Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist
lächelnd an, errötete womöglich gar und sagte: »Ich hoffe, Sie haben nichts gegen Hunde.«
»Nein, durchaus nicht. Ich mag Hunde.«
Ein leises Knurren antwortete der unvertrauten Stimme, worauf die Anwältin sich bückte und befahl: »Komm raus da, du Schwindlerin. Komm und überzeuge dich, daß es keinen Grund gibt, eifersüchtig zu sein.« Sie langte unter den Tisch, beugte sich noch tiefer und lehnte sich dann wieder in ihrem Stuhl zurück. Langsam tauchte erst der Kopf und dann der Rumpf des wohl schönsten Hundes auf, den Brunetti je gesehen hatte. Poppi war ein Golden Retriever, und obwohl der Commissario wußte, daß dies die derzeit gängige Moderasse war, tat das seiner Bewunderung keinen Abbruch. Die Hündin, die mit hechelnder Zunge dastand, brauchte nur ihre weit auseinanderstehenden Augen auf ihn zu richten, und schon hatte sie sein Herz erobert. Ihr Rist reichte bis über den Stuhlsitz der Anwältin, und Brunetti sah zu, wie das Tier den Kopf in den Schoß seiner Herrin bettete und hingebungsvoll zu ihr aufsah.
»Ich hoffe, das war ernst gemeint, Signor Brunetti, andernfalls wäre mir die Situation nämlich sehr peinlich«, erklärte die Anwältin, während ihre Hand wie von selbst über Poppis Kopf strich und sie sachte am linken Ohr zupfte.
»Sie ist wunderschön«, sagte Brunetti.
»Ja, das ist sie«, bestätigte Avvocatessa Marieschi. »Und obendrein sanft wie ein Lamm.« Sie spielte weiter mit dem Ohr des Hundes, blickte jedoch zu Brunetti auf und meinte: »Aber Sie sind ja nicht hergekommen, damit ich Ihnen von meinem Hund vorschwärme. Wollen Sie mir nicht sagen, womit ich Ihnen helfen kann?«
»Also ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob Ihre Sekretärin mich gestern richtig verstanden hat, Avvocatessa. Ich komme nämlich nicht als Mandant, obwohl es schon etwas gibt, wobei Sie mir behilflich sein könnten.«
Ihre Hand spielte noch immer mit Poppis Ohr, und sie lächelte verbindlich. »Tut mir leid, aber ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
»Nun, ich bin Polizeikommissar, Dottoressa, und ich bin hier, um Ihnen ein paar Fragen über eine Ihrer Mandantinnen zu stellen: Signora Maria Battestini.«
Poppi zog die Lefzen hoch, wandte sich Brunetti zu und gab ein tiefes Knurren von sich, aber ihre Herrin beschwichtigte sie gleich wieder, indem sie sich über den Kopf des Hundes beugte und murmelte: »Hab ich zu fest an deinem Ohr gezogen, mein Engel?« Dann schob sie das Tier energisch beiseite und sagte: »So, und nun mach Platz. Ich habe zu arbeiten.«
Ohne aufzumucken verschwand der Hund unter dem Schreibtisch, wo er sich ein paarmal um die eigene Achse drehte, bevor er sich niederließ und Brunetti abermals seine prächtige Rute präsentierte.
»Maria Battestini«, sagte die Anwältin. »Entsetzlich, einfach furchtbar. Ich habe ihr diese Frau besorgt, stellen Sie sich vor! Habe ein Vorstellungsgespräch mit ihr geführt und sie anschließend hingebracht zu Maria. Sie glauben ja nicht, was ich mir für Vorwürfe mache, seit ich von Marias tragischem Tod erfahren habe.« Sie preßte die Lippen aufeinander und sog sie ein, eine Gebärde, auf die nach Brunettis Erfahrung meistens Tränen folgten.
Um das zu verhindern, beteuerte er eilig: »Sie trifft wohl kaum eine Schuld, Avvocatessa. Die Polizei hat die Frau einreisen lassen, und das Ufficio Stranieri erteilte ihr eine permesso di soggiorno. Mir scheint, wenn man jemanden verantwortlich machen kann, dann die Behörden und nicht Sie.«
»Aber ich kannte Maria schon so lange, fast mein ganzes Leben.«
»Wie das, Dottoressa?«
»Mein Vater war ihr Anwalt, ihrer und der ihres Mannes, und so kannte ich sie schon als kleines Mädchen, und dann, als ich mit dem Studium fertig war und in die Kanzlei meines Vaters eintrat, bat sie mich, sie zu vertreten. Ich glaube, sie war meine erste Mandantin, das heißt, die erste, die bereit war, sich mir anzuvertrauen.«
»Und auf was bezog sich das, Dottoressa?« fragte Brunetti.
»Ich fürchte, ich verstehe Sie nicht«, antwortete sie, schon wieder ganz gefaßt. Die Tränengefahr schien gebannt.
»Nun, mit welchen Angelegenheiten hat sie Sie betraut?«
»Ach, damals eigentlich nichts von Bedeutung. Ein Cousin hatte ihrem Mann eine Wohnung auf dem Lido vermacht, und als sie die ein paar Jahre nach seinem Tod verkaufen wollte, herrschte Uneinigkeit darüber, wem der Garten gehörte.«
»Strittiges Eigentumsrecht«, sagte Brunetti und verdrehte die Augen, als könne er sich kein grausameres
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