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Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Titel: Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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Vergnügen im Verzicht und stillten ihre Sehnsüchte mit dem Gedanken an die steigenden Zinssätze.
    Absonderlichkeiten wie diese hatte Brunetti schon so oft erlebt, daß er sich nicht mehr darüber wunderte. Was ihn an diesem Fall verblüffte, war die Raffinesse, mit der man das Geld von den Banken abgezogen und außer Landes geschafft hatte. Die Raffinesse und das Tempo. Die Überweisungen waren gleich am ersten Montag nach dem Mord getätigt worden, also lange vor der Testamentseröffnung. Die Anwältin oder die Nichte - oder auch beide gemeinsam - mußten demnach blitzschnell gehandelt haben, als sie vom Tod der alten Battestini erfuhren, die zu Lebzeiten vermutlich mit Argusaugen über ihre Konten gewacht hatte und es sofort gemerkt hätte, wenn von den monatlichen Eingängen etwas abgezweigt worden wäre.
    Brunetti nahm sich vor, den Postboten der Alten ausfindig zu machen und ihn zu fragen, ob er Signora Battestini die Kontoauszüge persönlich überbracht hatte. Auf dem Dachboden hatte er keine gefunden, aber der regelmäßige Schriftverkehr von vier verschiedenen Banken - fünf, wenn er das reguläre Konto bei der Uni Credit mitzählte - wäre gewiß nicht einmal dem nachlässigsten Briefträger entgangen.
    In seiner Jugend hatte Brunetti sich für einen ausnehmend politischen Menschen gehalten. Er war einer Partei beigetreten, für die er sich engagierte und deren Siege er bejubelte, weil er überzeugt war, daß sie, einmal an der Regierung, für mehr Gerechtigkeit im Land sorgen würde. Die Ernüchterung kam nicht schlagartig, wurde aber erheblich beschleunigt durch die Verbindung mit Paola, die sich, lange bevor er ihrem Beispiel zu folgen wagte, aus Verzweiflung über die politischen Verhältnisse in blanken Zynismus geflüchtet hatte. Er dagegen hatte die ersten Korruptionsvorwürfe und die Zweifel an der Redlichkeit jener Männer, denen er so fest vertraut hatte und die versprochen hatten, das Land in eine bessere und gerechtere Zukunft zu führen, zunächst ganz blauäugig bestritten. Als er dann später, nicht als gläubiger Anhänger, sondern als Polizist, den Anschuldigungen gegen die betroffenen Politiker nachgegangen war, hatte er einsehen müssen, daß an ihrer Schuld nicht zu rütteln war.
    Seither hatte er sich gänzlich aus der Politik her aus gehalten; selbst zur Wahl ging er nur noch, um seinen Kindern ein Vorbild zu sein, und nicht etwa, weil er glaubte, damit irgend etwas bewirken zu können. Und in dem Maße, wie sein Zynismus wuchs, waren seine Freundschaften mit Politikern im Lauf der Jahre abgekühlt und war der vormals herzliche Umgang einem eher distanzierten Verhältnis gewichen.
    Als er jetzt überlegte, wem in der gegenwärtigen Regierung er vertrauen könnte, wollte ihm niemand einfallen. Sobald er seine Suche eingrenzte und sich auf die Justiz konzentrierte, tauchte immerhin ein Name auf, nämlich der des Vorsitzenden Richters im Prozeß gegen die Umweltsünder unter den petrochemischen Industriebetreibern in Marghera. Dieser nicht mehr ganz junge Magistrato Galvani hatte sich gegenwärtig selbst einer gut inszenierten Kampagne von Gegnern zu erwehren, die seine vorzeitige Pensionierung betrieben.
    Brunetti fand Galvanis Nummer in der Liste der städtischen Bediensteten, die er vor einigen Jahren erhalten hatte, und rief in seinem Büro an. Der Sekretär, der den Anruf entgegennahm und behauptete, der Richter sei nicht erreichbar, wurde etwas zugänglicher, als Brunetti ihm erklärte, es handele sich um eine polizeiliche Ermittlung. Nun brauchte der Commissario sich nur noch auf den Vice-Questore zu berufen, und schon wurde er durchgestellt.
    »Galvani«, sagte eine tiefe Stimme.
    »Buon giorno, Dottore, hier Commissario Guido Brunetti. Ich hätte Sie gern gesprochen und wollte fragen, ob Sie wohl kurz Zeit für mich hätten.«
    »Brunetti?«
    »Ganz recht, Dottore.«
    »Ich kenne Ihren Vorgesetzten«, lautete die überraschende Antwort.
    »Vice-Questore Patta, Dottore?«
    »Ja. Er hat offenbar keine gute Meinung von Ihnen, Commissario.«
    »Das ist sehr bedauerlich, Dottore, doch ich fürchte, dagegen bin ich machtlos.«
    »Das scheint mir auch so«, erwiderte der Richter trocken. »Worüber wollten Sie denn mit mir sprechen?«
    »Das möchte ich Ihnen am Telefon lieber nicht sagen, Dottore.«
    Bisher kannte Brunetti die Wendung »eine bedeutungsschwangere Pause« nur aus Romanen, aber jetzt erlebte er offenbar tatsächlich eine. Endlich fragte Galvani: »Wann wünschen Sie

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