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Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas

Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas

Titel: Brunetti 15 - Wie durch ein dunkles Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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von Bedeutung gewesen ohne die Rolle von Giorgio Tassini, einem Mann, den die Wechselfälle des Lebens so völlig aus der Bahn geworfen hatten. Worüber mochte er gestolpert sein auf seiner Suche nach Beweisen, die ihn von der Schuld, das Leben seines Kindes zerstört zu haben, freisprechen sollten?
    Brunetti versuchte, sich seine Unterredung mit Tassini ins Gedächtnis zu rufen, und erkannte bestürzt, daß sie nur wenige Tage zurücklag. Auf die Frage, ob De Cal von den Umweltvergehen wisse, hatte Tassini entgegnet, beide wüßten Bescheid, was Brunetti naheliegenderweise zunächst auf De Cals Tochter bezog. Doch das war, bevor Foa ihm eine topographische Karte von Murano geliehen hatte, auf der neben Längen- und Breitengraden auch alle Gebäude eingetragen waren und die den Nachweis erbrachte, daß die letzten Koordinaten aus Tassinis Notizen ohne Zweifel eine Stelle innerhalb von Fasanos Werkstatt bezeichneten.
    Das Telefon klingelte, während Brunetti noch über der Karte brütete und seine Informationen im Geist wie Puzzleteile hin und her schob. Zerstreut meldete er sich mit Namen.
    »Guido?« fragte eine bekannte Stimme.
    »Ja.«
    Etwas in seinem Tonfall gab Anlaß zu einer langen Pause. »Ich bin's, Guido. Paola. Deine Frau. Du erinnerst dich?«
    Brunetti stöhnte.
    »Wie steht's mit Essen? Daran wirst du dich doch erinnern, Guido, oder? Mittagessen zum Beispiel?«
    Er guckte auf die Uhr und sah erstaunt, daß es schon nach zwei war. »Oh, mein Gott!« rief er. »Entschuldige. Ich hab's vergessen.«
    »Heimzukommen oder zu essen?« fragte sie.
    »Beides.«
    »Geht's dir gut?« Paola klang jetzt ehrlich besorgt.
    »Es ist wegen Tassini«, sagte er. »Ich komme nicht dahinter, wie es wirklich war. Oder finde zumindest keine Beweise dafür.«
    »Du schaffst das schon«, sagte sie und setzte hinzu: »Oder vielleicht auch nicht. Für mich bleibst du in jedem Fall immer der strahlende Stern meines Lebens.«
    Er verstand das so, wie es gemeint war. »Dank dir, Liebste. So einen Satz brauche ich hin und wieder.«
    »Schön.« Es folgte eine lange Pause. »Wirst du ...«, begann Paola.
    Brunetti sagte gleichzeitig: »Ich komme nicht zu spät nach Hause.«
    »Gut«, sagte sie und legte auf.
    Brunetti beugte sich wieder über die Karte. Nichts hatte sich geändert, und doch sah plötzlich alles ein bißchen weniger trostlos aus, auch wenn er wußte, daß dies nicht den Tatsachen entsprach.
    Wenn gar nichts mehr geht, versuche zu bluffen. Ein Leitsatz, den er mit den Jahren von Paola übernommen hatte. Er schlug Pelussos Redaktionsnummer in seinem Adreßbuch nach.
    »Pelusso«, meldete sich der Journalist nach dem dritten Klingeln.
    »Ich bin's, Guido. Du mußt was für mich ins Blatt setzen.«
    Vielleicht lag es an Brunettis dringlichem Ton, daß Pelusso sich die Retourkutsche verkniff, zu der ein solcher Auftakt ihn normalerweise verleitet hätte. »Wo?« war alles, was er fragte.
    »Am liebsten auf Seite eins des Innenteils.«
    »Lokalnachrichten, wie? Was soll drinstehen?«
    »Daß eine Behörde - nicht nötig, sie beim Namen zu nennen, aber es wäre schön, wenn der Artikel durchblicken ließe, daß es sich um den Magistrato alle Acque handelt - von einem mit Schadstoffen verseuchten Gelände auf Murano erfahren und die Ermittlungen eingeleitet hat.«
    Pelusso gab durch sein Gemurmel am anderen Ende zu erkennen, daß er mitschrieb. »Was noch?« fragte er, als Brunetti eine Pause machte.
    »Daß dieser Fall mit einem anderen in Zusammenhang steht, der gegenwärtig untersucht wird.«
    »Tassini?« fragte Pelusso.
    Nach einem winzigen Zögern bejahte Brunetti.
    »Verrätst du mir, worum es geht?«
    »Nur, wenn davon nichts in deinem Artikel erscheint«, entgegnete Brunetti.
    Pelussos Antwort ließ auf sich warten, aber schließlich sagte er: »Abgemacht.«
    »Wie es aussieht, haben Tassinis Chefs sich auf illegale Weise gefährlicher Abfallstoffe entledigt.«
    »Was haben sie denn damit gemacht?«
    »Das gleiche, was bis 1973 gang und gäbe war: einfach alles in die Lagune gekippt.«
    »Und was sind das für Abfälle?«
    »Rückstände aus der molatura. Schleifpartikel von Glas und Mineralien«, antwortete Brunetti.
    »Klingt nicht sehr bedrohlich, wenn du mich fragst.«
    »Ist es vielleicht auch nicht«, räumte Brunetti ein. »Aber trotzdem verboten.«
    »Und che brutta figura, falls einer der besagten Chefs identisch ist mit dem Herrn, der sich grade anschickt, zum Aushängeschild für engagierten Umweltschutz zu

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