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Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas

Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas

Titel: Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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werden«, kommentierte Pelusso.
    »Ja«, sagte Brunetti und merkte zu spät, daß er viel zuviel preisgab, noch dazu einem Journalisten gegenüber. »Hör zu, Elio, von dem, was wir jetzt besprechen, darf aber nichts in die Zeitung.«
    »Warum willst du dann überhaupt was veröffentlicht haben?« Pelussos mißmutige Stimme verriet den unausgesprochenen Vorwurf nur allzu deutlich.
    Brunetti beschloß, die Frage zu beantworten und den Ton, in dem sie gestellt worden war, zu ignorieren. »Das ist so, als ob man in einen Ameisenhügel tritt. Man tut es und wartet dann ab, was geschieht.«
    »Und wer rauskommt«, ergänzte Pelusso.
    »Genau.«
    Pelusso lachte; sein Ärger war verflogen. »Es ist nicht mal drei. Da schaffe ich noch die morgige Ausgabe. Ein Kinderspiel, sei unbesorgt.«
    Jetzt erst erkundigte Brunetti sich besorgt: »Wird es Ärger geben, falls herauskommt, daß es falscher Alarm war und gar keine illegale Entsorgung stattgefunden hat?«
    Diesmal wieherte Pelusso vor Lachen. »Wie lange liest du schon den Gazzettino, Guido?«
    »Natürlich«, gab Brunetti ernüchtert zurück. »Wie dumm von mir.«
    »Kein Grund zur Sorge, ehrlich.«
    »Aber du könntest genötigt werden, deine Quelle preiszugeben.« Brunetti bemühte sich um einen scherzhaften Ton. »Und dann wäre ich meinen Posten los.«
    »Da ich meine Informationen von ganz oben beziehe«, sagte Pelusso so indigniert, wie er sicher auch auf Nachfragen seines Chefredakteurs reagieren würde, »kann man wohl kaum von mir erwarten, daß ich die Quelle preisgebe.« Und nach kurzer Pause fügte er hinzu: »Wir setzen den Artikel unmittelbar neben die Reportage über die Questura.«
    »Was denn für eine Reportage?« fragte Brunetti, wohl wissend, daß er Pelusso damit eine Freude machte.
    »Über die Frauen vom Ufficio Stranieri. Du weißt doch, was da los ist, oder?«
    Das konnte der ahnungslose Brunetti guten Gewissens verneinen. Als Pelusso nicht von selbst weitersprach, fragte er: »Um was geht's denn?«
    »Ich habe einen Freund, der einen guten Draht zum Ausländeramt hat«, sagte Pelusso und überließ es Brunetti, sich den Begriff »Freund« aus der Sprache eines investigativen Journalisten zurückzuübersetzen.
    »Und weiter?«
    »Dieser Freund hat mir gesteckt, daß zwei langjährige Mitarbeiterinnen auf eigenen Wunsch in den vorzeitigen Ruhestand versetzt werden.«
    »Entschuldige, Elio«, unterbrach ihn Brunetti, »aber ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.«
    Ohne sich von Brunettis Ungeduld aus dem Konzept bringen zu lassen, fuhr Pelusso fort. »Mein Freund sagt, die beiden hätten über Jahre Gebühren für die Registrierung von Anträgen zur Aufenthaltsund Arbeitserlaubnis kassiert und das Geld einbehalten.«
    »Das ist unmöglich!« empörte sich Brunetti. »Müssen die denn keine Quittungen ausstellen?«
    »Laut meinem Informanten«, erklärte Pelusso mit beispielhafter Langmut, »gab es auf der Dienststelle nur diese beiden Sachbearbeiterinnen, und wenn ein Antragsteller allein oder ohne italienischen Beistand erschien, haben sie ihm Bares abgeknöpft. Die eine verlangte die Gebühr und schickte den Antragsteller dann zu ihrer Kollegin, die ein Verzeichnis führte, in das die Leute sich eintragen mußten. Angeblich war das dann die Quittung. Scheint jahrelang funktioniert zu haben.«
    »Aber wer würde denn auf so was reinfallen? Ein Eintrag in einer Namensliste!« wandte Brunetti ein.
    »Menschen in einem fremden Land, der Sprache kaum mächtig, sie kommen in eine städtische Behörde, wo ihnen zwei Beamtinnen das gleiche erzählen. Ich glaube, da hätten viele unterschrieben. Haben sie ja wohl auch.«
    »Und wie ging's nun weiter?« fragte Brunetti.
    »Irgend jemand hat sich beim Questore beschwert, der die Damen noch am selben Tag antanzen ließ. Samt Verzeichnis. Jetzt sind alle zwei beurlaubt, aber am Monatsende gehen sie in Frühpension.«
    »Und die Leute, die da unterschrieben haben? Was wird mit denen? Haben die wenigstens ihre Papiere gekriegt?«
    »Weiß ich nicht«, sagte Pelusso. »Soll ich mal nachforschen?«
    Um ein Haar hätte Brunetti ja gesagt, aber der gesunde Menschenverstand obsiegte. »Nein, danke. Was ich gehört habe, genügt mir.«
    »Die Gerechtigkeit hält Einzug in unserer schönen Stadt«, intonierte Pelusso mit Schmelz in der Stimme.
    Brunetti gab ein unflätiges Geräusch von sich und legte auf. Er wählte Signorina Elettras Nummer, und als sie sich meldete, fragte er: »Ist Ihr Freund Giorgio noch bei

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