Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas
fragte Repeta.
»Das Übliche: den Zufluß von der molatura abgedreht. Die Belegschaft haben wir für eine Stunde zum Kaffeetrinken geschickt. Hätte nichts gebracht, wenn die da rumgestanden wären und Däumchen gedreht oder womöglich versucht hätten, uns zu helfen.«
»Wen hattest du dabei?« fragte Repeta.
»Dondini.«
»Was mußten Sie denn machen?« mischte Brunetti sich ein. Doch bevor Biaggi zu einer Erklärung ansetzen konnte, forderte Repeta ihn auf, Platz zu nehmen. Worauf Biaggi sich in einen Stuhl fallen ließ und im Sitzen noch bulliger wirkte.
»Ich hab gleich gemerkt, daß das eine langwierige Sache werden und wir mehr als eine Stunde brauchen würden.« Er sah Brunetti an und sagte schmunzelnd: »Bevor Sie jetzt denken, das sei typisch Klempner, Signore, lassen Sie mich Ihnen versichern, daß ich recht hatte. Diese Tanks stehen zu dicht über dem Boden, weshalb man von unten nicht rankommt. Und sie stoßen direkt an die Mauer, so daß auch von hinten nichts zu machen ist. Die einzige Möglichkeit, da was zu reparieren, ist, die Tanks trocken zu legen und sich die Sache von innen anzuschauen.«
»Und das bringt was, trotz des Klärschlamms?« fragte Brunetti, stolz darauf, wie fachmännisch er bei dem Thema schon mitreden konnte.
Biaggi schmunzelte. »Den mußten wir natürlich zuvor ausräumen. Zum Glück war's erst etwa einen Monat her, seit wir die Tanks zuletzt gewartet hatten, darum war die Sedimentschicht noch nicht sonderlich hoch. Es war hauptsächlich Wasser drin, also stellten wir die Zuleitung in der Schleiferei ab und leerten das verbliebene Wasser in den nächsten Tank, bis wir zirka vierzig Zentimeter über dem Boden auf das Leck stießen.«
»In der Schweißnaht von einer Kante?« fragte Repeta.
»Nein.« Biaggi schüttelte den Kopf. »Anscheinend hatte man den Tank früher nach hinten raus, direkt durch die Außenwand ins Freie geleert. Oder aber er wurde für was anderes benutzt, bevor sie ihn umrüsteten, um das Wasser aus der molatura damit zu filtern. Darum mußten sie wahrscheinlich auch den Rohrverlauf ändern.« Biaggi zuckte mit den Schultern. »Na ja, geht mich nichts an, oder?« fragte er Brunetti, der zustimmend nickte.
»Wer immer das gemacht hat, hat einen mordsmäßigen Pfusch abgeliefert«, fuhr Biaggi fort. »Die haben eine runde Blechplatte ausgestanzt und mit einer Art Flansch an die Rückwand des Tanks geschweißt, so daß man das Blech über der Rohröffnung auf- und zuklappen konnte wie einen Deckel. Aber sie haben sich völlig verhauen, als sie das Rohr einsetzten: War alles nicht ordentlich verschweißt, weshalb es dann leck geworden ist.«
»Und was haben Sie dagegen getan?« fragte Brunetti.
»Ich hab's dicht gemacht.«
»Wie?« forschte Brunetti weiter.
»Ich hab das Blechdings abgeschraubt und das Loch im Rohr geflickt. Mit Plastik und einem guten Klebstoff. Das hält jetzt so lange wie der Tank«, erklärte Biaggi stolz.
»Und die anderen Tanks? Gab's da auch Probleme?«
Biaggi zuckte mit den Schultern. »Ich wurde gerufen, um ein Leck zu flicken, nicht die ganze Anlage zu überholen.«
»Wo genau war dieses Loch?« fragte Brunetti.
Wieder reckte Biaggi das Kinn zur Decke, während er sich die Tanks ins Gedächtnis rief. »Circa vierzig Zentimeter überm Boden, vielleicht auch ein bißchen tiefer.«
»Und woraus besteht die Flüssigkeit in dieser Tiefe, Signor Biaggi?« fragte Brunetti.
»Na ja, wenn die Produktion auf vollen Touren läuft und eine Menge Wasser reinkommt«, begann der Klempner und setzte dann erklärend hinzu: »Das heißt, wenn drei oder mehr Plätze in der molatura besetzt und die Leitungen voll ausgelastet sind, dann hätte man Wasser mit reichlich Sediment drin.«
»Und bei einem kleineren Arbeitsaufkommen?« fragte Brunetti.
Wieder dieses sehr feminine Schürzen der Lippen. »Dann ergäbe sich immer noch ein ziemlich hoher Sedimentanteil.«
»Das alte Rohr, wo führte das hin?« fragte Brunetti.
Biaggi vergegenwärtigte sich abermals die Szenerie, dann sagte er: »Von meinem Standort aus hatte ich einen schlechten Blickwinkel und konnte nicht verfolgen, wie weit das Rohr reichte oder wo es hinging. Auf jeden Fall durch die Rückwand, soviel steht fest. Aber jetzt ist es sauber abgedichtet. Das leckt garantiert nicht mehr.«
»Können Sie sagen, wann diese früheren Arbeiten vorgenommen wurden?« fragte Brunetti.
»Sie meinen diesen Pfusch mit der angeschweißten Blechklappe?«
»Ja.«
»Nein, nicht genau.
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