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Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Titel: Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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beschäftigt sei. Brunetti nahm auf einem bequemen grauen Sofa Platz, überflog die Zeitschriftenauswahl auf dem Tisch zu seiner Linken und entschied sich für den Oggi, denn den bekam er nur selten zu lesen; kaufen mochte er ihn nicht, und damit gesehen zu werden, war ihm peinlich. Er hatte sich gerade in die Hochzeitsgeschichte eines drittklassigen skandinavischen Fürstensprosses vertieft, als die Tür links vom Schreibtisch der Sekretärin aufging und ein älterer Herr ins Vorzimmer kam - in einer Hand eine schwarzlederne Aktentasche und in der anderen einen Gehstock mit silbernem Knauf.
    Die Sekretärin erhob sich beflissen. »Wünschen Sie einen neuen Termin, Cavaliere?«
    »Danke, Signorina«, erwiderte er mit huldvollem Lächeln. »Aber ich muß erst einmal diese Akten studieren. Den nächsten Termin vereinbaren wir dann telefonisch.«
    Es folgte eine zeremonielle Verabschiedung, und dann wandte die Sekretärin sich Brunetti zu, der höflich aufgestanden war. »Ich führe Sie jetzt hinein, Signore«, sagte sie und steuerte auf die Tür zu, die der alte Herr hinter sich geschlossen hatte. Sie klopfte einmal und trat ein, Brunetti zwei Schritte hinter ihr.
    Der Schreibtisch am anderen Ende des Zimmers, zwischen den beiden Fenstern, war nicht besetzt, doch Brunettis Blick wurde automatisch von einer plötzlichen Bewegung am Boden angezogen. Ehe er sich's recht versah, schoß etwas unter dem Schreibtisch hervor und war im Nu wieder verschwunden: hellbraun und flauschig, eine Maus vielleicht oder gar eine Haselmaus, obwohl die bekanntlich auf dem Land lebten und in der Stadt eher selten anzutreffen waren. Er tat so, als habe er nichts gesehen, und wandte sich suchend nach der Frauenstimme um, die ihn beim Namen genannt hatte.
    Roberta Marieschi war etwa Mitte dreißig, hochgewachsen, hielt sich sehr gerade und war ausnehmend hübsch; sie stand vor dem Bücherregal, das eine ganze Wand einnahm, und stellte einen dicken Wälzer an seinen Platz zurück. »Bitte entschuldigen Sie, Signor Brunetti«, sagte sie. »Es tut mir leid, daß Sie warten mußten.« Sie kam mit ausgestreckter Hand auf ihn zu und umfaßte seine Rechte mit festem Griff. »Nehmen Sie doch Platz«, fuhr sie, zum Schreibtisch gewandt, fort. Die Sekretärin entfernte sich.
    Brunetti musterte die Anwältin, während sie hinter ihren Schreibtisch ging und sich niederließ. Die paar Zentimeter, die sie kleiner war als er, glich ihre sportlich schlanke Figur optisch mühelos aus. Sie trug ein dunkelgraues Kostüm aus Rohseide in knieumspielender Länge. Dazu schlichte schwarze Lederpumps mit niedrigem Absatz, die sowohl fürs Büro als auch zum Laufen geeignet waren. Eine leichte Bräune verlieh ihrem Teint gerade soviel Frische, daß keine unangenehmen Assoziationen an Folgeerscheinungen wie Lederhaut und Falten aufkamen. Ihre Gesichtszüge waren im einzelnen nicht weiter auffallend, bestachen aber durch die reizvolle Kombination brauner, dichtbewimperter Augen mit vollen, weichen Lippen.
    »Meine Sekretärin sagte mir, Sie hätten ein paar Fragen bezüglich einer Erbschaft, Signor Brunetti?« Doch bevor er dies bestätigen konnte, überraschte ihn sein Gegenüber mit dem halb nachsichtigen, halb verzweifelten Ausruf: »Willst du das wohl sein lassen!«
    Brunetti hatte nach den Papieren auf ihrem Schreibtisch geschielt, und als er jetzt zu ihr aufsah, war sie - oder zumindest ihr Kopf -verschwunden. Dafür aber lugte das hellbraune Etwas - ein Mittelding zwischen Palmwedel und Fächer - wieder unter dem Tisch hervor und bewegte sich langsam hin und her.
    »Hörst du nicht, Poppi: Aus, hab ich gesagt!« ertönte die Stimme der Anwältin von unten.
    Unschlüssig, wie er sich verhalten sollte, blieb Brunetti, wo er war, und verfolgte den wedelnden Hundeschwanz mit den Augen.
    Als Avvocatessa Marieschi nach geraumer Zeit mit völlig zerzaustem Haar wieder zum Vorschein kam, entschuldigte sie sich mit den Worten: »Tut mir leid. Normalerweise bringe ich sie nicht mit in die Kanzlei, aber ich komme gerade aus dem Urlaub, und sie ist mir noch böse, weil ich sie allein gelassen habe.« Sie stieß den Stuhl zurück und fuhr, an den Hund gewandt, fort: »Ist es nicht so, Poppi? Du schmollst und willst mich bestrafen, indem du meine Schuhe ruinierst?«
    Der unsichtbare Hund rumorte noch eine ganze Weile, ehe er sich endlich mit einem vernehmlichen Plumps fallen ließ und seinen buschigen Schwanz unter dem Schreibtisch hervorstreckte. Die Anwältin sah Brunetti

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