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Brunetti 14 - Blutige Steine

Brunetti 14 - Blutige Steine

Titel: Brunetti 14 - Blutige Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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er war klug genug, das nicht laut zu sagen.
    »Erkennen Sie's?« fragte Bocchese.
    »Was denn?«
    »Na, daß sie identisch sind!« entgegnete Bocchese scharf. Die Herzlichkeit von vorhin war verflogen. Brunetti war froh, daß er seine Frage wahrheitsgemäß bejahen konnte.
    »Beide stammen aus dem bewußten Haus in Castello«, erklärte Bocchese.
    »Und weiter?« fragte Brunetti.
    Bocchese drehte die Fotos um, als müsse er sich anhand der Beschriftung vergewissern, welches welches war, und legte sie dann wieder auf den Tisch. »Als Sie Galli zum erstenmal zur Spurensicherung hinbeordert haben, waren die Abdrücke noch nicht da, aber beim zweiten Mal hat er den hier gefunden.« Bocchese tippte mit dem Zeigefinger auf das erste Foto. »Und der da« - er wies auf die zweite Aufnahme - »war auf der Kekspackung, die mir Vianello gebracht hat.«
    »Und beide sind identisch?« fragte Brunetti.
    »Derselbe Abdruck, dieselbe Hand«, dozierte Bocchese knapp.
    »Mit anderen Worten: derselbe Mann.«
    »Sofern er seine Hand nicht gelegentlich ausleiht, ja.«
    »Wo wurde dieser Abdruck gefunden?« Brunetti zeigte auf das erste Foto.
    Bocchese überflog noch einmal die stenographierten Notizen auf der Rückseite. »Ganz oben in der Dachkammer.«
    »Wo genau?«
    »Auf der Unterseite des Türgriffs. Es ist nur ein Teilabdruck, aber für einen Abgleich reicht's. Ich vermute, der Mann hat die Klinke abgewischt, nur eben nicht gründlich genug. Die Spur da ist übriggeblieben.«
    Bocchese deutete auf das zweite Foto. »Der stammt, wie gesagt, von der Keksrolle. Der einzige deutliche Abdruck auf den Beweisstücken, die Vianello mir gebracht hat. Die Verpackung war ziemlich klebrig. Ich habe zwar noch allerhand verwischte Spuren und Teilabdrücke gefunden, aber nichts Verwertbares außer dem da.« Und nach einer Pause fuhr er fort: »Galli vermerkt in seinem Bericht ausdrücklich, daß er nach seiner Durchsuchung sämtliche Spuren getilgt hat, folglich kann der Abdruck erst nach Ihrer Durchsuchung auf die Keksrolle gekommen sein.«
    »Haben Sie Kopien der Abdrücke an Interpol geschickt?« fragte Brunetti.
    »Ach, Interpol!« seufzte Bocchese im resignierten Ton dessen, der sich allzuoft mit internationaler Bürokratie herumschlagen muß. »Hören Sie, Commissario, ich weiß ja nicht, ob was dran ist, aber die Gerüchte, wonach das Innenministerium sich eingeschaltet hat, sind sogar bis zu uns gedrungen. Also habe ich die Abdrücke, um mich zu vergewissern, einem Freund geschickt, der im Labor des Ministeriums arbeitet, und ihn gebeten, die Sache vertraulich zu behandeln.« Und nach kurzem Zögern setzte er hinzu: »Ich habe ihm auch die anderen Abdrücke zukommen lassen - die von dem toten Afrikaner.«
    »Was meinen Sie mit vertraulich?« fragte Brunetti.
    Bocchese lehnte sich an die Arbeitsplatte hinter ihm und verschränkte die Arme vor der Brust. »Na ja, bei einer offiziellen Anfrage würde es ein bis zwei Wochen dauern. So aber sollte ich morgen, spätestens übermorgen von meinem Freund hören. Und es geht keine Kopie an irgendwen sonst im Ministerium.«
    Manchmal wußte Brunetti nicht, warum er sich überhaupt noch mit dem Dienstweg aufhielt, wenn er doch immer nur dank privater Beziehungen und Freundschaften zum Ziel kam. Ob das für andere Länder, andere Städte genauso galt? »Glauben Sie, es gibt irgendwo einen Ort, wo man die Polizei unbehelligt ihre Arbeit machen läßt?«
    Bocchese, der die Frage offenbar ernst nahm, erwog sie gewissenhaft. »Vielleicht«, sagte er nach reiflicher Überlegung. »Aber wenn, dann nur da, wo die Regierung auf einen wirklich funktionierenden Polizeiapparat Wert legt - auch dann, wenn die Verdächtigen noch so einflußreich sind.« Mit einem Blick auf Brunettis skeptische Miene setzte er lächelnd hinzu: »Als einer, der immer noch Rifondazione Comunista wählt, muß ich es wohl so sehen.«
    Als Brunetti wenig später das Labor verließ, stellte er staunend fest, daß er während dieses kurzen Gesprächs mehr über Bocchese erfahren hatte als zuvor in über zehn Jahren.

20
    E twa eine Stunde nachdem Brunetti in sein Büro zurückgekehrt war, klingelte das Telefon.
    »Ich habe mich bei der bewußten Person erkundigt«, begann Renato Sandrini ohne Umschweife. »Das heißt, ich habe ihn auf das Thema gebracht, und er sagt, Spezialisten aus Rom waren mit dem Job betraut und sind eigens dafür hergeschickt worden.«
    »Ach, und was ist mit den Waffen? An den Flughäfen kontrolliert man heutzutage

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