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Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Titel: Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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diese Unterredung?«
    »Sobald wie möglich.«
    »Es ist fast sechs«, überlegte der Richter laut. »Ich habe hier noch etwa eine halbe Stunde zu tun. Wollen wir uns in der Bar an der Ponte delle Becarie treffen?« Gemeint war eine Enoteca nicht weit vom Fischmarkt. »Um halb sieben?«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Dottore«, sagte Brunetti. »Sie erkennen mich an ...«
    Aber Galvani fiel ihm ins Wort.
    »Ich weiß, wer Sie sind«, sagte der Richter und legte auf.
    Als Brunetti die Bar betrat, fiel Galvani ihm sofort ins Auge. Der Richter stand an der Theke und hatte ein Glas Weißwein vor sich. Er war um einiges älter als Brunetti; ein kleiner, untersetzter Mann mit geschwollener Trinkernase in einem an Kragen und Manschetten speckigen Anzug, dem man sein würdiges Amt gewiß nicht ansah: Eher schon hätte man ihn für einen Metzger gehalten oder für einen Hafenarbeiter. Doch Brunetti wußte, daß er nur den Mund aufzumachen und seine wohltönende Stimme zu erheben brauchte, die den melodischen Vokal- und Konsonantenreigen des Italienischen auf eine Weise erblühen ließ, von der die meisten Schauspieler nur träumen konnten, damit seine wahre Statur hinter dem schäbigen Äußeren erkennbar wurde. Brunetti ging mit ausgestreckter Hand auf ihn zu und sagte: »Guten Abend, Dottore.«
    Galvanis Händedruck war fest und herzlich. »Wollen wir uns ein ruhigeres Plätzchen suchen?« fragte er und deutete auf die Tische im Hintergrund, die um diese Stunde freilich fast alle besetzt waren. Doch gerade als der Richter sich umwandte, erhoben sich drei Männer aus einer Nische, und Galvani steuerte eilig darauf zu, während Brunetti sich erst noch ein Glas Chardonnay bestellte.
    Der Richter, der bereits Platz genommen hatte, erhob sich andeutungsweise noch einmal sehr höflich von seinem Sitz, als Brunetti sich dazugesellte. Der hätte sich eigentlich gern nach dem Prozeß gegen die petrochemischen Fabriken in Marghera erkundigt; schließlich waren zwei seiner Onkel, die dort gearbeitet hatten, an Krebs gestorben. Allein er wußte, daß der Richter sich zu einem schwebenden Verfahren nicht äußern durfte.
    Galvani prostete Brunetti zu und trank einen Schluck. Dann stellte er sein Glas ab und fragte: »Also?«
    »Was ich von Ihnen wissen möchte, hat mit der Frau zu tun, die letzten Monat ermordet wurde, eine gewisse Maria Battestini. Zum Zeitpunkt ihres Todes verfügte sie über ein Barguthaben von über dreißigtausend Euro, verteilt auf mehrere Bankkonten. Diese Konten wurden vor gut zehn Jahren eingerichtet, als ihr Mann und ihr Sohn beide für die Schulbehörde arbeiteten. Und bis zum Tod der Signora erfolgten regelmäßige Einzahlungen.« Brunetti hielt inne, griff nach seinem Glas und setzte es unberührt wieder ab. Sichtlich nervös ließ er schließlich den Stiel zwischen Daumen und Zeigefinger kreisen. Galvani sah ihm zu und schwieg.
    »Ich halte die Rumänin, der man den Mord an Signora Battestini zur Last legt, für unschuldig«, fuhr Brunetti fort. »Leider fehlen mir jegliche Beweise. Doch wenn meine Vermutung zutrifft und diese so tragisch zu Tode gekommene Frau die alte Battestini nicht umgebracht hat, dann läuft der Mörder noch frei herum. Ich habe versucht, etwas über das Opfer und sein Umfeld in Erfahrung zu bringen, doch das einzig Auffällige, was dabei zum Vorschein kam, sind diese Bankkonten.« Wieder stockte Brunetti, rührte seinen Wein aber noch immer nicht an.
    »Und wie kommen Sie da auf mich, wenn ich fragen darf?« erkundigte sich Galvani.
    Brunetti sah dem Richter fest in die Augen. »Als erstes müssen wir einmal die Quelle dieser Zahlungen ermitteln. Da beide Männer bei der Schulbehörde arbeiteten, möchte ich dort ansetzen.«
    Galvani nickte, und Brunetti fuhr fort. »Sie sind schon seit vielen Jahren im Amt, Dottore, und ich weiß, daß Sie in Ihrer Eigenschaft als Richter mehrfach aufgerufen waren, über die Arbeitsweise in gewissen städtischen Dienststellen zu urteilen.« Der Commissario war nicht wenig stolz auf seine behutsame Umschreibung dessen, was die konservative Presse oft als Galvanis »blindwütigen Kreuzzug« gegen Organe der Stadtverwaltung geißelte. »Deshalb hoffte ich, Sie hätten vielleicht auch Einblick in die Schulbehörde und wüßten, wie es dort zugeht.«
    Galvani maß ihn mit abschätzend kühlem Blick, und Brunetti ergänzte: »Ich meine, hinter den Kulissen.« Der Richter nickte kaum merklich, doch Brunetti reichte das als Ermunterung fortzufahren.

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