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Brunetti 14 - Blutige Steine

Brunetti 14 - Blutige Steine

Titel: Brunetti 14 - Blutige Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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erreicht man nichts, oder?« gab Brunetti beiläufig zurück.
    »Nein, natürlich nicht. Obwohl es einem mitunter guttäte, sich einfach mal gehenzulassen.«
    »Steht aber nicht dafür, wie?«
    »Sicher nicht. Trotzdem wünsche ich's mir manchmal.«
    Brunetti schien es ratsam, das Thema zu wechseln. »Sie sagten vorhin, Sie hätten mich anrufen wollen, Sergente. Ging es um den Afrikaner? Ist Ihnen eingefallen, wo Sie ihn gesehen haben?«
    »Mir nicht, aber meinem Kollegen Cattaneo.« Bevor Brunetti nachfragen konnte, fuhr Moretti fort: »Vor etwa zwei Monaten waren wir zusammen auf Streife. Wir hatten Nachtdienst, und gegen zwei Uhr morgens kam plötzlich so ein Typ aus einer Bar hinter uns hergerannt und wollte, daß wir mit ihm zurückkämen, weil in dem Lokal - es war in der Nähe vom Campo Santa Margherita - angeblich eine Schlägerei drohte. Doch als wir eintrafen, hatten sich die Wogen schon fast wieder geglättet.«
    »Aber unser Mann war dabei?« fragte Brunetti.
    »Ja, und es war ein Glück, daß der Streit entschärft werden konnte, bevor es zum Schlimmsten kam.«
    »Wieso?«
    »Wegen der beiden anderen. Gegen die war er bloß eine halbe Portion. Ich glaube, nur dank der anderen Gäste in der Bar konnte das Schlimmste verhindert werden. Na ja, und als wir dann auf der Bildfläche erschienen, beruhigte sich die Lage vollends.«
    »Und das war um zwei Uhr morgens?« fragte Brunetti hörbar erstaunt.
    »Die Zeiten haben sich geändert, Commissario«, erwiderte Moretti. »Oder vielleicht«, setzte er einschränkend hinzu, »gilt das auch nur für die Gegend um den Campo Santa Margherita mit all den Bars, Pizzerien und Musikkneipen. Da ist fast die ganze Nacht was los. Manche haben bis zwei oder drei Uhr morgens geöffnet.«
    »Und was war nun mit dem Afrikaner?« lenkte Brunetti zur Hauptsache zurück.
    »Ja, also der hatte offenbar Streit mit den zwei anderen, aber ein paar Gäste aus der Bar waren dazwischengegangen und hielten sie auf Abstand.« Moretti überlegte einen Moment und fuhr dann fort: »Zum Glück nichts Ernstes. Allem Anschein nach hatte die Situation sich, wie gesagt, schon wieder beruhigt, bevor wir eintrafen. Es war auch nichts zu Bruch gegangen, keine umgestürzten Stühle oder dergleichen. Aber da lag was in der Luft, so ein Knistern, und drei, vielleicht auch vier Männer mußten die Streithähne auseinanderhalten.«
    »Haben Sie erfahren, worum es ging?«
    »Nein. Einer der Friedensstifter, wenn ich so sagen darf, gab zu Protokoll, die Männer hätten an einem Tisch gesessen und geredet, bevor sie plötzlich aneinandergerieten. Der Afrikaner sei irgendwann aufgesprungen und zur Tür gelaufen, aber die beiden anderen seien ihm nach und hätten versucht, ihn zurückzuzerren. Das war der Moment, als dieser Typ uns vorbeigehen sah und uns dazuholte.«
    »Wie lange haben Sie gebraucht?« fragte Brunetti.
    »Vielleicht zwei Minuten.«
    »Und Sie sagen, Cattaneo konnte sich an den Afrikaner erinnern?«
    »Ja. Als ich ihm das Foto zeigte, hat er ihn sofort wiedererkannt. Und nachdem er mir auf die Sprünge geholfen hatte, ist es mir auch wieder eingefallen. Es ist zweifelsfrei derselbe Mann.«
    »In jener Nacht in der Bar - wie sind Sie da vorgegangen?« fragte Brunetti weiter.
    »Wir haben uns die Papiere zeigen lassen.«
    »Und?«
    »Und er hatte einen permesso di soggiorno.«
    »Was stand drin?«
    »Sein Name und der Geburtsort«, sagte Moretti. »Nehme ich jedenfalls an«, setzte er einschränkend hinzu.
    »Was soll das heißen?«
    »Daß ich mich an die Details nicht erinnere.« Bevor Brunetti nachfragen konnte, erklärte Moretti: »Ich muß pro Woche an die hundert solcher Dokumente kontrollieren, Commissario. Ich achte darauf, daß der Stempel echt ist und das Foto nicht präpariert wurde. Aber die Namen kann unsereins ja nicht einmal aussprechen, und auf das Herkunftsland achte ich in der Regel auch nicht. Was den Schwarzen aus der Bar betrifft, so erinnert sich auch Cattaneo nicht, was in seinen Papieren stand.« Als er Brunettis Enttäuschung spürte, fügte der Sergente hinzu: »Alles, was mir aufgefallen ist, war der Akzent.«
    »Was für ein Akzent?«
    »Als er Italienisch sprach - ziemlich gut übrigens -, da hatte er einen Akzent.«
    »Und?« fragte Brunetti ungeduldig. »Er war doch Afrikaner, nicht wahr?«
    »Ja, natürlich, aber er hatte einen ganz ungewöhnlichen Akzent. Ich meine, die Senegalesi reden alle das gleiche Kauderwelsch: ein paar Brocken Französisch, ein bißchen

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