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Brunetti 14 - Blutige Steine

Brunetti 14 - Blutige Steine

Titel: Brunetti 14 - Blutige Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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ein wenig Italienisch, Englisch und Deutsch fließend und beherrschte darüber hinaus offenbar die Idiome der fünf afrikanischen Regionen, in denen sie Feldforschung betrieb. Zu Brunettis Verwunderung schien sie gar nicht neugierig, warum die Polizei sie um Hilfe bei der Identifizierung eines Toten ersuchte, sondern bat lediglich um eine Beschreibung des fraglichen Zeichens.
    »Also, es handelt sich um eine Art geometrisches Muster, bestehend aus vier um eine Raute angeordneten Dreiecken«, erklärte Brunetti. »Wir haben es zweimal gefunden: auf einem holzgeschnitzten Kopf, etwa fünf Zentimeter hoch, der wahrscheinlich von einer Statue oder etwas Ähnlichem abgebrochen wurde. Und als Tätowierung auf dem Körper des Toten.«
    »Wo genau?« fragte Professor Winter.
    »Über dem Bauchnabel.«
    »Und dieser Kopf, was stellt er dar: einen Mann oder eine Frau?«
    »Ich würde sagen, eine Frau.«
    »Und Sie haben den Kopf?«
    »Ja«, bestätigte Brunetti. »Es gibt auch Fotos davon«, setzte er hinzu, »ebenso wie von dem Toten.«
    Er wartete auf eine Antwort, doch als die Leitung stumm blieb, fragte er: »Können Sie aus diesen Angaben schon irgendwelche Schlüsse ziehen, Professoressa? Natürlich ganz unverbindlich.«
    Nach kurzem Zögern erwiderte sie: »Nicht, bevor ich die Fotos gesehen habe. Jede vorher getroffene Aussage wäre reine Spekulation.«
    Sie hörte sich an wie die schlimmsten unter Paolas Kollegen, dachte Brunetti; diejenigen, die ihr Fachwissen als kostbares Gut betrachteten, das sparsam zu dosieren und nur nach Verdienst auszuteilen sei.
    »Einen Augenblick, bitte«, sagte Professor Winter, und ihre Stimme entfernte sich vom Telefon. Vermutlich sprach sie mit jemandem bei sich im Zimmer. Kurz darauf meldete sie sich wieder. »Würden Sie mir die Fotos schicken, Commissario?«
    »Ja, natürlich.«
    »Gut«, sagte sie und gab ihm ihre E-Mail-Adresse durch. »Lassen Sie mir die Aufnahmen möglichst bald einscannen?«
    »Also ich würde sie Ihnen lieber per Post schicken«, entgegnete Brunetti, ohne einen Grund dafür zu nennen. »Wenn Sie mir die Universitätsanschrift geben, kann die Sendung noch heute rausgehen.« Er würde ihr Rizzardis Foto von der Tätowierung des Toten schicken und ein Polaroid des Frauenkopfs, das er mit einer Polizeikamera aufgenommen hatte.
    »Gut, meinetwegen.« Professor Winter gab ihm die Postanschrift durch und setzte halb fragend hinzu: »Vielleicht handhabt man so etwas bei Ihnen ja anders als in der Schweiz.«
    »Kennen Sie sich mit polizeilichen Ermittlungen aus, Professoressa?«
    »Eigentlich nicht«, antwortete sie zurückhaltend. »Aufgrund meiner Kenntnisse über Afrika werde ich hin und wieder herangezogen, um irgendwelche Kultobjekte zu identifizieren - oder auch einmal ein Mordopfer.«
    »Ah, ich verstehe«, sagte Brunetti. »Kommt das öfter vor?«
    »In der Schweiz nicht, nein. Die Anfragen kommen von Interpol.«
    »Demnach ist es keine Seltenheit, daß Afrikaner in Europa getötet werden?« fragte Brunetti, ebenso verblüfft wie neugierig.
    »Seltener als in Afrika«, antwortete sie kühl.
    »Und was, wenn ich fragen darf, ist der Grund für diese Morde?«
    »Das zu klären ist Sache der Polizei. Ich helfe ihnen lediglich bei dem Versuch, die Toten zu identifizieren.«
    »Männer?« fragte er.
    »Leider ebensooft auch Frauen.«
    Brunetti spürte, daß Professor Winter seiner Fragen überdrüssig wurde. »Ich lasse Ihnen die Fotos so rasch wie möglich zukommen, Professoressa«, sagte er abschließend. »Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie uns sagen könnten, woher das Zeichen stammt.«
    »Ich werde mein Bestes tun«, versprach sie höflich und legte auf.
    Brunetti drückte die Gabel hinunter, wählte die Nummer des Bereitschaftsraums und fragte nach Pucetti. Der Beamte, der den Anruf entgegennahm, sagte, Pucetti mache sich gerade fertig, um einer Anzeige nachzugehen. Geräuschvoll wurde der Hörer abgelegt. Als Pucetti ihn wenige Sekunden später wieder aufnahm, bat Brunetti ihn in sein Büro. Die Wartezeit nutzte er, um das Kuvert an Professor Winter zu adressieren. Bevor er den Umschlag zuklebte, fügte er den Fotos des geschnitzten Frauenkopfs und der Tätowierung auf dem Bauch des Toten kurz entschlossen noch eine Aufnahme vom Gesicht des Mannes bei.
    Es klopfte, und Pucetti trat ein. Als Brunetti ihm seinen Auftrag erklärt hatte, sagte der junge Beamte, er sei auf dem Weg zu einer Apotheke in Santa Croce, um einen Einbruch zu protokollieren. Aber

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