgedruckt, Signore«, sagte sie, »aber wenn Sie einen Blick auf den Computer werfen, können Sie sie gleich einsehen.« Sie gab ein paar Befehle ein, und Buchstaben flimmerten über den Bildschirm. Dann wurde er einen Augenblick lang dunkel und kehrte gleich darauf mit kurzen Zahlenkolonnen zurück. Signorina Elettra tippte mit dem Finger nacheinander auf die Ziffern der obersten Reihe und erklärte: »Angewählte Nummer, Datum, Uhrzeit und Dauer des Gesprächs. Das sind ihre Anrufe bei Filipetto«, sagte sie, drückte wieder auf eine Taste, und weitere Zahlenkolonnen schlössen sich an. »Und hier haben wir die Verbindungen, die von seinem Anschluß aus hergestellt wurden.« Sie ließ ihm einen Moment Zeit, die Ziffern zu studieren, und fragte dann: »Merkwürdig, nicht, sieben Telefonate zwischen Leuten, die sich nicht gekannt haben?«
    Sie drückte noch ein paar Tasten, und neue Ziffern traten an die Stelle der alten.
    »Was ist das?« fragte Brunetti.
    »Die Gespräche zwischen ihrem Anschluß und der Bibliothek. Ich hatte noch nicht die Zeit, sie auseinanderzudividieren, deshalb sind alle Verbindungen aufgeführt und nur chronologisch geordnet.«
    Er studierte die Zahlenkolonne. Die ersten drei Anrufe gingen von ihrer Nummer an die Biblioteca della Patria. Dann kam ein einzelner von der Bibliothek an Claudia. Wieder einer von ihr. Und nach einer Unterbrechung von drei Wochen begann eine ganze Kette von Anrufen aus der Bibliothek, die etwa sechs Wochen lang in vier- oder fünftägigem Abstand wiederholt wurden. Zuerst dachte Brunetti, Claudia habe von der Arbeit aus mit ihrer Mitbewohnerin telefoniert, aber dann sah er, daß einige der Anrufe nach neun Uhr abends registriert waren, eine ungewöhnliche Zeit für einen Bibliotheksaufenthalt. Er überflog die letzte Zahlenreihe, die die Länge der jeweiligen Gespräche angab, und stellte fest, daß im Vergleich zu den früheren Anrufen, die zwischen fünf und zehn Minuten gedauert hatten, der letzte sehr kurz gewesen war, weniger als eine Minute.
    Signorina Elettra, die die Liste zusammen mit ihm durchgegangen war, sagte: »Mir ist das auch schon passiert, daher erkenne ich das Muster wieder.«
    »Telefonterror?« fragte Brunetti.
    »So würde ich's nennen.«
    »Können Sie mir die erste Liste ausdrucken?« fragte er und erklärte auf ihr Nicken hin: »Ich denke, ich werde noch mal mit Dottor Filipetto reden. Mal sehen, ob die Liste sein Gedächtnis auffrischt.«
    Wieder war es die Frau, welche der Notar Eleonora nannte, die Brunetti einließ und ihn, ohne sich nach dem Grund seines Besuches zu erkundigen, ins Arbeitszimmer führte. Wäre er danach gefragt worden, hätte Brunetti geschworen, daß der alte Mann sich seit ihrem letzten Gespräch nicht vom Fleck gerührt habe. Wie beim letztenmal bedeckten Papiere und Zeitschriften die Schreibtischfläche vor ihm.
    »Ah, Commissario«, sagte Filipetto mit allen Anzeichen der Freude, »Sie sind zurückgekommen.« Er winkte Brunetti näher, während er die Frau mit einer gebieterischen Geste auf Abstand hielt, ihr aber zugleich bedeutete, sie solle den Raum nicht verlassen. Brunetti registrierte vage, daß sie hinter ihm stand, irgendwo

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