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Brunetti 12 - Verschwiegene Kanäle

Brunetti 12 - Verschwiegene Kanäle

Titel: Brunetti 12 - Verschwiegene Kanäle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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er drohend fort: »Wenn Sie wollen, können wir wieder gehen. Aber dann fahren wir demnächst in drei Streifenwagen mit Rotlicht und Sirenengeheul auf Ihrem Hof vor und erkundigen uns anschließend bei den Nachbarn nach Giuliano.«
    »Das würden Sie nicht tun«, sagte sie und hatte ihn besser durchschaut, als sie ahnen konnte.
    »Dann lassen Sie mich mit ihm reden«, erwiderte Brunetti.
    »Giuliano«, warf die Ältere ein, worauf sich alle überrascht nach ihr umwandten.
    »Schon gut, Luigina«, sagte die Jüngere und legte ihr beschwichtigend die Hand auf den Arm. »Diese Herren sind hier, um mit Giuliano zu sprechen.«
    »Giuliano«, wiederholte die Ältere in demselben träge schleppenden Tonfall.
    »Ja, ganz recht, cara. Das sind Freunde von ihm, sie wollen ihn besuchen.«
    »Freunde«, wiederholte die Frau mit einem schiefen Lächeln. Dann ging sie auf Vianello zu, dessen massige Gestalt seine hochgewachsenen Kollegen noch ein gutes Stück überragte, legte ihm die rechte Hand auf die Brust, hob ihr Gesicht zu ihm empor und sagte noch einmal: »Freunde.«
    Vianello bedeckte ihre Hand mit der seinen und sagte: »So ist es, Signora. Wir sind Freunde.«

23
    E inen Augenblick lang waren alle peinlich berührt, mit Ausnahme von Vianello und Luigina, deren Hand immer noch wie selbstverständlich auf seiner Brust ruhte. Dann wandte Brunetti sich an die andere Frau und sagte: »Signora, ich muß Giuliano wirklich dringend sprechen. Und Sie haben das Wort meines Inspektors: Wir kommen als Freunde.«
    »Warum sollte ich Ihnen vertrauen?« fragte sie.
    Brunetti deutete auf Luigina und Vianello, der ihr jetzt begütigend den Handrücken tätschelte. »Weil sie es tut.«
    Die junge Frau wollte aufbegehren, unterließ es aber, ehe noch ein Wort über ihre Lippen kam, denn sie sah ein, daß er recht hatte. Ihr Körper entspannte sich, als sie fragte:
    »Was wollen Sie von ihm wissen?«
    »Ich sagte es bereits, Signora. Es geht um den Tod eines Kadetten.«
    »Nur darum?« Ihr Blick war so klar und direkt wie ihre Frage.
    »Ja.« Er hätte es dabei bewenden lassen können, aber er fühlte sich durch Vianellos Versprechen gebunden. »Das heißt, genau kann ich das erst sagen, wenn ich mit ihm gesprochen habe.«
    Da nahm Luigina plötzlich ihre Hand von Vianellos Brust, wandte sich der anderen Frau zu und sagte: »Giuliano.« Und so schmerzlich, wie sich dabei ihr Mund verzog, so heftig regte sich Brunettis Mitleid.
    Die jüngere Frau trat auf sie zu und umfaßte ihre Rechte mit beiden Händen. »Schon gut, Luigina. Giuliano wird nichts geschehen.«
    Die Frau hatte sie offenbar verstanden, denn ihr schiefes Grinsen verwandelte sich in ein Lächeln, und sie klatschte beglückt in die Hände. Aber als sie ins Innere des Hauses zurückwollte, legte die Jüngere ihr eine Hand auf den Arm und hielt sie zurück. »Der Herr muß mit Giuliano allein sprechen«, begann sie und sah demonstrativ auf ihre Uhr.
    »Und während er das tut, kannst du die Hühner füttern. Es ist ohnehin Zeit.« Brunetti hatte wenig Ahnung vom Landleben, aber so viel wußte er doch, daß man die Hühner nicht mitten am Tag fütterte.
    »Hühner?« wiederholte Luigina, die der plötzliche Themenwechsel verwirrt hatte.
    »Sie haben Hühner, Signora?« fragte Vianello begeistert und trat dicht vor sie hin. »Darf ich sie mir einmal ansehen?«
    Wieder erschien das schiefe Lächeln, diesmal vor Freude darüber, ihrem neuen Freund die Hühner zeigen zu dürfen.
    Vianello wandte sich unterdessen an Pucetti und sagte mit Nachdruck: »Die Signora wird uns ihre Hühner vorführen, Pucetti.« Ohne seine Antwort abzuwarten, nahm er die Frau am Arm und geleitete sie zur Haustür. »Wie viele ...?« hörte Brunetti den Inspektor beginnen. Und als ihm klar wurde, daß die Frau des Zählens wahrscheinlich nicht mächtig war, fuhr er nahtlos fort: »Wie oft habe ich mir schon gewünscht, einmal richtige Hühner zu sehen.«
    Und an Pucetti gewandt: »Na, komm, gehen wir zu den Hühnern.«
    Als sie allein geblieben waren, sagte Brunetti: »Darf ich fragen, wer Sie sind, Signora?«
    »Ich bin Giulianos Tante.«
    »Und die andere Signora?«
    »Ist seine Mutter.« Als Brunetti nicht weiterfragte, fuhr sie fort: »Sie hatte vor Jahren einen Unfall. Giuliano war damals noch klein.«
    »Und davor?« fragte Brunetti.
    »Was meinen Sie? Ob sie früher normal war?« gab sie zurück, aber die Entrüstung wollte ihr nicht recht gelingen.
    Brunetti nickte nur.
    »Ja, so normal wie ich. Ich

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