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Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist

Titel: Brunetti 13 - Beweise, daß es böse ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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»Wenn Sie mir beispielsweise einen Grund oder auch eine Person nennen könnten, der beziehungsweise die jene Überweisungen erklärlich macht. Oder mich auf eine Unregelmäßigkeit hinweisen könnten, die man in zuständigen Kreisen lieber unter dem Deckel hielte.«
    »Unregelmäßigkeit?« wiederholte Galvani und quittierte Brunettis zustimmendes Nicken mit einem Lächeln. »Wie elegant Sie das formulieren.«
    »Nur in Ermangelung eines treffenderen Ausdrucks«, wehrte Brunetti bescheiden ab.
    »Natürlich«, sagte Galvani und lehnte sich schmunzelnd in seinem Stuhl zurück. Sein Lächeln zauberte einen seltsamen Liebreiz auf das ansonsten eher häßliche Gesicht des Richters. »Leider weiß ich sehr wenig über die Schulbehörde, Commissario. Oder besser gesagt, ich bin im Bilde und auch wieder nicht, so wie anscheinend die meisten von uns durchs Leben gehen: Man glaubt das, was andere Leute einem zutragen oder andeuten, und sei es nur, weil deren Interpretation die einzige ist, die sich mit unseren sonstigen Erfahrungen in Einklang bringen läßt.« Wieder trank er einen kleinen Schluck und stellte sein Glas ab.
    »Die Schulbehörde, Commissario, ist das Auffangbecken für Staatsbedienstete ohne eigenes Ressort oder, wenn Ihnen der Vergleich lieber ist, ein sprichwörtlicher Elefantenfriedhof: ein Abstellposten, auf den hoffnungslose Nieten verbannt oder wo Aufsteiger geparkt werden können, bis man eine lukrativere Stelle für sie gefunden hat. So war es zumindest bis vor vier, fünf Jahren, als selbst unsere Stadtregierung einsehen mußte, daß bestimmte Positionen in der Schulbehörde mit Fachkräften besetzt werden sollten, die etwas von Pädagogik verstehen. Bis dahin wurden die Stellen dort als Politprämien gehandelt. Relativ bescheidene Prämien, wenn man bedenkt, wie gering ... also wie kann ich das einigermaßen unverfänglich formulieren? ... wie gering die Chancen waren, sich in dieser Behörde etwas dazuzuverdienen.« Brunetti fand, daß Galvanis Formulierungskünste den seinen an Eleganz in nichts nachstanden.
    Der Richter erhob sein Glas, setzte es jedoch unberührt wieder ab. »Falls Sie also darauf spekulieren, daß die Konten dieser Signora Battestini für Bestechungsgelder eingerichtet wurden, die ihr Mann oder der Sohn auf ihrer Dienststelle einstrichen, dann rate ich Ihnen, Ihre Hypothese noch einmal zu überdenken.« Jetzt nahm Galvani doch einen Schluck, bevor er weitersprach. »Solch kleine Beträge über einen derart langen Zeitraum, nein, das paßt überhaupt nicht zu meinen Erfahrungen mit dem Schmiergeldsumpf in dieser Stadt.« Ohne daß er Brunetti Zeit gelassen hätte, sich über die Tragweite dieser Bemerkung klarzuwerden, fuhr der Richter fort: »Aber, wie gesagt, ich persönlich hatte nie mit der Schulbehörde zu tun. Es ist also nicht auszuschließen, daß man dort auf kleinerer Flamme kocht.« Wieder dieses Lächeln. »Und man darf nie vergessen, daß Korruption sich, ähnlich wie Wasser, immer irgendwie Bahn bricht.«
    Spätestens jetzt drängte sich Brunetti die Frage auf, ob sein eigener Basiliskenblick in Sachen Lokalbehörden jemanden, dem deren Mauscheleien weniger vertraut waren, wohl auch so düster anmuten würde. Eine Frage, die er ebenso hintanstellte wie den Wunsch, die Ausführungen des Richters zu kommentieren; statt dessen erkundigte er sich nur ganz sachlich: »Wissen Sie, wer in den fraglichen Jahren die Behörde geleitet hat?«
    Galvani schloß die Augen, stützte die Ellbogen auf den Tisch und legte die Stirn in seine Hände. Mindestens eine Minute lang verharrte er so, bevor er wieder den Kopf hob, Brunetti ansah und sagte: »Piero De Pra ist tot; Renato Fedi leitet inzwischen eine Baufirma - ich glaube, in Mestre. Und Luca Sardelli macht irgendwas beim Assessorato dello Sport. Sofern mich mein Gedächtnis nicht im Stich läßt, waren diese drei bis zu dem Zeitpunkt, als gelernte Pädagogen zum Zuge kamen, Chefs der Schulbehörde.« Brunetti dachte schon, es käme nichts mehr, als Galvani hinzusetzte: »Länger als ein paar Jahre scheint es keiner auf dem Posten auszuhalten, der, wie gesagt, entweder Abstellgleis oder Sprungbrett ist, wenn auch keins zu einer nennenswerten Karriere, wie Sardellis Beispiel zeigt. Und intern kann man dort erst recht keine großen Sprünge machen.«
    Brunetti notierte sich die Namen. Zwei davon kamen ihm bekannt vor: De Pra, weil er einen Neffen hatte, der mit Brunettis Bruder zur Schule gegangen war, und Fedi, weil man ihn

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