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Brunetti 11 - Die dunkle Stunde der Serenissima

Brunetti 11 - Die dunkle Stunde der Serenissima

Titel: Brunetti 11 - Die dunkle Stunde der Serenissima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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richtig kalt war, und zwei Gläser davon trank.
    Keiner von beiden sagte etwas. Irgendwann hörte Brunetti, wie Vianello ins Bad ging und die Toilette benutzte. Mechanisch las er jede Quittung und jedes Papier durch und legte sie anschließend zur Seite. Als er damit fertig war, kehrte er an den Schreibtisch zurück, holte sich die Papiere aus der untersten Schublade und sah sie ebenso gewissenhaft durch. Sorgsam chronologisch geordnet, erzählten sie die Geschichte von den Immobilienverkäufen der Signora Jacobs. Der erste lag mehr als vierzig Jahre zurück. Von da an hatte sie etwa alle zwölf Jahre eine Wohnung abgestoßen. Da kein Sparbuch zu finden war, konnte Brunetti nur vermuten, daß die Zahlungen in bar erfolgten und das Geld in der Wohnung verwahrt wurde. Er nahm einen Brief von der Gasgesellschaft zur Hand und drehte ihn um. Nachdem er die Rechnungen für Miete, Strom, Gas und Wasser geprüft hatte, kam Brunetti zu dem Schluß, daß (falls der angegebene Preis für eine Immobilie wie üblich nur etwa die Hälfte des tatsächlichen Erlöses betrug) das Geld aus jedem Verkauf zwischen acht und zehn Jahre gereicht haben dürfte. Es wunderte ihn, daß eine Frau, die einmal mehrere Häuser besessen hatte, selbst zur Miete wohnte, aber er hatte die Mietquittungen zum Beweis dafür.
    Ganz zum Schluß stieß er auf einen kleinen Stapel Quittungen von der Patmos-Galerie in Lausanne, alle mit den Initialen »EL« gezeichnet und ausgestellt über den Verkauf von »Wertgegenständen«.
    Brunetti stand auf und ging zurück in den Flur, wo Vianello mit dem zweiten Regal fast durch war. Ganze Bücherhügel zogen sich zu beiden Seiten des Regals die Wände hinauf; an einer Stelle war eine Lawine in den Flur hineingestürzt.
    Vianello sah ihn kommen. »Nichts«, sagte er. »Nicht einmal ein gebrauchter Vaporettofahrschein oder ein Streichholzheftchen.«
    »Ich habe die Geldquelle für Claudia Leonardos Wechsel gefunden«, sagte Brunetti.
    Vianellos Blick war scharf und wißbegierig.
    »Quittungen von der Galerie Patmos über ›Wertgegenstände‹«, erklärte der Commissario.
    »Sicher?« fragte Vianello, dem der Name der Galerie schon bekannt war.
    »Die erste Quittung wurde einen Monat vor der ersten Einzahlung auf das Konto des Mädchens ausgestellt.«
    Vianello nickte anerkennend.
    »Warte, ich helfe dir.« Brunetti stieg über einen Stoß Bücher und bückte sich nach dem untersten Bord. Seite an Seite durchblätterten sie die restlichen Bücher, bis das Regal leergeräumt war, fanden aber nichts außer dem, was die Autoren hineingeschrieben hatten.
    Brunetti schloß den letzten Band und legte ihn auf das Bord neben sich. »Das reicht. Gehen wir was essen.«
    Ein Vorschlag, dem Vianello durchaus nicht abgeneigt war. Also verließen sie die Wohnung, und Brunetti benutzte den Schlüssel von Signora Hedi, um hinter ihnen abzuschließen.

20
    N ach einem enttäuschenden Mittagessen kehrten die beiden zu Fuß zur Questura zurück. Unterwegs machten sie einander auf die eine oder andere Verbindung aufmerksam, die es noch zu erforschen galt, oder auf Fragen, die bislang unbeantwortet waren. Egal wie gewissenhaft Rizzardi nach Indizien dafür suchen mochte, daß Signora Jacobs Opfer einer Gewalttat geworden war - ohne konkrete Beweise würde kein Richter die Untersuchung der Todesursache bewilligen; von Patta ganz zu schweigen, der sich um jede Genehmigung drückte, es sei denn, die letzten Worte des sterbenden Opfers hätten den Namen des Mörders preisgegeben.
    In der Questura angekommen, trennten sie sich, und Brunetti ging nach oben in Signorina Elettras Büro. Als er eintrat, sah sie auf und sagte: »Ich hab's schon gehört.«
    »Rizzardi meint, es könnte ein Herzinfarkt gewesen sein.«
    »Daran glaube ich auch nicht«, sagte sie, seinen Einwand vorwegnehmend. »Was nun?«
    »Wir warten das Ergebnis der Obduktion ab, und dann müssen wir sehen, wer die Sachen in ihrer Wohnung erbt.«
    »Sind die wirklich so außergewöhnlich schön?«
    »Nicht zu glauben. Wenn sie echt sind, dann war es eine der besten Sammlungen von ganz Venedig.«
    »Es ergibt keinen Sinn, oder? So zu leben, inmitten all dieser Reichtümer.«
    »Die Wohnung war sauber, und jemand brachte ihr Zigaretten und Lebensmittel«, antwortete Brunetti. »Es ist nicht so, als hätte sie im Elend gehaust.«
    »Nein, das wohl nicht. Aber wir neigen doch zu der Annahme, daß, nun ja, daß Menschen anders leben, wenn sie das Geld dazu haben.« »Vielleicht wollte

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