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Brunetti 14 - Blutige Steine

Brunetti 14 - Blutige Steine

Titel: Brunetti 14 - Blutige Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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mit Metalldetektoren, wissen Sie?« Brunetti, dem Sandrinis läppische Codesprache auf die Nerven ging, fragte absichtlich so naiv, um seinerseits den Staranwalt zu verärgern. Mit den richtigen Verbindungen hätten die Killer sich die Waffen problemlos in Venedig besorgen können.
    »Schon mal von der Bahn gehört?« konterte Sandrini gereizt. »Macht puff-puff, läuft auf Schienen und unterhält eine Strecke von hier nach Rom und zurück.«
    Ohne sich darauf einzulassen, fragte Brunetti: »Ist das alles, was er gesagt hat? Daß die Männer aus Rom kamen, sonst nichts?«
    »Was erwarten Sie denn von mir? Hätte ich mich nach Namen und Adressen erkundigen sollen und vielleicht gleich noch ein Geständnis einholen, nur um Ihnen die Arbeit zu erleichtern?« empörte sich Sandrini und ließ vor lauter Erregung alle Vorsicht und Diskretion fahren. »Natürlich hat er nicht mehr gesagt. Und bilden Sie sich ja nicht ein, daß ich ihn noch einmal angehe. Er würde sofort Lunte riechen.«
    Da mußte Brunetti ihm recht geben: Sandrini konnte seinen Schwiegervater kein zweites Mal über die Killer aushorchen, ohne sich verdächtig zu machen. Aus der Nummer mit der Prostituierten hatte er sich vielleicht noch herausreden können: Den Verdacht des Ehebruchs hatten schließlich schon einige Mafiosi überlebt. Aber mit einem Loyalitätsverstoß war nach Brunettis Wissen noch keiner davongekommen. »Besten Dank«, sagte er.
    »Was?« ertönte es vom anderen Ende der Leitung. »Ich riskiere meinen Hals, und alles, was ich dafür kriege, ist ein lahmes ›Besten Dank‹?« Hier folgten eine Reihe von Beschimpfungen, die die Tugend von Brunettis Mutter ebenso in Zweifel zogen wie die der Madonna, was Brunetti veranlaßte, den Hörer aufzulegen.
    »Roma, Roma, Roma«, murmelte der Commissario vor sich hin. Früher hätte man erwartet, daß Auftragsmörder unten aus dem Süden stammten, doch heutzutage, in dieser multikulturellen Welt, konnten sie von überall kommen. Laut Sandrini waren die Killer in Rom gedungen worden. Und wenn Sandrinis Schwiegervater über die Tat Bescheid wußte, dann kamen sie mit Sicherheit aus den Reihen der Mafia, was aber nicht zwingend bedeutete, daß die Mafia den Mord auch in Auftrag gegeben hatte. Ob es unter Profikillern auch so etwas wie ein Zusammengehörigkeitsgefühl gab? Wußten sie, auch wenn sie selbst nicht beteiligt waren, was ihre Mordkollegen trieben, ja saßen sie vielleicht sogar im kleinen Kreis zusammen und spekulierten darüber, wieviel die anderen für diverse Aufträge kassiert hatten? Eine aberwitzige Vorstellung, gewiß, aber dennoch nicht unmöglich.
    Wieder klingelte das Telefon, und als Brunetti sich meldete, antwortete ihm zu seiner Verblüffung die Stimme seiner Frau. »Nanu - du rufst mich doch nie hier an«, sagte er.
    »Fast nie.«
    »Gut, fast nie. Worum geht's?«
    »Die Uni.«
    »Du meinst die Examina?« fragte Brunetti. Sicher war Paola auf irgendwelche brisanten Informationen über ihre Kollegen aus der Rechtswissenschaft gestoßen und mochte nicht bis zum Abend warten, um ihm darüber zu berichten.
    »Examina?« wiederholte Paola, hörbar verwirrt.
    »Ja, in der juristischen Fakultät«, half Brunetti nach.
    »Nein, nein, davon weiß ich nichts. Es geht um deinen Schwarzen.«
    Obwohl er versucht war einzuwenden, daß der Ermordete wohl kaum sein Schwarzer sei, fragte Brunetti nur: »Was ist mit ihm?«
    »Nun, ich hatte endlich Gelegenheit, mit meinem Kollegen zu sprechen, und er hat mir eine ehemalige Mitarbeiterin empfohlen, eine Ethnologin, die auf solche Sachen spezialisiert ist.«
    »Was denn für Sachen?« fragte Brunetti.
    »Fetische. Diese Frau ist angeblich europaweit die Expertin für afrikanische Fetische.« Darüber, wieso jemand sich einem so ausgefallenen Forschungsgebiet verschrieb, verlor Paola kein Wort. Woraus Brunetti schloß, daß sie es für eine ernstzunehmende Disziplin hielt, was wiederum den Verdacht nahelegte, seine Frau verbringe zuviel Zeit mit Akademikern.
    »Und?«
    »Und ich habe ihre Nummer in Genf«, antwortete Paola. »Du solltest sie anrufen und dich bei ihr kundig machen.«
    »In Genf?« wiederholte Brunetti unschlüssig.
    »Angst davor, französisch zu sprechen?«
    »Bei einem so komplizierten Thema schon«, gab er zu.
    »Sei unbesorgt. Sie ist Schweizerin.«
    »Ja, und?«
    »Die sind polyglott«, verkündete Paola, gab ihm die Nummer durch und legte auf.
    Zumindest im Falle von Professor Winter sollte sie recht behalten: Madame sprach

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